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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hold, so licht!
Lieder hat die Lerche wohl,
Grüße hat sie nicht!“
    „Hm, hm!“ brummte Schneffke. „Das Ding ist höchst interessant! Da rechts singt sie, und da links er. Beide singen deutsch, hier in Frankreich. Ich glaube, dieser Er und diese Sie geben sich hier ein Stelldichein und melden sich durch diese verblümte Lerche einander an. Wollen doch einmal sehen, wo sie zusammentreffen! Ich bin neugierig, ob sie da auch nur von der Lerche singen oder ob sie den Mund zu etwas besserem brauchen. Ah, da knackt und knistert es!“
    Er hörte, daß jemand in der Nähe vorüberging, und folgte leise. Man hätte es bei seiner dicken Person gar nicht vorausgesetzt, daß er mit solcher Gewandtheit so unhörbar schleichen könne. Da hörte er die weibliche Stimme:
    „Ah, Monsieur Schneeberg! Guten Tag!“
    „Guten Tag, Mademoiselle!“ antwortete die männliche Stimme. „Wie wunderbar, daß wir uns hier treffen.“
    „Wunderbar?“ dachte Schneffke. „Und dabei brüllen sie von ihrer Lerche, daß man es sechs Meilen weit hört!“
    „Wollen Sie weiter, Mademoiselle?“ hörte der Maler fragen.
    „Nein, ich suche nach Waldblumen.“
    „Darf ich helfen?“
    „Gern. Sie wissen ja, wo die schönsten stehen.“
    „Oh, wo die beste und schönste steht, das weiß ich ganz genau, Mademoiselle.“
    „Sapperment, ist der Mensch galant! Mit dieser etwas abgetragenen Redewendung will er ihr den Kopf verdrehen. Die Waldblume muß ich sehen.“
    Er kroch weiter vorwärts und verstand die Worte:
    „So lassen Sie uns suchen, aber nicht sofort; ich bin ermüdet und muß zuvor einige Minuten ruhen.“
    „So nehmen Sie Platz! Hier!“
    „Auf dem Sack?“
    „Ja, bitte.“
    „Aber ich werde Ihnen Ihre Pflanzen verderben.“
    „Nein. Es sind nur Wacholderspitzen, Huflattich und Otternzungen; denen tut es nichts.“
    „Donnerwetter“, brummte der Maler. „Ein Stelldichein mit Wacholderspitzen, Huflattich und Otternzungen! Das ist wirklich eine Neuigkeit. Und einen Sack hat der Kerl mit. Ob's etwa gar der Kräutermann ist? Werden sehen.“
    Er schob sich durch das Buschwerk weiter und gewahrte nun eine kleine, tiefer liegende Lichtung. Am schräg ablaufenden Rand derselben saß Fritz Schneeberg, und neben ihm hatte Nanon auf dem Kräutersack Platz genommen.
    „Wie ist Ihnen die Reise bekommen?“ fragte er.
    „Ich danke! Ausgezeichnet.“
    „Aber Sie sehen blaß aus.“
    „Ich schlief in der letzten Nacht nicht gut. Das mag der Grund sein.“
    „Sie müssen sich schonen, Monsieur Schneeberg! Es gibt Personen, die es sehr betrüben würde, Sie krank zu sehen.“
    „Hm! Diese Personen sitzen neben ihm“, dachte Schneffke. „Das Mädchen ist gar nicht übel. Ich hätte diese Nanon nicht mit einer Traube, sondern vielmehr mit irgendeiner hübschen Blume vergleichen sollen. Aber dennoch hängt sie ihm zu hoch. Ich werde horchen. Machen wir es uns also bequem.“
    In der Nähe stand eine abgestorbene Birke, die sehr schief gewachsen war. Schneffke schob sich an ihr empor. Sie bog sich durch seine Last noch tiefer, und so erhielt er eine Stellung, halb sitzend und halb auf dem elastischen Stamm liegend. Auf diese Weise kam sein Kopf in gleiche Höhe mit den Spitzen des Gesträuchs, welches ihn von dem Paar trennte, und er konnte alles sehen und hören, ohne selbst bemerkt zu werden.
    „Wie geht es auf dem Schloß?“ fragte Schneeberg.
    „Gut. Der Kapitän war krank, so daß man Besorgnis hegte: aber sein Zustand hat sich sehr gebessert.“
    „Geht er aus?“
    „Noch nicht. Madelon wollte mich begleiten, aber –“
    Sie stockte, und eine leichte Röte breitete sich über ihr hübsches, allerliebstes Gesichtchen. Er blickte sie fragend an, und darum fuhr sie fort:
    „Aber ich dachte, sie wäre von der weiten Reise zu sehr angegriffen, und so bat ich sie, zu bleiben.“
    „Und doch sollten Sie sich nicht so allein in den Wald wagen.“
    „Warum nicht?“
    „Meinen Sie nicht selbst, daß es gefährlich ist?“
    „Welche Gefahren sollte es hier geben?“
    „Verschiedene. Im Wald verkehren Menschen, denen man nicht gern im Freien begegnet.“
    „Oh, mir tut niemand etwas. Ich habe ja keinen beleidigt. Und dann denke ich immer, daß Sie –“
    Sie hielt abermals inne; darum fragte er:
    „Was ist es, was Sie von mir denken?“
    „Sie sind so viel im Wald. Sobald ich unter die Bäume trete, ist es mir, als ob ich mich unter Ihrem speziellen Schutz befände, und als ob Sie sofort da sein würden, wenn mir eine

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