52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -
aus einer Familie mit vier Katzen kommt, muss er gewusst haben, dass eine nie genug sein würde.
Willst du eine ehrliche Antwort?, schreibt er zurück.
Na klar.
Nein.
Ich bin mir sicher, dass er das nicht so meint. Und auf alle Fälle hat er das fragliche kleine Fellbündel ja noch nicht gesehen oder seine Geschichte gehört. Ich bin zu einer Konferenz
in einem Hotel, und dort streunen sieben schwarze Kätzchen über den Parkplatz und geraten um Haaresbreite unter die Reifen jedes vorbeifahrenden Wagens. Nach Aussage des Gärtners ist sogar schon eines überfahren worden. Sie sind halbwild, und das Hotel fühlt sich nicht für sie zuständig.
»In ein paar Wochen«, sage ich zu einer Kollegin, »werden sie anfangen, sich untereinander zu paaren, und dann gibt es bald Hunderte schwarze Kätzchen.«
»Und alle taub und blind«, sagt sie.
Ich zupfe die Thunfischstückchen aus meinem Sandwich und werfe sie den Katzenbabys zu, die aufgeregt um meine Beine streichen.
»Es wäre doch geradezu unmenschlich, nicht eines von ihnen mitzunehmen«, sage ich. Und ich frage mich, ob Herberts Einstellung vielleicht eine andere wäre, wenn er sie nur selbst sehen könnte. Eilig schicke ich ihm per SMS ein Foto.
Ja, süß, lautet die Antwort, aber was wird Bob mit ihm machen?
Bob wird es lieben, ein Kätzchen um sich zu haben! Diese Antwort ist nicht ganz ehrlich. Denn Bob ist die wohl neurotischste Katze, die mir je begegnet ist. Das Risiko, dass er das Katzenkind auffrisst, ist nicht von der Hand zu weisen.
Schau mal, schreibt Herbert, ich weiß ja, dass nichts, was ich sage, dich umstimmen wird. Aber ich will dir nur meine Meinung kundtun.
Na, das ist doch wohl ein Freibrief, oder? Ich strecke die Hand nach einem der Tiere aus, um es zu streicheln, da faucht es und läuft davon.
»Keine Sorge«, meint meine Kollegin, »ich fang dir eins, bevor wir nach Hause fahren. Ich kenne mich mit Wildkatzen aus.«
Ich tue den ganzen Nachmittag nur noch so, als würde ich arbeiten, und halte insgeheim nach einer passenden Kiste Ausschau, in der ich das Kätzchen transportieren kann.
Als es dann so weit ist, bin ich doch ein bisschen nervös. Die Tiere sind etwa acht Wochen alt, und ich habe sie feste Nahrung fressen sehen, aber trotzdem wird mir plötzlich klar, dass ich drauf und dran bin, eines von seiner Mutter wegzunehmen. Das kommt mir gemein vor, wenn auch nur im Moment. Ich warte also im Auto, während meine Kollegin ein Katzenbaby für mich fängt und es mir dann in einem mit reichlich Luftlöchern versehenen Karton hereinreicht. Ich fahre los, ohne hineinzuschauen.
Wieder daheim stelle ich die Kiste in meinem Arbeitszimmer auf den Boden und ziehe sachte das Klebeband ab. Von innen funkelt mich ein kleines, schwarzes Bündel Fell einige Augenblicke lang an, bevor es in fünf Richtung gleichzeitig davonstiebt, bis es sich schließlich an der Fensterscheibe den Kopf anschlägt und kurz innehält, um mich zornig anzustarren. Hastig mache ich ein Foto und schicke es Herbert.
Kätzchen Elsie in ihrem neuen Zuhause.
Aah, erwidert er. Dann ist es also ein Mädchen?
Keine Ahnung.
Bis Herbert nach Hause kommt, hat Elsie sich unter meinen Aktenschrank gequetscht und kommt nicht mehr darunter hervor – zumindest nicht, solange wir hinschauen.
Verführung Nr. 42
DIE CAT
A n diesem Punkt angekommen – mit nur noch zehn verbleibenden Verführungen, habe ich den Eindruck, wir sollten es schon zu einem gewissen Expertenstatus gebracht haben.
Wir sollten in der Lage sein, ins Schlafzimmer zu rauschen, unsere Kleider abzuwerfen, uns in irgendwas Prickelndes zu stürzen, monumentale Orgasmen zu erreichen, und danach die Füße zu einer postkoitalen Zigarette (in unserem Falle nur eine metaphorische) hochlegen und ein Glas Wein trinken. Aber weit gefehlt. Manchmal schlauchen uns selbst die einfachsten Dinge.
»Sollen wir es diese Woche mal mit CAT probieren?«, frage ich Herbert.
»Klar«, antwortet er. »Worum ging’s dabei nochmal?« Wir haben die C oital A lignment T echnique schon mal diskutiert, sind aber bis jetzt noch nie zur Umsetzung gekommen. Man
fängt in der Missionarsstellung an, dann richtet der Mann seinen ganzen Körper so weit auf, dass der Penis nur noch gerade eben in der Frau steckt und ansonsten in seiner ganzen Länge auf ihre Vulva drückt. Sie richtet ihr Becken auf, und gemeinsam beginnen sie eine Art Schaukelbewegung. Herbert war immer der Meinung, das klinge ihm zu kompliziert.
»Also«, sage ich,
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