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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber ebenso zurückhaltenden und berechnenden Ausdruck an. Wäre ein Zeichner zugegen gewesen, so hätte er diesen Menschen als die Personifikation der größten Verschlagenheit in die Mappe bringen können.
    „Von sehr vielem noch“, antwortete er.
    „Ich will das hören! Verstehst du? Ich muß es wissen!“
    „Hm! Ich kann es nicht sagen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil es mir augenblicklich nicht einfällt.“
    „So besinne dich. Denke nach.“
    „Das geht nicht so schnell und auf Kommando, wie Sie es wünschen und verlangen. Es können Tage, ja Wochen vergehen, ehe ich mich klar und deutlich erinnern kann.“
    „Ich verstehe dich, Halunke. Aber glaube ja nicht, daß die dunklen Andeutungen, welche du doch nur gehört haben kannst, imstande sein werden, mich in Verlegenheit zu bringen.“
    „Oh, es waren mehr als dunkle Andeutungen! Warum erhält übrigens die Frau Baronin keine Gelegenheit, Französisch zu lernen? Warum darf niemand mit ihr sprechen?“
    „Das geht dich den Teufel an! Du hast mir zu antworten, nicht aber zu fragen! Also gestehe, ob du mit der Baronin gesprochen hast!“
    „Kein Wort!“
    „Das lügst du! Ich glaube dir nicht!“
    „Dann halten Sie mich leider für dümmer, als ich bin. Es lag mir natürlich daran, so viel wie möglich zu hören und zu erlauschen; darum mußte ich so tun, als ob ich kein einziges Wort verstehe. Hätte die Baronin das Gegenteil bemerkt, so hätte ich wohl vergebens gewartet, meine Neugierde befriedigt zu sehen.“
    „Du hattest nicht zu lauschen und nicht hinzuhören!“
    „Sollte ich mir die Ohren verstopfen?“
    Der Kapitän war für den Gegenstand ihres Gesprächs so außerordentlich interessiert, daß er es gar nicht beachtete, welch ein Spiel sein Diener mit ihm trieb und in welchen Ausdrücken dieser sich bewegte. Er drohte nur:
    „Ich werde mich bei meiner Schwiegertochter erkundigen, und ich befinde mich im Besitz der nötigen Mittel, sie zum Geständnis zu bringen, ob du mit ihr gesprochen hast.“
    „Tun Sie das! Ich kann ruhig sein.“
    „Ich hoffe es. Aber nun sage mir, was du getan hättest, wenn dir der jetzige Raub geglückt wäre?“
    „Was hätte ich tun sollen? Ich hätte das Geld einstweilen vergraben.“
    „Aber der Verdacht hätte auf dich kommen können!“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Der Dieb konnte nur im Haus sein.“
    „Pah! Man hätte keine Spur entdeckt. Es war kein Schloß verletzt. Sie hatten Ihr Geld gezählt und sich dann eingeriegelt. Der Diebstahl wäre vollständig unerklärlich geblieben und auch niemals aufgeklärt worden. Das Geld hätte ich, wie gesagt, an einem sicheren Ort einstweilen vergraben.“
    „Aber man hätte die Nachschlüssel bei dir finden können. Ich hätte natürlich Haussuchung halten lassen.“
    „Man hätte nichts gefunden. Auch sie wären vergraben worden.“
    „Aber der Zufall und der Teufel treiben oft ihr Spiel. Am sichersten für dich wäre doch die Flucht gewesen.“
    Bei diesen Worten hielt er sein Auge forschend auf Henry gerichtet. Dieser bemerkte den lauernden Blick und antwortete:
    „Halten Sie mich für unzurechnungsfähig? Ich hätte ja gerade durch diese Flucht den Verdacht auf mich gelenkt!“
    „Hm! Ich sehe, daß ich mich vielleicht in dir getäuscht habe. Da du dich erwischen ließest, so hatte ich keine große Meinung von deiner Umsicht und Geschicklichkeit.“
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich überzeugt war, im Falle des Mißlingens straffrei auszugehen. Bei anderer Gelegenheit würde ich sicherlich nicht ergriffen werden.“
    „Bist du so überzeugt davon?“
    „Vollständig! Ein tüchtiger Einbrecher schlägt lieber zehn Angreifer tot, als daß er sich ergreifen läßt.“
    „Mensch, ich beginne zu glauben, daß du ein höchst gefährliches Subjekt bist!“
    „Möglich!“ nickte Henry kaltblütig.
    „Du sprichst vom Einbrechen ganz in der Weise, als ob du etwas Ähnliches bereits begangen hättest.“
    „Ich leugne es auch gar nicht.“
    „Und als ob du bereit seist, ganz dasselbe wieder zu tun?“
    „Hier wenigstens nicht. Sie werden schon dafür sorgen, daß Ihre Kasse von jetzt an sicher ist.“
    „Aber anderwärts?“
    Henry blickte seinen Herrn ziemlich lange von der Seite an; dann meinte er langsam und mit Betonung:
    „Das wird ganz allein von der Lage abhängen, in welche Sie mich versetzen. Jagen Sie mich ohne Zeugnis fort, so erhalte ich keine Stelle und muß sehen, was ich tue.“
    „Wie nun, wenn ich dich nicht

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