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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Viertelstunden!“
    „Ist er schon vorüber?“
    „Nein, er muß aber jede Minute kommen. Haben Sie die Laterne? Es ist finster wie in einem Sack.“
    „Ich habe sie und werde sie gleich anstecken.“
    „Und die Pistole?“
    „Ja. Hier ist sie.“
    „Geladen?“
    „Beide Läufe.“
    Der Kapitän erhielt die Waffe und untersuchte sie mit den Fingern vorsichtig, ob er sich auf sie verlassen könne. Unterdessen trat der Baron in den tiefen Torbogen zurück und brannte seine Laterne an. Dann steckte er sie, zugeklappt, in die Außentasche seines Rockes, bereit, sich ihrer augenblicklich zu bedienen.
    „Jetzt hinüber auf die andere Seite“, sagte er, „dort wohnt er ja.“
    „Halt!“ sagte der Kapitän. „Vorher müssen wir unsere Rückzugslinie besprechen.“
    „Wozu?“
    „Man kann nie wissen, was passiert. Im Falle eines Mißlingens haben Sie mir ja versprochen, mir behilflich zu sein, mein Alibi beizubringen.“
    „Gut. Sie bleiben diese Nacht bei mir, Sie sind überhaupt während des ganzen Abends bei mir gewesen.“
    „Wir werden uns also nach Ihrem Haus flüchten, falls uns hier etwa Unerwartetes begegnen sollte?“
    „Ja, aber nicht nach der vorderen Tür. Kennen Sie das kleine Nebengäßchen?“
    „Ja.“
    „Mein Garten stößt daran. In der Mauer befindet sich ein kleines Pförtchen, sehr leicht zu treffen, da es das einzige Gäßchen ist. Dort erwarten wir einander, wenn wir gezwungen sein sollten, uns zu trennen. Jetzt kommen Sie. Aber schießen Sie nur dann, wenn wir wirklich Königsau vor uns haben!“
    Sie schritten leise über die Straße hinüber und warteten. Es verging einige Zeit, da hörten sie nahende Schritte. Sie drückten sich sehr tief in den Türbogen, um nicht sofort gesehen zu werden. Der Kapitän zog die Pistole hervor, und der Baron fuhr mit der Hand nach der Laterne.
    „Aufgepaßt!“ flüsterte der letztere. „Das wird er sein. Sobald er hier bei uns stehenbleibt, um dem Portier zu klingeln, leuchte ich ihm plötzlich ins Gesicht. Sie halten ihm den Lauf dicht an die Schläfe und drücken los. Er ist sofort tot.“
    Die Schritte kamen immer näher. Da sagte der Kapitän leise:
    „Dieses Mal ist es nichts. Diese Schritte klingen nicht wie diejenigen eines Offiziers. Aber seien wir trotzdem gefaßt. Geht er vorüber, so ist er es auf keinen Fall.“
    Der Erwartete kam langsam herbei. Den beiden Lauernden klopfte vor Erregung das Herz, dieses Mal jedoch unnützerweise. Der Mann ging vorüber.
    Erst nach einer Pause meinte der Kapitän:
    „Ich hatte Recht, aber ich wollte, Königsau wäre es gewesen.“
    „Warum?“
    „So wäre jetzt die Geschichte vorüber.“
    „Ah! Haben Sie Angst?“
    „Pah, Angst! Sie taxieren mich noch immer zu niedrig, wie ich höre. Aber warten wir!“
    Und sie warteten. Es vergingen kaum zwei Minuten, so hörten sie abermals Schritte, welche sich auf ihrer Seite der Straße näherten. Richemonte lauschte und erklärte dann:
    „Das ist ein Soldat, das ist ein Offizier.“
    „Wirklich?“
    „Ich gehe jede Wette ein.“
    „Gut, Sie sind in diesem Fach Kenner. Geht er vorüber, so ist es wohl ein anderer, bleibt er stehen, so werde ich ihn anleuchten. Aber nur schießen, wenn er es ist.“
    Die kräftigen, militärischen Schritte kamen näher. Jetzt war jener noch zehn Schritte von ihnen entfernt, dann acht, sechs, vier – da blieb er stehen. Sie konnten wegen der Dunkelheit nicht sehen, was er tat, aber es schien, als ob er emporblickte, um die Fensterfront zu mustern. Der Kapitän stieß den Baron an. Dieser zog die Laterne hervor, richtete die vordere Seite ganz auf die Gestalt und öffnete. Sofort wurde diese von einem hellen, blendenden Licht überflutet, während die beiden anderen im tiefsten Dunkel standen.
    „Donnerwetter!“ rief der Mann, und dann fügte er in gebrochenem Französisch, welches ganz schrecklich klang, hinzu: „Wer seid ihr? Was macht ihr hier?“
    Die beiden Männer waren fürchterlich erschrocken, denn sie hatten – den Feldmarschall Blücher erkannt. Der Baron klappte schleunigst seine Laterne zu, um zu verhüten, daß ihr Licht auf ihn selbst falle. Dabei aber machte er mit der Hand eine unwillkürliche Drehung, und das Licht fiel für einen kurzen Moment seitwärts, wo der Kapitän stand. Dieser hatte die Pistole bereits zum Schuß erhoben gehabt, aber vor Schreck die Hand halb wieder sinken lassen. Der Lichtblitz fiel nicht auf ihn, aber doch auf die Hand, welche die Pistole hielt. Blücher war zu sehr

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