Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Thaumaturgen von Sodan erhoben sich. Tralgan schluckte – mühsam.
    Er hatte geglaubt, sich von dem Unheimlichen dieses Ortes befreit zu haben. Er war davon überzeugt gewesen, daß die Thaumaturgen sein Wesen verstanden, die Tiefe seines Hasses und die allumfassende Natur seines Verlangens nach Vergeltung. Und doch war ihm bewußt, daß er wie erstarrt dastand, von würgender Angst erfüllt, daß die Thaumaturgen ihren Pakt mit ihm nicht einhielten.
    Die Thaumaturgen von Sodan starrten Tralgan Vorner an. Die Totenkopfgesichter mit den in den Augenhöhlen schwebenden blutroten Flammenkugeln wandten sich ihm zu, und er fühlte den gedanklichen Sturm wie den Hieb einer Sense.
    Alle Zauberer starrten ihn an. Alle. Alle acht.
    Der Sarkophag mit den sterblichen Überresten Rafan-Ymets des Unentrinnbaren blieb fest verschlossen. Das Licht hob die magischen Gravierungen hervor, und Tralgan in seinem aufgewühlten Zustand glaubte zu sehen, wie sich die Runen unter dem Einfluß einer unheilvollen Macht bewegten. Eine so mächtige Anspannung schlug über ihm zusammen, daß er die Augen schloß und fühlte, wie sein ganzer Körper erbebte.
    Sprühende Funken wirbelten um ihn herum. Es fühlte sich an, als stäche ihn eine Million Dolchspitzen. Ihm kam es so vor, als würde sein Gehirn zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben. Sein Herz raste.
    Die stechenden Lichter durchdrangen seine geschlossenen Lider. Sein ganzes Ib, alles, was Tralgan Vorner ausmachte, wurde von den funkensprühenden Lichtern aufgesogen. Die Thaumaturgen erfuhren alles. Sie wußten, wie Rafan-Ymet zum zweiten Mal gestorben war, und diesmal war er rettungslos hinab in die Eisgletscher von Sicce gerufen worden. Tralgan wartete darauf, daß sein Urteil verkündet wurde.
    Warum war er zurückgekehrt? Warum war er durch die Geheimgänge geschlichen, allein geführt von dem mentalen Schlüssel, den ihm die Zauberer überlassen hatten? Warum?
    Er wußte nur, daß er hatte zurückkehren müssen. Für ihn hatte es auf ganz Kregen keine andere Handlungsmöglichkeit gegeben. Und so wartete er auf das Urteil, und dabei wurde er sich einer seltsamen Tatsache bewußt. Vielleicht lag es daran, daß sich sein Verstand in gewöhnliche Eindrücke flüchtete, um die kommende Qual zu lindern. Der Gestank nach Verwesung war nicht so übelkeiterregend wie bei seinem ersten Besuch. Konnte es sein, daß er sich an diese abscheulichen Ausdünstungen gewöhnte?
    Das konnte er sich nicht vorstellen – soweit er des freien Denkens mächtig war. An den Knochen der Zauberer haftete diesmal bedeutend mehr Fleisch, und die verfaulenden Hautstreifen baumelten nicht mehr in so großer Anzahl. Er schluckte – und die Stimme sprach.
    »Tralgan Vorner, enteigneter, aber rechtmäßiger Elten von Culvensax! Ist deine Rache vergessen? Ist dein Haß gestillt? Hast du deinen Zorn verloren?«
    »Nein!« Wut flammte in ihm auf. »Nein! Aber ...« Tralgan schluckte erneut, befeuchtete die Lippen und sprach in dem Wissen, daß ihn sein Schicksal ereilen würde, mit möglichst fester Stimme. »Es tut mir aus ganzem Herzen leid wegen Rafan-Ymet.«
    »Das Vaol-paol führt zusammen. Sein Kreis ist geschlossen.«
    Tralgan gewann den deutlichen und entsetzlichen Eindruck, daß sich diese Magier nur wenig aus ihrem nun endgültig toten Kameraden machten, woraus sich ergab, daß sie auch nicht viel füreinander übrig hatten. Waren sie etwa Rivalen?
    »Sie haben viele Pfeile abgeschossen, sehr viele Pfeile.«
    Ein Laut zitterte durch die Kammer, der auch ein hämisches Kichern sein mochte. »Die Pfeile haben Rafan-Ymet nicht getötet.«
    »Aber ...«
    »Wenn wir an deiner Seite stehen, mußt du auch dort bleiben.«
    »Ja, ja. Aber ich wurde fortgerissen ...«
    »Das verstehen wir.« Die dieser Erklärung innewohnende Macht brachte Klarheit in Tralgans Bewußtsein. Wie weit konnten diese Kaotim-Magier ihre Kräfte aussenden? Die Kammer mit dem zerborstenen Glasdach war breit und hoch. Gold glitzerte. Juwelen funkelten. Das Kristallicht strömte in die Tiefe. Und doch fühlte sich Tralgan Vorner eingesperrt, unter Druck gesetzt. Die hallende Stimme, die an eine Seidenschnur erinnerte, die man über die Zacken einer Säge zieht, sprach mit Nachdruck.
    »Vergiß das nie! Wir ziehen unser neues Leben aus dir! Vergiß das nie! Dein Ib und dein Blut gehören uns! Vergiß das nie! Bleib in der Nähe!«
    Tralgan Vorner neigte den Kopf in stummem Gehorsam.
    Aus dem Sarkophag neben der geschlossenen Begräbnisstätte

Weitere Kostenlose Bücher