Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Verachtung, Stolz, Selbstbewußtsein, demütiges Mitleid, alles das lag darin. Es klang deutlich heraus, daß er es besser getan hätte als der Kapitän. Übrigens verkehrte Pierre mit seinem Herrn zwar höflich und ergeben, aber doch in jener dienstfertigen, vertraulichen Weise, welche sich gewöhnlich bei älteren Dienern einwurzelt, welche sich in die Geheimnisse ihrer Herrschaft einzuschleichen gewußt haben.
    „Ja, ein Esel ist er“, meinte der Baron.
    „Ein Stich, ein einziger Stich! Wie leicht, gnädiger Herr!“
    „Ja. Aber eine Entschuldigung gibt es doch.“
    „Keine!“
    „O doch. Der Deutsche hatte einen stählernen Harnisch angelegt.“
    „Donnerwetter!“
    „Ja. Der Dolch ging nicht hindurch.“
    „So muß man eben schießen!“
    „Allerdings. Wo sind meine Pistolen?“
    „Dort im Sekretär. Sie wollen doch nicht – – –?“
    „Freilich will ich!“
    „Selbst – – –?“
    „Ja“, nickte der Baron stolz.
    „Kann denn der Kapitän nicht allein –?“
    „Nein. Er braucht einen, der ihn anfeuert. Sind sie geladen?“
    „Nein.“
    „Lade eine, aber sorgfältig!“
    „Aber, gnädiger Herr, die Gefahr –!“
    „Pah, es ist keine Gefahr dabei. Es wird so arrangiert, daß wir sicher sind.“
    „Gewiß?“ fragte Pierre im Ton der Besorgnis.
    „Ja, habe keine Angst um mich, Alter. Nötigenfalls haben wir unser Alibi.“
    „Sie sind ja den ganzen Abend zu Hause gewesen und von mir bedient worden. Aber der Kapitän; wie steht es mit seinem Alibi?“
    „Er war bei mir.“
    „Schön!“
    Mit diesen Worten öffnete Pierre den Sekretär, nahm den Pistolenkasten hervor und begann, eine der Waffen zu laden.
    „Wo hast du das Laternchen?“ fragte sein Herr.
    „Auch im Sekretär.“
    „Setze es instand.“
    „Das ist gut, gnädiger Herr. Man weiß nicht – – –“
    Er schien sich darin zu gefallen, in nur halb ausgesprochenen Sätzen zu reden. Übrigens war die Angelegenheit ja eine solche, über die man sich nicht gern vollständig ausspricht.
    „Das Fenster lehnst du nur an, schließest es aber nicht zu“, befahl Reillac.
    „Ah, warum, gnädiger Herr?“
    „Es ist möglich, daß der Kapitän mitkommt. Er darf nicht wissen, daß ich dich mit in das Vertrauen gezogen habe. Mache schnell. Ich habe nur sehr wenig Zeit!“
    Die Pistole war geladen; jetzt wurde die Laterne hervorgenommen.
    „Wenn es nur gut abläuft!“ meinte der Diener.
    „Wie soll es anders ablaufen?“
    „Oh, oft hat in solchen Sachen der Teufel sein Spiel!“
    „Na, hier werden jedenfalls wir selbst die Teufel sein“, lachte der Baron.
    „Und dennoch – – –! Gnädiger Herr, ich liebe die Deutschen nicht; ich gönne diesem Königsau lieber zehn Kugeln anstatt einer; ich an Ihrer Stelle aber würde diese Angelegenheit denn doch auf eine andere Weise zu ordnen suchen.“
    „Auf eine andere? Hm! Auf welche?“ fragte der Baron neugierig.
    Der Diener spitzte den Mund wie ein Faun, küßte sich die Fingerspitzen und antwortete:
    „Auf eine sehr, sehr interessante Weise.“
    „Ach, ich kenne deine Pantomimen, weiß aber dennoch nicht, was du meinst. Heraus damit!“
    „Hm! Ich setze den Fall, Mademoiselle Margot besäße meine Liebe und versagte mir ihre Gegenliebe, so würde sie doch auf die leichteste Weise der Welt meine Frau.“
    „Ah! Laß mich doch diese Weise kennenlernen!“
    „Ich behaupte sogar, daß sie mich bitten würde, ihr Mann zu werden.“
    „Pierre, du bist nicht gescheit!“
    „Aber auch nicht dumm, wie ich zu meinem Ruhm selbst gestehen muß.“
    „So sage, wie du sie zwingen willst?“
    „Ich würde sie zu mir einladen.“
    „Und sie kommt auch?“
    „Sie kommt sogar in mein Schlafgemach, gnädiger Herr!“
    Sein Gesicht nahm jetzt einen so lüsternen Ausdruck an, daß sein Herr lachen mußte.
    „Du irrst, alter Schelm!“ sagte er.
    „Ich bin überzeugt.“
    „So sprichst du im Delirium!“
    „Oh, ich bin sehr bei Sinnen.“
    „Da kennst du diese Margot nicht!“
    „Ich brauche sie nicht zu kennen. Es kommt ganz allein auf die Art an, in welcher sie meine Einladung erhält.“
    Jetzt wurde der Baron doch aufmerksamer. Er merkte, daß der Kammerdiener irgendeinen Plan hatte; darum fragte er:
    „Wie würde deine Art sein?“
    „Hm!“ brummte der Gefragte nachdenklich. „Je nach den Umständen. Hat Mademoiselle ihren Verlobten bereits einmal in seiner Wohnung besucht?“
    „Ich glaube es nicht.“
    „Erzählten mir der gnädige Herr nicht, daß

Weitere Kostenlose Bücher