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57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris

Titel: 57 - Die Liebe des Ulanen 03 - Die Spione von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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trennen.“
    „Selbst wenn Ihnen bedeutende Vorteile geboten würden?“
    „Es käme darauf an, welche Bedeutungen diese Vorteile für mich hätten. Ich befinde mich geradezu gegenwärtig in der Lage, über diesen Gegenstand reiflich nachzudenken.“
    Jetzt sah der Franzose sich auf dem Weg, welchem er hatte einschlagen wollen.
    „Ah!“ meinte er. „Wieso, Herr von Königsau?“
    „Man will mir meine beiden Besitzungen abkaufen.“
    „Dann muß der Käufer reich sein.“
    „Er ist es.“
    „Jedenfalls ein Bewohner der Umgegend, welcher den Wert Ihres Eigentums genau kennt?“
    „Nein, sondern ein Fremder, ein Russe.“
    „Was für einen Grund hat er, sich hier ansiedeln zu wollen?“
    „Ich weiß es nicht und habe auch kein Recht, danach zu fragen. Ich habe erfahren, daß ihm die Gegend gefällt und daß er sich sehr eingehend nach dem Zustand meiner Besitzungen erkundigt hat.“
    „Ich bin überzeugt, daß er nur Vorteilhaftes erfahren konnte.“
    „Das ist allerdings der Fall. Er hat sich dann durch einen Berliner Agenten an mich gewendet.“
    „Durch einen Berliner? Ist das nicht vielleicht ein Umstand, welcher Veranlassung gibt, vorsichtig zu sein?“
    „Es gibt überall ehrliche und unehrliche Leute. Von diesem Agenten aber weiß ich, daß er sich in der Geschäftswelt keines ungünstigen Rufes erfreut.“
    „Ich wäre wirklich neugierig, zu erfahren, ob dieser Russe geneigt ist, gut zu zahlen. Die Russen pflegen im Geldpunkt nicht immer anständig zu sein.“
    „Was das betrifft, so hat mir dieser Herr ein Gebot tun lassen, welches mich wirklich in Verlegenheit brachte.“
    „Wieso?“
    „Das Gebot beträgt über hunderttausend Taler mehr, als meine Liegenschaften wert sind.“
    „Ah!“ machte der Franzose im Ton des Erstaunens.
    „Ja, ich füge hinzu, als sie sogar unter Brüdern wert sind.“
    „Was gedenken Sie zu tun?“
    „Ich habe nie daran gedacht, zu verkaufen. Ich bin mit meinem Besitz zu sehr verwachsen, als daß ich mich so leicht von ihm trennen könnte.“
    „Selbst bei Ihrem Alter? Sie entschuldigen die Frage!“
    „Oh, ich nehme sie Ihnen gar nicht übel, denn ich habe sie mir ja selbst bereits vorgelegt. Es ist wahr, ich habe jedenfalls kein Jahrzehnt mehr zu leben und muß mich also endlich doch von dem Acker trennen, den ich bebaute; aber ich überlasse ihn meinem Sohn. Das ist etwas ganz anderes, als ihn in fremden Händen zu sehen.“
    „Im anderen Fall aber hinterlassen Sie Ihrem Sohn über hunderttausend Taler mehr.“
    „Das fällt allerdings ins Gewicht. Dazu kommt der Umstand, daß ich gerade jetzt Gelegenheit hätte, eine Besitzung zu erwerben, welche ich bar bezahlen könnte, obgleich sie bedeutend mehr wert ist als die meinige.“
    „So würde ich zugreifen.“
    „Dieser Gedanke liegt allerdings sehr nahe, doch ist es mir unmöglich, auf eigene Faust zu handeln.“
    „Sie sind ja selbständig.“
    „Ein Gatte und Vater ist niemals selbständig. Ich kann das Erbe meines Sohnes nicht veräußern, ohne demselben Nachricht davon zu geben.“
    „Das müssen Sie allerdings schleunigst tun.“
    „Ich habe es auch bereits getan, und zwar augenblicklich, nachdem ich dieses vorteilhafte Gebot entgegengenommen hatte.“
    „Ich befürchte, daß Sie diesen vorteilhaften Handel doch zurückweisen werden.“
    „Warum?“
    „Ihr Herr Sohn befindet sich ja im Orient.“
    „Sie meinen, daß seine Entscheidung, seine Antwort, zu spät eintreffen werde?“
    „Das ist es allerdings, was ich sagen wollte. Unsere postalischen Verbindungen sind höchst mangelhaft.“
    „Zufälligerweise befindet Gebhard sich gegenwärtig an einem Ort, mit welchem man telegraphisch verkehren kann.“
    „So haben Sie also telegraphiert?“
    „Natürlich.“
    „Und die Antwort bereits erhalten?“
    „Noch nicht, obgleich sie längst da sein könnte. Jedenfalls handelt es sich dabei um eine zufällige kurze Abwesenheit meines Sohnes von diesem Ort, und ich erwarte alle Augenblicke den Telegraphenboten.“
    „Bei dem regen Anteil, den ich an Ihnen und Ihrer lieben Familie nehme, bin ich wirklich neugierig, wie die Antwort meines Freundes Gebhard lauten wird.“
    „Ich vermute, daß sie zustimmend sein werde.“
    „Haben Sie einen Grund dazu?“
    „Ja. Es war ihm störend, so weit entfernt von der Hauptstadt wohnen zu müssen, so oft er sich in der Heimat befand. Seine wissenschaftliche Stellung erfordert es, mit den Kapazitäten, welche da weilen, in naher Berührung zu sein. Und

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