58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
sammle.“
„Auf Schloß Malineau und Umgegend.“
„Sie waren dort?“
„Ja. Aber davon später!“
„Nein, nicht später. Was wollten Sie dort?“
„Einen barbieren.“
„Witz!“
„Nein, Wirklichkeit! Ich wollte einen über die Ohren barbieren, nämlich einen gewissen Charles Berteu.“
„Sapperment!“
„Ja, da fahren Sie in die Luft vor Erstaunen!“
„Was haben Sie mit dem zu tun?“
„Vielerlei. Das ist meine Sache. Sie haben sich um meine Geheimnisse ebensowenig zu bekümmern wie ich mich um die Ihrigen. Aber da fällt mir ein! Haben Sie einen Bruder?“
„Nein.“
„So! Ich dachte!“
„Warum?“
„Weil ich einen Herrn gesehen habe, der Ihnen so ähnlich sieht wie ich mir selber.“
„Wo?“
„In Tharandt. Er fuhr mit mir nach Dresden und dann weiter nach Berlin, wo er sich noch befindet.“
„Wer ist es?“
„Ein Maler. Er heißt Haller.“
„Aus Stuttgart?“
„Sapperment! Sie kennen ihn?“
„Nein. Ich weiß nur, daß es in Stuttgart einen Maler gibt, welcher Haller heißt.“
„So! Die Ähnlichkeit ist wirklich ungeheuer. Aber Brüder können Sie freilich nicht sein, da Sie so verschiedene Namen haben.“
„Was war es denn, was Sie mir mitzuteilen hatten.“
„Ach so! Wegen des Pulvers.“
„Welches der alte Kapitän kauft?“
„Ja. Er bekommt eine neue Ladung.“
„Wann?“
„Heute um Mitternacht.“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich habe – hm, das gehört auch zu meinen Geheimnissen.“
„Aber warum sprechen Sie gerade zu mir davon?“
„Weil ich denke, daß Sie als Pflanzensammler sich auch für Pulver interessieren.“
„Sie sind ein eigentümlicher Kerl!“
„Das sagt schon mein Name.“
„Wie heißen Sie denn?“
„Hieronymus Aurelius Schneffke.“
„Allerdings ein sehr poetischer Name.“
„Finden Sie das auch? Ja, meine Eltern scheinen sich in einer sehr lyrischen Stimmung befunden zu haben, als sie mir diesen Namen gaben. Doch, um wieder auf unser Pulver zu kommen, so möchte ich dabei sein.“
„Heute abend, wenn es gebracht wird?“
„Ja.“
„Wozu?“
„Um die Geschichte zu vereiteln.“
„Herr Schneffke, keine Unvorsichtigkeit, die man beinahe Vorwitz nennen möchte!“
„Unsinn! Haben Sie keine Sorge um mich! Aber es geht gar nicht anders; ich muß diesen Kerls etwas auswischen. Ich habe einen Pik auf diese beiden Menschen!“
„Wen meinen Sie?“
„Diesen Charles Berteu und seinen Freund Ribeau.“
„Bringen denn diese das Pulver?“
„Freilich.“
„Kennen Sie den Ort, wo sie abladen werden?“
„Ich habe ihn erlauscht, kenne ihn aber nicht. Gibt es hier in der Nähe Steinbrüche?“
„Einen einzigen.“
„Waren Sie bereits dort?“
„Öfters.“
„Und Sie sind überzeugt, daß es keinen zweiten gibt?“
„Ja. Ist das so wichtig?“
„Das versteht sich.“
„Warum?“
„Weil das Pulver in diesem Steinbruch abgeladen werden soll.“
„Sapperment.“
„Nicht wahr, das frappiert Sie?“
„Natürlich. Es soll also heimlich geschehen?“
„Wie es scheint. Aber ich werde ihnen diese Suppe versalzen.“
„Inwiefern?“
„Ich belausche sie.“
„Wozu?“
„Und mache dann Anzeige.“
„Die würde gar nichts nützen.“
„Was? Nichts nützen? Heimliche Pulvertransporte sind doch überall, also auch in Frankreich, verboten.“
„Hier scheinen aber gegenwärtig andere Verhältnisse zu herrschen.“
„Mag sein.“
„Also mit einer Anzeige erreichen Sie nichts.“
„So mache ich es anders.“
„Wie denn?“
„Ich sprenge den ganzen Kram in die Luft!“
„Oho!“
„Ja, das bin ich imstande.“
„Und dabei fliegen Sie selbst mit in die Luft.“
„Fällt mir gar nicht ein! Es wird hier doch wohl so etwas wie Zündschnur zu kaufen sein.“
„Ich warne Sie vor allen Unvorsichtigkeiten!“
„Aber soll ich es denn ruhig geschehen lassen, daß man hier eine Menge Pulver aufhäuft, um später uns Deutsche damit niederzuschießen?“
„Das ist allerdings nicht nötig, aber es lassen sich jedenfalls noch andere Mittel finden als Anzeige und Zündschnur.“
„Wissen Sie etwa eins?“
„Im Augenblick nicht. Ich werde nachdenken.“
„Ja, Sie denken nach, und bis Sie in sechs oder acht Wochen ein Mittel gefunden haben, ist es längst zu spät.“
„Acht Wochen brauche ich nicht. Man muß die Verhältnisse kennen; das heißt, man muß dabei sein; dann handelt man so, wie es dem Augenblick angemessen ist.“
„Alle Wetter! Hören Sie, Fritze,
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