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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ausruhen, da wir morgen bereits mit der Dämmerung aufzuladen haben, um dann übermorgen zur angegebenen Zeit in dem Steinbruch bei Ortry einzutreffen.“
    Sie gingen.
    Erst als ihre Schritte verklungen waren, trat der Dicke hinter seinem Versteck hervor.
    „Donnerwetter!“ brummte er. „Das war eine wichtige Unterredung! Da hätte mein Freund Tannert, der Telegrafist und Husarenwachtmeister mit dabei sein sollen! Ich und ein deutscher Spion! Hahaha!“
    Er setzte sich auf die Bank und dachte über das Gehörte nach.
    „Na“, fuhr er fort, „eine Art von Spion bin ich allerdings, da ich ja gekommen bin, diesen Berteu auszuhorchen; aber ein wirklicher – so was man Eclaireur nennt, das bin ich nun freilich nicht. Ich stehe mich leider mit unserem Moltke nicht so familiär, daß er wissen könnte, was für ein gescheiter Kerl ich bin! Also aushorchen will er mich, ob ich Offizier oder Diplomat bin! Schön! Horche nur zu, Bursche!“
    Nach einer Weile lachte er leise vor sich hin und sagte für sich:
    „Vielleicht drehen wir den Spieß um, und ich horche euch aus, anstatt ihr mich. Pulver und Waffen in unterirdischen Gewölben in oder bei Ortry. Sapperment! Das ist ja so gefährlich wie Pudding, wenn er mit Dynamit gefüllt ist. Franctireurs, also Freischaren sollen gebildet werden? Von dem alten Kapitän? Wartet, ihr Kerls, euch werde ich belauschen! Und was ich erfahre, das sage ich meinem Freund Martin Tannert, der – ah, sagte er denn nicht, daß auch in Ortry bereits einer ist, nämlich der Rittmeister von Königsau? Und dann der Wachtmeister Fritz Schneeberg? Sollte das der Kräutermann sein, von dem diese beiden gesprochen haben? Sehr wahrscheinlich. An ihn oder Königsau kann ich mich doch auch wenden, wenn Gefahr im Verzug ist. Wartet, ihr Burschen, der Hieronymus Aurelius Schneffke wird euch einen dicken Strich durch eure Rechnung machen. Übermorgen bin ich in Thionville und Ortry und suche den Steinbruch auf. Pulverlieferung. Unterirdische Gewölbe. Geheime Gänge. Vorrat an Waffen und Munition. Hinter diese Schliche und Geheimnisse muß ich kommen. Man wird dafür sorgen, daß euch euer Spaziergang nach Berlin nicht allzu gut bekommen soll.“
    Er wanderte langsam seiner Wohnung, dem Verwalterhaus, zu. Die Tür war bereits verschlossen, und er sah sich also gezwungen, zu klopfen. Charles Berteu öffnete ihm. Er machte ein sehr erstauntes Gesicht, als er ihn erblickte.
    „Sie?“ sagte er.
    „Ja, ich“, antwortete der Maler.
    „So spät.“
    „Ich finde es nicht sehr spät.“
    „Nicht? Nun, dann haben wir wohl auch noch Zeit, ein Glas Wein zu trinken?“
    Schneffke sah ein, daß der Wein nur als Vorwand diente. Die eigentliche Absicht des Franzosen war natürlich, ihn bereits jetzt in das Verhör zu nehmen.
    „Ein Glas Wein?“ sagte er gleichmütig. „Den verschmähe ich zu keiner Zeit. Da können Sie mich sogar mitten in der Nacht vom Schlaf aufwecken.“
    „So kommen Sie.“
    „Aber gut muß er sein. Fusel trinkt kein Künstler so kurz vor dem Schlafengehen.“
    „Haben Sie bei mir bereits etwas Schlechtes getrunken?“
    „Das kann ich nicht sagen.“
    „Also. Folgen Sie mir.“
    Er führte ihn in sein Zimmer und ging dann Wein zu holen. Er kam nach kurzer Zeit zurück und schenkte ein.
    „So, nehmen Sie, Monsieur“, sagte er. „Auf das Wohl unseres schönen Frankreich!“
    Dabei bohrte er seinen Blick in das Gesicht des Deutschen.
    „Frankreich soll leben!“ antwortete derselbe, indem er mit ihm anstieß.
    „Und auf das Wohl und den Ruhm unseres großen Kaisers!“
    „Hoch, Napoleon!“
    „Trinken Sie doch aus.“
    „Hab' schon. Sehen Sie her. Wenn es sich um den Ruhm Frankreichs und seines Kaisers handelt, da lasse ich keinen Tropfen im Glas.“
    Der Franzose goß die Gläser wieder voll und sagte:
    „Wie ich sehe, sympathisieren Sie mit Frankreich?“
    „Oh, sehr!“
    „Warum?“
    „Na, weil mir das Land gefällt, das Land, das Volk und auch der Kaiser!“
    „Aber Sie müssen doch Gründe dieses Wohlgefallens haben.“
    „Pah! Warum gefällt Ihnen ein Hund?“
    „Welcher Vergleich, Monsieur!“
    „Oder eine Blume? Oder ein Mädchen?“
    „Das ist Geschmackssache.“
    „Nun gut, Ihr Kaiser ist auch nach meinem Geschmack.“
    „Warum?“
    „Donnerwetter! Warum ist das Mädchen nach Ihrem Geschmack?“
    „Wir drehen uns im Kreis herum.“
    „Und das ist eine Dummheit. Bleiben Sie also ruhig sitzen. Übrigens wissen Sie wohl, daß Polen stets mit Frankreich

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