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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sodann liegt die Besitzung, welche ich gerade jetzt so billig kaufen könnte, an der Bahn, nur wenige Stunden von Berlin entfernt, welches man also in kürzester Zeit erreichen könnte.“
    „Das ist allerdings vorteilhaft. Jetzt bin ich beinahe überzeugt, daß die Antwort Gebhards zustimmend lauten wird. Werden Sie in diesem Fall verkaufen?“
    „Ich würde, aber ich bin noch von anderer Seite gebunden. Hat mein Sohn, während Sie in Algerien mit ihm verkehrten, Ihnen erzählt, wie ich in den Besitz des Gutes Breitenheim gekommen bin.“
    „Ich glaube, mich entsinnen zu können“, antwortete der Franzose nachdenklich. „Erhielten Sie es nicht von Marschall Blücher?“
    „Durch seine Vermittlung. Breitenheim ist ein Geschenk des damaligen Königs.“
    „Ah ja. Sie hatten sich ausgezeichnet!“
    „Was man geschenkt erhält, darf man nicht veräußern. Ich habe die Verpflichtung, und zwar in moralischer Beziehung, Breitenheim festzuhalten.“
    „O weh! Sie müssen also den Ihnen gebotenen Vorteil von der Hand weisen?“
    „Vielleicht auch nicht. Es gilt allerdings eine Anfrage an der betreffenden Stelle, ob der Verkauf des Gutes dort ungnädig bemerkt werde.“
    „Haben Sie diese Anfrage tun lassen?“
    „Ja. Ich habe den Auftrag dazu brieflich erteilt, und zwar noch, bevor ich meinem Sohne telegraphierte.“
    „Müßte die Frage nicht von einer einflußreichen Person ausgesprochen werden?“
    „Allerdings. Ich habe einen Verwandten – ah, Sie müssen ihn doch auch kennen. Haben Sie den Namen Goldberg gehört?“
    Henry war vorzüglich unterrichtet. Er antwortete sofort:
    „Natürlich. Gebhard hat mir von einem Freund erzählt, welcher diesen Namen trägt. Und dann später erzählte er mir in dem einzigen Brief, welchen ich von ihm besitze, daß dieser Herr von Goldberg die Schwester Ihrer Frau Schwiegertochter heimgeführt habe.“
    „Ja, dieser Goldberg ist es, den meine ich. Er wohnt in Berlin und erscheint bei Hofe, wo er nicht ungern gesehen wird. Er ist die geeignetste Person, diese Angelegenheit in Ordnung zu bringen.“
    „Dann darf ich Ihnen bereits im voraus gratulieren.“
    „Oh, tun Sie das nicht zu früh.“
    „Sie meinen, daß eine der beiden Antworten ablehnend ausfallen können?“
    „Nein, obgleich die Möglichkeit dazu immerhin vorhanden ist. Ich weiß nicht, ob der Russe zahlen wird, was ich verlange.“
    „Donner und Wetter. Sie wollen noch mehr profitieren, als hunderttausend Taler?“
    Henry machte bei dieser Frage ein sehr erstauntes Gesicht. Ihm schien es ganz unmöglich, daß jemand einen so hohen Gewinn von sich weisen könne. Und zugleich trat bei ihm die Besorgnis ein, daß aus dem Handel nichts werden könne. In diesem Fall war es ihm auch unmöglich, den Streich auszuführen, um dessentwillen er nach Deutschland gekommen war. Er wollte nicht nur Königsau, sonder auch seine beiden Auftraggeber betrügen: Den alten Kapitän und den Grafen Rallion.
    „Glauben Sie“, antwortete Königsau, „daß diese hunderttausend Taler ein hinreichendes Äquivalent sind für das, was ich aufgebe, wenn ich einen Ort verlasse, der mir und meiner Familie so lieb und teuer geworden ist?“
    „Sie werden Ihre spätere Heimat ebenso lieb gewinnen.“
    Königsau schüttelte unter einem milden, trüben Lächeln den Kopf.
    „Nein, niemals!“ antwortete er. „Ich bin zu alt, um mich anderswo noch einleben zu können.“
    „So wollen Sie den Preis höher stellen? Wenn aber der Russe zurücktritt?“
    „So mag er es tun. Ich bin zum Verkauf ja nicht gezwungen. Wenn er noch fünfzigtausend Taler zulegt, werde ich auf den Handel eingehen, sonst aber nicht.“
    „Das scheint mir zuviel zu sein.“
    „Tragen Sie keine Sorge. Ein Mann, der es gerade auf mein Besitztum abgesehen hat, wird geben, was ich verlange.“
    Henry wagte keine weitere Bemerkung. Ihm war es auch nicht unwahrscheinlich, daß Rallion und Richemonte auf die Forderung Königsaus eingehen würden. In jedem Fall war er selbst es, welcher die Summe in den Säckel strich.
    Jetzt wurde der Ritt, welcher den ganzen Vormittag in Anspruch nahm, fortgesetzt, ohne daß der Gegenstand des beendeten Gespräches wieder in Erwähnung kam. Dieses letztere sollte aber sogleich bei ihrer Rückkehr geschehen; denn kaum waren sie eingetreten, so nickte Margot, die Großmama, ihrem Mann freundlich und verheißungsvoll zu und meinte:
    „Ich habe eine Überraschung für dich, lieber Hugo.“
    „Eine gute?“ fragte er.
    „Ja.

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