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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in Brand und sagte dann:
    „Ich bin Graf Jules Rallion –“
    Der Bankier wollte mit einer Flut von Höflichkeiten antworten; aber der Franzose schnitt ihm dieselbe durch eine rasche Handbewegung ab und fuhr fort:
    „Keine überflüssigen Worte! Ich liebe im Geschäft die Kürze. Ich will mit Ihnen ein Geschäft machen.“
    „Da wird Heil widerfahren meinem –“
    „Lassen Sie das Heil fahren, wohin es will! Die Hauptsache ist das Geschäft. Ist Ihnen der Name Königsau bekannt?“
    „Königsau? Ja, ja! Guter Name, gute Zahler, feine Leute, pünktliche –“
    „Gut, gut! Wissen Sie, wo die Familie wohnt? Aber antworten Sie möglichst kurz.“
    „Ganz wie der Herr Graf befehlen! Diese Familie bewohnt das Gut Breitenheim in der Nähe von Nordenburg. Sie besitzt noch ein zweites Gut, welches an das erstere grenzt und –“
    „Schon gut! Ich weiß das! Wissen Sie vielleicht, ob diese beiden Güter verkauft werden?“
    Der Jude zog ein langes Gesicht und antwortete dann in verwundertem Ton:
    „Verkauft? Nein. Warum sollten werden die Güter verkauft? Hat doch die Familie nicht einen Heller Schulden oder Hypothek auf ihnen.“
    „Das ist mir egal!“ antwortete der Graf in zurechtweisendem Ton. „Ich will die Güter kaufen. Ich bin durch jene Gegend gekommen, und sie hat mir gefallen. Ich suche Ihre Vermittlung. Wenn Sie denken, daß Sie nichts tun können, so wende ich mich an einen anderen Agenten.“
    Der Jude erschrak. Er versuchte zwar noch einmal den Einwand: „Aber der Besitzer beabsichtigt ja gar nicht, zu verkaufen.“
    Doch da erhob sich der Graf von seinem Sitz und meinte:
    „Gut! Wenn Sie kein Geschick haben, den Besitzer zum Verkaufen zu bewegen, so suche ich mir einen gewandteren Vermittler.“
    Da sprang ihm der Agent in den Weg und rief:
    „Bleiben Sie, erlauchter Graf! Gehen Sie nicht fort, durchlauchtigster Monsieur! Was ein anderer kann, das bringt Samuel Cohn auch zustande. Sagen Sie mir nur, ob Sie die Güter partout haben wollen um jeden Preis?“
    „Um jeden Preis.“
    „Aber das wird Ihnen kosten ein großes und schweres Geld.“
    „Was geht das Sie an! Wissen Sie, welchen Wert dieselben haben?“
    „Nein. Wieviel wollen Sie an diesen Besitz wenden?“
    „Bieten Sie, bis man zuschlägt. Die Summe bezahle ich.“
    „Wann, und in welcher Weise, gnädigster Herr?“
    „Sofort und bar.“
    „Anweisung würde genügen.“
    „Ich bezahle bar; dabei bleibt es“, meinte Rallion hartnäckig.
    So ein Geschäft und so ein Mann war dem Bankier noch nicht vorgekommen. Dieser Franzose trat auf wie ein Engländer, der seine Guineen gar nicht zählen kann.
    „Gut! Schön!“ meinte Cohn. „Ich werde sprechen in eigener Person mit Herrn von Königsau. Wann soll ich reisen?“
    „Sofort.“
    „Wohin soll ich geben die Nachricht von meinem Erfolg?“
    „Ich reise mit Ihnen bis Rastenburg. Dort erwarte ich Ihren persönlichen Bericht. Ihr Honorar können wir unterwegs besprechen. Vorher aber muß ich eine Bedingung machen. Mein Name darf nicht genannt werden. Der Besitzer darf nicht wissen, daß ich es bin, welcher die Güter kauft. Ist dies möglich zu machen?“
    „Es ist nicht leicht; aber Samuel Cohn verspricht, zu machen, was möglich ist.“
    „Wohlan, so fahre ich nach dem Bahnhof voraus; beeilen Sie sich nachzukommen! Ich bin nicht gewohnt, zu warten.“
    Er ging und ließ den Agenten in einem Seelenzustand zurück, welcher die größte Ähnlichkeit mit einem Rausch hatte. Trotz dieser Aufregung und trotz allem, was in größter Eile noch zu besorgen war, gelang es dem Agenten, den Bahnhof früh genug zu erreichen.
    Und einige Tage später rollte ein eleganter Mietwagen auf der Straße dahin, welche von Nordenburg und Darkehmen führt. Diese Straße durchschneidet den zu dem Gut Breitenheim gehörigen Wald. Links von derselben führt ein Fahrweg direkt nach dem Gutshof.
    In diesen letzteren bog die Kutsche ein und fuhr nach ungefähr fünf Minuten in den offenen Hof der Besitzung. Ein junger, elegant gekleideter und wohlfrisierter Herr stieg aus. Zwei der auf dem Hofe befindlichen Knechte eilten herbei zu seinem Dienst. Er trat ihnen entgegen und fragte in ein wenig fremden Dialekte:
    „Dieses Gut gehört Herrn von Königsau?“
    „Ja, mein Herr“, antwortete der eine der beiden.
    „Ist dieser Herr zu Hause und zu sprechen?“
    „Er ist daheim und hoffentlich auch zu sprechen. Wollen Sie die Güte haben, mir zu folgen.“
    Er wurde über den sehr sauber gehaltenen Hof

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