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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach dem Herrenhaus geführt und dann, in einem Vorzimmer angelangt, wo er seine Karte abgab, gebeten, einen Augenblick zu verweilen. Der Knecht, welcher in augenblicklicher Abwesenheit eines Dieners dessen Stelle vertrat, kehrte sehr rasch zurück und bat den Fremden, ihm zu folgen. Sie gelangten durch zwei Zimmer hindurch in ein drittes, welches augenscheinlich die Bibliothek des Besitzers war. Karten und Pläne lagen auf den Tischen und Stühlen, und an allen drei Wänden ragten Gestelle voll Büchern bis zur Decke empor. Hier war alles einfach; keine Spur von Luxus ließ sich sehen, und doch machte dieses Arbeitszimmer den Eindruck einer anspruchslosen und unbewußten Vornehmheit.
    An dem mittleren der drei hohen und breiten Bogenfenster stand ein bequemer Sorgenstuhl, in dessen Kissen eine männliche Gestalt ruhte, deren Eindruck man gleich auf den ersten Augenblick einen imponierenden nennen mußte.
    Schneeweißes, kurzgeschnittenes Haar ließ die Formen eines edel gewölbten Schädels erkennen; ein dichter Vollbart von eben derselben Farbe umrahmte ein leicht gebräuntes, schönes Greisenangesicht, aus welchem ein Paar Augen blickten, so hell, so klar, wie man es bei so hohem Alter selten zu bemerken pflegt. Über diesem Angesicht lag es wie ein milder Seelenfrieden ausgebreitet, und doch konnten bei näherer Betrachtung zwei kleine Fältchen nicht unbemerkt bleiben, welche, obwohl von den Spitzen des Schnurrbartes leicht verdeckt, sich an den Mundwinkeln schräg vorüberzogen und eine leichte Störung dieses Seelenfriedens zu bedeuten schienen. Die Gestalt dieses Mannes, welcher ein geöffnetes Buch in der Hand hielt, in welchem er soeben mit noch unbewaffnetem Auge gelesen hatte, war hoch und breit. So und nicht anders mußten die Recken Karls des Großen gebaut gewesen sein, welche mit größter Leichtigkeit Rüstungen von solcher Schwere trugen, daß ein jeder andere durch sie zur Erde niedergedrückt worden wäre.
    Seinem Stuhl gegenüber, an dem Pfeiler, an welchem ein hoher und breiter Spiegel befestigt war, stand ein Möbel, halb Bett und halb Stuhl. In den darauf befindlichen Kissen erblickte man, mehr sitzend als liegend, eine Frauengestalt, welche nicht weniger Interessen erregte als der Mann.
    Unter starken und langen schneeweißen Locken, welche jetzt zu einer Art Kranz geflochten waren, erblickte man einen unbeschreiblich schönen Matronenkopf. Zwar zeigte das Gesicht desselben eine krankhafte, fast wächserne Blässe; aber das milde Licht, welches aus den großen, dunklen Augen strahlte, der versöhnliche Ernst, welcher auf der trotz des Alters noch faltenfreien Stirn thronte, die fast noch jugendlich zu nennende Rundung der Wangen, das Kinn, welches weder zu voll, noch zu spitz und scharf in den weißen Hals überging, sie bildeten zusammen einen Beweis der Wahrheit, daß der Mensch nicht alt werden kann, so lange das Herz jung bleibt. Nur die Lippen, einst jedenfalls voll, schön entworfen und zum Küssen einladend, waren dünner und bleicher geworden, und ihre etwas zusammengezogene Stellung gegeneinander ließ vermuten, daß diese Greisin in unbewachten und unbeobachteten Augenblicken den Mund heimlich zusammenpresse, um innere Schmerzen zu unterdrücken und zu verbergen, welche von den Ihrigen nicht geahnt und entdeckt werden sollten.
    Der untere Körper dieser Dame war bis über die Füße herab mit einer wollenen Decke verhüllt. Sollte diese Greisin, deren Augen noch so froh und jugendlich zu lächeln verstanden, ein von ihr aus Liebe nicht eingestandenes Leiden in sich tragen, welches von den Füßen auf begonnen hatte, dem Körper die so notwendige Lebenswärme zu entziehen?
    Diese beiden, der Greis und die Matrone, waren Hugo von Königsau, der einstige Liebling Blüchers, und Margot, seine Frau, welche das Glück an seiner Seite der Liebe eines Kaisers vorgezogen hatte.
    Aus dem ehrwürdigen Haar Hugos lief ein roter, fingerbreiter Streif schräg bis über die Hälfte der Stirn herab. Das war die Narbe jenes verhängnisvollen Hiebes, welcher ihm fast das Leben gekostet und seinem Gedächtnis eine unausfüllbar scheinende Lücke gerissen hatte.
    Margot hielt die Hände wie zum Gebet gefaltet, zu jenem Gebet, welches unbewußt aus dem Auge blickt, von der Wange strahlt, um die Lippen lächelt und um den ganzen Menschen weht, wie der süße, reine Duft den Kelch der bescheidenen Resedablüte umzittert.
    Ihr Auge war auf die Mitte des Zimmers gerichtet, wo ein Knabe auf Händen und

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