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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trennten sich die beiden Maler, nachdem Haller sich die Wohnung seines dicken Freundes notiert hatte. Dann begab er sich per Droschke nach der in dem Blatt bezeichneten Wohnung. Sie gehörte der Witwe eines Ministerialbeamten und genügte allen seinen Ansprüchen. Er mietete sich sofort ein und blieb auch sogleich hier. Er hörte, daß die Witwe einen Sohn habe, der bald aus dem Büro nach Hause kommen werde. Als dies geschehen war, wurde das Abendbrot genommen. Als Tischgenossin war ein reizendes, junges Mädchen mit Namen Madelon Köhler zugegen.
    Da kam ihm ein plötzlicher Gedanke. Er hatte schon ein Gesicht gesehen, welches dem ihrigen außerordentlich ähnlich war.
    „Sie haben eine Schwester, Fräulein?“ fragte er.
    „Ja. Sie befindet sich als Freundin bei einer Baronesse von Sainte-Marie.“
    „Sie meinen die Baronesse Marion de Sainte-Marie?“
    „Ja“, antwortete die junge Dame überrascht. „Ist die Baronesse Ihnen bekannt?“
    „Sehr gut. Ich kenne auch Fräulein Nanon Köhler, ihre Schwester.“
    „So sind Sie in Schloß Ortry gewesen?“
    „Ja, ich hatte ein Portrait des jungen Baron Alexander zu fertigen und war also geschäftlicherweise zu einem Aufenthalt gezwungen.“
    „Ah, da werde ich Sie später ersuchen, mir einiges zu erzählen. Wie schön, daß Sie die Schwester kennen. Ich habe heut' einen Brief von ihr erhalten. Ist Ihnen vielleicht ein Doktor Bertrand aus Thionville bekannt?“
    „Ich kann mich nicht entsinnen.“
    „Dieser Arzt hat einen Kräutersammler –?“
    „Auch diesen kenne ich nicht.“
    „So, so! Darf ich Sie auf ein wunderbares Spiel der Natur aufmerksam machen, mein Herr! Sie sehen nämlich einem meiner Bekannten so ähnlich, daß man sie auf das leichteste miteinander verwechseln könnte.“
    „Wirklich? Wer ist es denn, dessen Konterfei zu sein ich die Ehre habe?“
    „Es ist ein Soldat, ein einfacher Diener, nämlich der Busche des Herrn Rittmeister Richard von Königsau.“
    Dieser Name elektrisierte ihn sofort.
    „Königsau?“ fragte er. „Kennen Sie diese Familie?“
    „Sehr gut, und zwar von doppelter Seite. Nämlich, der Sohn meiner gnädigen Dame, Rittmeister Arthur von Hohenthal, von den Husaren, ist ein Freund des Herrn von Königsau, welcher den ersteren sehr oft besucht. Und sodann ist Fräulein Emma von Königsau so freundlich, mich zu ihren näheren Bekannten zu rechnen.“
    „Dann können Sie mir wohl auch sagen, ob der Rittmeister von Königsau ein Freund der Geselligkeit ist?“
    „Ich bezweifle das. Er ist ein sehr ernster Charakter.“
    „So ist es wohl nicht leicht, Anschluß an ihn zu finden?“
    „Für einen Fremden halte ich es sehr schwierig. Er gehört zu den Charakteren, welche Lebensbefriedigung mehr nach innen als nach außen suchen.“
    „Er befindet sich gegenwärtig in Berlin?“
    „Nein; er ist abwesend.“
    „Würde es unbescheiden sein, nach dem Ort zu fragen, an welchem er sich befindet? Ich erkundige mich nämlich nicht ganz und gar absichtslos.“
    „Wie mir meine Schwester erzählte, hat er sich in letzter Zeit zu sehr angestrengt und einen Urlaub zum Zweck der Erholung erhalten. Er befindet sich auf dem Gut eines Verwandten in Posen oder Litauen.“
    „Ich danke! Aber die Glieder seiner Familie befinden sich hier in Berlin?“
    „Ja. Zwar ist seine Schwester Emma abwesend, aber sie kehrt bereits heut' zurück.“
    „Ist es schwer, Zutritt zu der Familie zu erhalten?“
    „Sie öffnet ihre Tür nicht so leicht einem jeden; aber –“, dabei ließ sie ihr dunkles Auge freundlich forschend auf ihm ruhen – „haben Sie irgendein Interesse an dem Namen Königsau?“
    „Ja, ein ziemlich bedeutendes, mein Fräulein. Ich darf noch nicht davon sprechen, und darum ersuche ich Sie dringend, gegen Ihre Freundin ja nichts zu verraten. Aber es würde mir unendlich willkommen sein, diese mir rühmlichst geschilderten Personen kennenzulernen.“
    Er befand sich als Spion in Berlin, aber sein ganzes Wesen war nicht dasjenige eines solchen. Sein Gesicht zeugte von Edelmut und Biederkeit. Er war gezwungen, dem Befehl seines Vorgesetzten zu gehorchen; er tat dies zwar, aber er tat es mit innerem Widerstreben. Dieses leise, heimliche Schleichen paßte nicht zu seinem Naturell und ebenso wenig zu seinem Charakter.
    Madelon nickte ihm freundlich zu und sagte:
    „Künstler sind allüberall weniger unwillkommen als andere Menschenkinder. Vielleicht gelingt es mir, Ihnen den Eintritt in das Haus meiner Freundin zu

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