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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rate!“
    „Ein Brief unseres Goldberg?“
    „Nein.“
    „Nun, so ist es eine Depesche von Gebhard?“
    „Richtig geraten!“
    „Wo ist sie? Habt Ihr sie bereits gelesen?“
    „Nein. Oder hätte ich mir jemals erlaubt, mich deiner Korrespondenz zu bemächtigen? Die Depesche ist ja an dich adressiert. Hier hast du sie.“
    Sie zog sie unter der Decke hervor, mit welcher sie sich auch heute eingehüllt hatte. Es waren alle Glieder der Familie anwesend. Auch auf dem Gesicht Idas, der Schwiegertochter, war die neugierige Erwartung zu lesen, was ihr Mann antworten werde.
    Königsau öffnete das Papier und las.
    „Nun, was antwortet er?“ fragte er die beiden Damen.
    „Lies vor, lies vor!“ baten sie.
    „Gut. Hier steht kurz und bündig: ‚Verkaufe. Ich befinde mich wohl. Brief längst unterwegs. Grüße und Küsse von mir.‘ Er willigt also ein. Ist dir dies lieb, Margot?“
    Sie strich sich mit der Rechten langsam über das Haar und antwortete dann beinahe leise, damit man ihrer Stimme die Bewegung nicht anhören möge:
    „Ihr wißt ja, daß ich da glücklich bin, wo Ihr seid.“
    Hugo kannte sie aber zu gut. Er trat an sie heran, küßte sie auf die Lippen und sagte:
    „Ich weiß das, Margot. Bist du mir doch aus dem Vaterland in die Fremde gefolgt. Gehen wir auch fort von hier, so werden wir uns doch nicht verlassen. Billig aber verkaufe ich den Ort, an welchem wir so glücklich gewesen sind, auf keinen Fall.“
    Damit war der Gegenstand für jetzt erledigt. –
    Im besten Gasthof des Städtchens Rastenburg wohnte Graf Rallion, welcher sich aber unter einem anderen Namen eingetragen hatte. Die Zeit wurde ihm ungeheuer lang. Er gab sich zwar Mühe, sich mit der Lektüre des kleinen Stadtblättchens zu zerstreuen, aber er konnte dem Inhalt desselben kein Interesse abgewinnen. Eben stand er im Begriff, es mißmutig fortzuwerfen, als von draußen an die Tür geklopft wurde.
    „Herein!“
    Zwei Männer traten ein. Der eine war der Jude Samuel Cohn, den andern hatte der Graf noch nicht gesehen. Der Inhaber des Bankgeschäfts und der Länderagentur grüßte mit einer demütigen Verbeugung, welche sein Begleiter nachahmte, und sagte dann:
    „Hier bin ich im Begriff, zu bringen dem Herrn Grafen Rallion den Herrn, welcher wird kaufen die Güter, um sie zu verkaufen sofort wieder dem Herrn Grafen, damit dieser werde königlich-preußischer Untertan mit zwei Rittergütern, von denen das eine ist ein Andenken an den großmächtigen Marschall Blücher, welcher ist gemacht worden zum Fürsten von Wahlstatt, weil er –“
    „Unsinn“, rief ihm der Graf ärgerlich entgegen und wehrte seinen Wortschwall mit einer Gebärde des Unwillens ab. „Keine unnötigen Worte machen“, setzte er hinzu. – „Wer sind Sie?“
    Mit dieser letzten Frage wendete er sich an den Fremden. Dieser wiederholte seine tiefe Verbeugung von vorhin und antwortete:
    „Graf Smirnoff ist mein Name.“
    Rallion zog die Augenbrauen zusammen. Der Fremde trug zwar einen feinen Anzug, doch war es zu verwundern, daß sich ein Graf bereit finden ließ, ein Geschäft wie das in Rede stehende zu übernehmen.
    „Sind Sie Russe?“ fragte er ihn.
    „Nein. Pole.“
    „Exiliert?“
    „Ja.“
    „Können Sie sich legitimieren?“
    „Vollständig. Da es sich um einen Kauf handelt, habe ich mich mit den nötigen Dokumenten versehen.“
    „Sind Sie bemittelt?“
    „Leider, nein.“
    „Herr Cohn hier hat Ihnen bereits mitgeteilt, um was es sich handelt?“
    „Ich bin vollständig informiert.“
    „Wie hoch schätzen Sie Ihre Beihilfe?“
    „Es sind mir zweitausend Taler geboten worden.“
    „Sie werden diese Summe erhalten, allerdings nur dann, wenn das Geschäft wirklich zustande kommt. Welche Sicherheit aber gewähren Sie, daß Sie mir die beiden Güter faktisch übergeben, nachdem sie von mir auf Ihren Namen bezahlt worden sind?“
    „Mein Ehrenwort.“
    Es war ein fast höhnisches Lächeln, welches der Graf jetzt sehen ließ; aber dennoch klang seine Stimme höflich, als er bemerkte:
    „Ich ziehe Ihr Ehrenwort auf keinerlei Weise in Zweifel; aber Sie werden zugeben, daß einer solchen Summe gegenüber weitgehende Garantien erforderlich sind.“
    „Ich wüßte keine anderen, da ich nicht reich bin.“
    „Nun, so weiß ich eine. Sie erhalten, sobald der Handel abgeschlossen ist, die Kaufsumme gegen die Akzeption eines Wechsels auf Sicht und auf die gleiche Summe laufend. Sobald ich Ihnen das Objekt abgekauft habe, bezahle ich es mit diesem

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