Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
guter Miene zu entlassen, und da Sie um dieselbe Zeit ihm sagten, daß Sie in der Lage seien, sich einen zuverlässigen und verschwiegenen Diener zu suchen, so wurde ich Ihnen von ihm sehr warm empfohlen. Dadurch wurde er mich auf gute Art los, ohne gewisse Rachegedanken in mir zu erregen.“
    „Wenn das wirklich die Wahrheit ist, so schulde ich ihm allerdings sehr wenig Dank.“
    „Es ist wahr. Ich trat bei Ihnen ein und machte ganz dieselbe Erfahrung wie bei dem Grafen.“
    „Welche Erfahrung meinst du, Spitzbube?“
    „Ich wurde zu außerordentlichen Diensten verwendet, ohne auch außerordentlich belohnt zu werden.“
    „Mensch, ich erwürge dich!“ rief der Alte vor Zorn.
    „Oh, was das betrifft, so soll das Erwürgen eine der angenehmsten Todesarten sein! Ich hatte da zum Beispiel bei Ihnen den Wächter der Baronin und der kleinen Marion zu machen. Das erforderte eine Tag und Nacht angestrengte Aufmerksamkeit; aber eine Gratifikation wollte sich ärgerlicherweise nicht einstellen –“
    „Mensch, du hast die beste Anlage zum Galgenvogel!“
    „Mag sein. Ich habe immer Unglück gehabt. Mein Ziel war, so viel zu verdienen, daß ich einmal sorgenfrei von meinem Einkommen leben könne; aber es rückte in immer weitere Ferne, bis ich auf den Gedanken kam, dem Glück ein wenig nachzuhelfen. Ich sah heute, welche Summe Sie empfingen. Einen Schlüssel zu Ihrem Schreibtisch hatte ich schon längst bereit –“
    „Ah! So ist es!“ dehnte der Kapitän. „Wer hat den Schlüssel angefertigt?“
    „Ich selbst. Sie müssen nämlich wissen, daß ich ursprünglich Kunstschlosser bin. Ich wußte, daß Sie stets den Nachtriegel vorzuschieben pflegen; daher machte ich mich während Ihrer Abwesenheit an Ihr Türschloß, um demselben eine solche Einrichtung zu geben, daß beim Aufschließen von draußen auch der Riegel mit zurückgeschoben werde.“
    „So hattest du auch einen Schlüssel zur Tür?“
    „Natürlich! Heute nun wollte ich mir die erwartete Gratifikation von Ihnen holen. Es war alles so schön vorbereitet; daß es mißlingen konnte, vermag ich nicht zu begreifen, und ich möchte Sie ersuchen, mir zu sagen, in welcher Weise Ihr Verdacht, daß Ihr Geld in Gefahr stehe, abgeholt zu werden, entstanden ist.“
    Das war eine mehr als ungewöhnliche Unterredung zwischen Herrn und Diener. Der Kapitän, welcher doch selbst ein Bösewicht war, konnte nicht begreifen, wie der Diener es wagen könne, mit solcher Frechheit und Unverschämtheit zu sprechen. Er glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu dürfen, und fragte daher:
    „Schuft! Habe ich recht gehört? Du verlangst von mir noch gar die Mitteilung, was meinen Verdacht erregt habe?“
    „Ich habe sie nicht verlangt, sondern nur darum gebeten.“
    „Der Teufel wird dir antworten, aber nicht ich! Ich hatte mit dir erst anderes vor. Nun ich aber sehe, welch ein galgenreifer Patron du bist, werde ich mich hüten, Milde walten zu lassen.“
    „Oh, Sie werden sicherlich nichts unternehmen, was Ihnen Schaden bringen könnte. Dazu sind Sie zu klug.“
    „Welchen Schaden könnte es mir bringen, wenn man dich einige Jahre hinter Schloß und Riegel steckt?“
    „Den Schaden, daß ich Schloß und Riegel von meinem Mund nehmen würde.“
    Die Augen des Alten flammten grimmig auf. Es war, als ob er den Diener mit seinem Blick versengen und verbrennen wolle.
    „Tod und Teufel!“ rief er. „Willst du mir etwa drohen?“
    „Ja!“ antwortete Henry, indem er seine Gestalt hoch und zuversichtlich aufrichtete. „Halten Sie das für unmöglich? Ich gebe zu, daß der Einbruch, welchen ich unternahm, etwas unvorsichtig ausgeführt wurde, ich bin in solchen Sachen niemals leichtsinnig gewesen, hier aber sagte ich mir, daß ich selbst im Falle, daß ich von Ihnen erwischt werde, nichts zu fürchten habe. Und daß ich einen Augenblick erstarrt schien, war nicht eine Folge der Angst oder Furcht, sondern immer nur der momentanen Überraschung.“
    Dem Kapitän war es, als ob er diesen Menschen sofort zermalmen müsse. Er setzte die Hähne seines Terzerols in Ruhe, warf die Waffe auf den Tisch und ballte die Fäuste, als ob er bereit sei, zum Angriff vorzugehen. Henry aber zeigte nicht die mindeste Besorgnis; er trat vielmehr einen Schritt näher und sagte im Ton größter Kaltblütigkeit und Seelenruhe:
    „Ich will nicht hoffen, daß Sie sich mit mir messen wollen. Ich bin nicht unerfahren im Handgemenge, da ich Soldat gewesen bin.“
    „Was? Soldat warst du?“ knirschte der

Weitere Kostenlose Bücher