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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erschrocken, faßte sich aber schnell und antwortete:
    „Allerdings habe ich mich verlaufen, Herr Kapitän.“
    „Darf ich fragen, woher Sie kommen?“
    „Aus der Stadt.“
    „Und wohin Sie wollen?“
    „Nach dem Schloß.“
    „Da haben Sie freilich nicht den kürzesten Weg eingeschlagen.“
    „Und doch wollte ich einen Richtweg gehen, bin aber in Gedanken von ihm abgekommen.“
    „So bitte, mir zu folgen!“
    Er schritt voran, seine Augen glühten in einem freudigen Licht. Er galt noch für krank, hatte aber trotzdem sein Zimmer verriegelt und sich auf dem verborgenen Weg nach den unterirdischen Kellern begeben, um zu sehen, ob dort alles noch in Ordnung sei. Die dumpfe Luft hatte ihn heute noch beengt, und so war er einige Minuten in das Freie gegangen, um frisch Atem holen zu können. Dabei hatte er die Annäherung eines Menschen bemerkt und in diesem letzteren zu seinem Erstaunen den Amerikaner erkannt.
    Er führte diesen noch weiter in den Wald hinein, bis sich alte Ruinen vor ihnen erhoben.
    „Was ist das?“ fragte Deep-hill.
    „Das sind die Überreste eines Klosters.“
    „Warum gehen wir hierher?“
    „Es ist der kürzeste Weg nach dem Schloß. Bitte, folgen Sie mir nur.“
    Sie betraten die Ruinen und stiegen den engen Treppengang nach dem Versammlungssaal hinab. Hierbei führte der Alte, da es dunkel war, seinen Gast bei der Hand. Im Saal aber befand sich eine brennende Lampe.
    „Eigentümlich“, sagte der Amerikaner. „Diese Ruinen scheinen von Ihnen benutzt zu werden?“
    „Allerdings. Ich werde Ihnen alles zeigen. Wir haben noch gar keine rechte Zeit gehabt, über unser Geschäft zu sprechen, und können diese Gelegenheit dazu benutzen. Vorher aber werden Sie mir wahrscheinlich eine Frage gestatten?“
    „Gern.“
    „Sie waren wirklich in der Stadt?“
    „Ja.“
    „Wollten wirklich nach dem Schloß?“
    „Ja.“
    „Und haben sich also wirklich verlaufen?“
    „Ja. Aber wozu diese Fragen? Glauben Sie, mich für einen Lügner halten zu dürfen?“
    „Das nicht. Aber in meiner Lage muß ich sehr vorsichtig sein. Ist Ihnen jemand begegnet?“
    „Nur einer.“
    „Wo? Im Wald?“
    „Ja.“
    „Wer war er?“
    „Ein fremder Maler, der hier wohl nur zum Zweck seiner Studien herumläuft.“
    „Weiter niemand?“
    „Kein Mensch.“
    „Das ist gut. Kommen Sie!“
    Er führte ihn nun von Gewölbe zu Gewölbe und zeigte ihm da alle aufgestapelten Vorräte. Deep-hill erstaunte über die große Menge derselben, hielt sich aber wohlweislich mit seiner Anerkennung in Reserve. Endlich blieb der Alte vor einem in einem Gewölbe stehenden Tisch halten und sagte:
    „Nun Sie sich überzeugt haben, daß wir Ernst machen, und daß wir auch vorbereitet sind, können wir wohl auch unsere Angelegenheit erledigen. Bitte, setzen Sie sich.“
    „Warum nicht oben im Schloß?“
    „Weil ich derartiges stets hier expediere. Man ist hier am sichersten. Sie kennen diese Schrift?“
    Er öffnete mittels eines Schlüssels den Tischkasten und zog aus demselben einen beschriebenen Bogen. Der Amerikaner las diesen, nickte zustimmend und sagte:
    „Es ist unser Kontrakt.“
    „Sind Sie gewillt, denselben einzuhalten?“
    „Gewiß.“
    „Und sind Sie gewillt, uns die betreffenden Summen zu überlassen?“
    „Ich pflege Wort zu halten.“
    „Schön! Hoffentlich befinden Sie sich im Besitz des Geldes.“
    „Ich gebe Ihnen Anweisungen auf Paris; sie sind wie bares Geld.“
    „Einverstanden. Ich liebe es, jedes Geschäft glatt abzuschließen. Ich kann jetzt die Anweisungen erhalten?“
    „Nach Unterschrift des Kontraktes.“
    „Gut, unterzeichnen wir!“
    „Jetzt? Hier?“
    „Ja.“
    „Wer soll unterzeichnen?“
    „Sie und ich.“
    „Hm! Wird das genügen?“
    „Gewiß. Ihre Unterschrift genügt mir vollständig.“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Sie bedürfen meiner Unterschrift gar nicht, wenn Sie nur das Geld erhalten. Wer aber bietet mir Sicherheit für die Rückzahlung?“
    „Ich!“
    „Ob mir das wohl genügen wird!“
    Der Alte zog die Spitzen seines Schnurrbartes breit, warf dem Sprecher einen Blick des Erstaunens zu und fragte:
    „Halten Sie mich für einen Lump?“
    „Nein, aber für einen Menschen.“
    „Was soll das heißen?“
    „Sie sind den Wechselfällen des Lebens ausgesetzt. Überdies, haben Sie Vermögen?“
    „Gewiß.“
    „Dann dürfte mir Ihre Unterschrift allerdings genügen. Sie sehen ein, daß man nicht leichtsinnig sein darf, wenn es sich um Millionen

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