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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch vor Sonnenuntergang fort, denn wer sich bei Einbruch der Dunkelheit im Lager befindet, ist Gast des Stammes, selbst der Ausgestoßene, er darf nicht fortgewiesen werden.“
    „So wollen wir uns immer bereitmachen.“
    Ibrahim Pascha erhob sich von der Decke, auf der er gesessen hatte. Der Riese aber, der sich während dieses Gesprächs immerfort das Auge gekühlt hatte, ergriff ihn schnell am Arm, zog ihn nieder und sagte:
    „Was fällt dir ein! Meinst du etwa, daß ihr mit mir zusammen aufbrechen werdet?“
    „Was sonst?“
    „Ich habe dich für klüger gehalten. Es darf ja doch kein Mensch ahnen, daß wir uns heimlich miteinander zum Verderben des Stammes geeinigt haben. Und sodann ist es gewiß, daß euch, sobald ihr das Lager verlaßt, dieser verdammte Deutsche sogleich folgen würde. Ihr hättet ihn also hinter euch und ich ihn auch hinter mir. Was sollte da aus unserem Plan werden!“
    „Du meinst also, daß wir heimlich abziehen?“
    „Natürlich.“
    „Das wird sehr schwer gehen. Vielleicht ist es ganz und gar unmöglich. Wie können wir von hier entkommen, ohne bemerkt zu werden?“
    „Dafür laßt nur mich sorgen! Horcht!“
    Eben jetzt erhob sich draußen der bereits erwähnte vielstimmige und jubelnde Ruf:
    „Heil dem König und der Königin!“
    Der Riese schlug mit der geballten Faust auf den neben ihm sich erhebenden Feuerherd, daß die Steine desselben prasselnd zusammenstürzten, und sagte:
    „Da habt ihr es! Der Knabe ist König, ist Scheik und Anführer geworden. Nun können die Männer gehen!“
    „Um wiederkommen und sich rächen zu dürfen!“ fiel der Russe ein.
    „Ja, das wollen wir, das wollen und werden wir! Nun aber bleibt uns nicht viel Zeit mehr übrig. Die Ältesten werden bald erscheinen, um mir das Ergebnis ihrer Beratung zu verkündigen. Da muß alles besprochen sein.“
    „So mach schnell, uns zu sagen, wie wir uns zu verhalten haben!“
    „Ich werde das Lager verlassen, indem ich nach Norden reite, um diese Halunken hier irrezuführen. Da aber die Beni Suef im Süden von hier wohnen, werde ich bald nach dieser Richtung einbiegen. Mein Sklave wird sich freuen, wenn er hört, daß er wieder zu den Seinen darf und frei sein wird.“
    „Läßt man ihn denn fort?“
    „Ich weiß es nicht und glaube es auch nicht. Aber das ist mir gerade lieb. Er ist jung, wird also zu den Wächtern des Lagers gehören. Ich sage ihm, wo er mich findet. Ihr packt heimlich zusammen, was euch gehört, und er wird kommen, euch abzuholen. Das ist alles, was ihr zu wissen nötig habt. Hört ihr die Schüsse und das Jubelgeschrei? Jetzt wird der neue Scheik mit der Königin auf der Ruine erscheinen, um sich dem Stamm zu zeigen. Dem Stamm? Ach, wir wollen nicht vergessen, daß dies hier das Lager nur eines Teiles des Stammes ist. Die Oase ist nicht so groß, daß sie alle Beni Sallah zu fassen vermöchte. Wir aber kommen mit sämtlichen Beni Suef zurück. Es wird uns also leicht sein, das Lager zu besiegen. Doch horch! Man kommt!“
    Draußen ließen sich in der Tat Schritte vernehmen, und dann wurde der Name des Riesen gerufen. Er trat vor das Zelt, wo die Ältesten des Stammes, begleitet von vielen anderen Beduinen, standen.
    „Tretet ein!“ sagte Falehd höhnisch-freundlich zu ihnen.
    „In das Zelt eines Ehrlosen tritt kein Sohn der Beni Sallah“, antwortete der alte Kalaf. „Wir sind gekommen, dir unseren Beschluß zu verkündigen.“
    „Er wird von Weisheit triefen wie das Maul eines Kamels, wenn es aus der Pfütze getrunken hat!“
    „Du verhöhnst uns, trotzdem wir dir Gutes zugedacht haben. Um so größer wird Allah die Barmherzigkeit ansehen, die wir dir erweisen wollen. Du wirst das Lager verlassen in der Zeit, die von den Abendländern eine Stunde genannt wird.“
    „Ich werde sehr gern noch eher gehen.“
    „Eigentlich müßtest du gehen, so wie du hier stehst, denn alles, was ein Ausgestoßener besitzt, das fällt dem Verwandten anheim.“
    „Wer ist der Verwandte?“
    „Die Königin. Du warst ihr Schwager.“
    „Also wird Tarik, das Kind, sich an meinem Eigentum ergötzen?“
    „Er ist Nachfolger des verstorbenen Scheiks.“
    „Er mag meine Herden fressen, bis er vor Fett zerplatzt. Dann wird er selbst von den Hyänen verzehrt werden. Das ist meine Weissagung.“
    „Schimpfe immerhin den, der dir Gutes tut! Du müßtest eigentlich mit deinen Füßen das Lager verlassen; aber die Versammlung erlaubt dir, das beste deiner Reitkamele mitzunehmen. Auch sollst du zwei

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