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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Laterne; er war überzeugt, daß jetzt ein Grund zu weit getriebener Vorsicht nicht vorhanden sei. Sie gelangten, nachdem sie den beiden Zugangssteinen ihre ursprüngliche Lage wieder gegeben hatten, in das Freie und traten den Heimweg an.
    An dem Ort, wo dies schon einige Male geschehen war, trennten sie sich. Dabei wurden nicht viele Worte gemacht, da alles Nötige bereits besprochen worden war.
    Müller gelangte auf seinem gewöhnlichen Weg, nämlich dem Blitzableiter, in sein Zimmer, wo er sich zur Ruhe legte.
    Fritz hatte einen weiteren Weg. Er ging mit sich über sehr Verschiedenes zu Rate. Besonders ging ihm der Gedanke an das Mittel, den alten Kapitän krank zu machen, im Kopf herum, und als er bei der Heimkehr noch Licht in der Studierstube des Doktors Bertrand bemerkte, klopfte er leise an die Tür desselben und trat dann ein.
    Der Arzt wunderte sich nicht wenig, noch mitten in der Nacht diesen Besuch zu erhalten.
    „Monsieur“, fragte er. „Es muß etwas sehr Notwendiges sein, was Sie zu mir führt. Ist jemand krank?“
    „Nein, Herr Doktor“, lächelte der Wachtmeister. „Es ist vielmehr sogar jemand ganz tot, und eine andere Person soll erst krank werden.“
    „Ganz tot? Ah! Eine Leichenschau? Und krank werden? Das verstehe ich nicht.“
    „So muß ich mich verständlicher machen.“
    „Ich bitte Sie darum. Setzen Sie sich, und stecken Sie sich hier eine von diesen Zigarren an.“
    „Mit Vergnügen, denn Sie pflegen nichts Schlechtes zu rauchen.“
    Fritz wußte ganz genau, wie er es mit dem Arzt hielt. Dieser hatte ihm genug Andeutungen gegeben, daß er sich gegebenenfalls auf ihn verlassen könne. Der Wachtmeister brannte sich ganz ungeniert eine Zigarre an, nahm Platz und sagte:
    „Ich bin Ihr Diener, Herr Doktor, Ihr Kräutermann, also Ihr Untergebener und da –“
    „Ah pah, lieber Herr“, fiel da der Doktor schnell ein. „Sie beginnen mit vollständig falschen Prämissen. Ich bin nicht Ihr Herr, Ihr Prinzipal, sondern Ihr Freund und stelle mich Ihnen zur Verfügung.“
    „Danke bestens! Würden Sie mir einen Urlaub von zwei Tagen geben?“
    „Gern. So lange Sie wollen. Sie wissen ja ebensogut wie ich selbst, daß Sie nicht von mir abhängig sind. Sie wollen reisen?“
    „Ja. Zu dem Toten, von welchem ich sprach, und den Sie glücklicherweise nicht zu beschauen brauchen. Er wird nicht wieder lebendig. Er ist ein Verwandter von Mademoiselle Nanon, nämlich ihr Pflegevater. Sie will beim Begräbnis gegenwärtig sein, und da hat sie mich gebeten –“
    „Sie zu begleiten?“ fiel der Arzt ein.
    „Ja, so ist es.“
    Bertrand lächelte vielsagend, verbeugte sich und meinte:
    „Gratuliere.“
    „Zu der Leiche? Ah, das ist nicht gebräuchlich.“
    „Nein, sondern zu der Eroberung.“
    „Hm. Das ist eine zweifelhafte Geschichte. Nicht ich habe sie, sondern sie hat mich erobert.“
    „Es ist ganz das gleiche Glück. Wie ich Mademoiselle Nanon kenne, so würde ich sie selbst heiraten, wenn –“
    „Wenn ich es mir gefallen ließe, Herr Doktor. Da ich das aber auf keinen Fall tun werde, so – verstanden?“
    „Verstanden“, lachte Bertrand. „Also über das eine sind wir uns klar. Wie nun das andere?“
    „Der, welcher krank werden soll? Na! Hm! Ich kenne nämlich einen Menschen, einen schlechten Kerl, um den es gar nicht schade wäre, wenn ihn der Teufel holte.“
    „Das ist sehr unchristlich gedacht.“
    „Sehr christlich sogar, denn das Christentum lehrt ja von einem Teufel, welcher umhergeht und die Menschen verschlingt. Übrigens war dieses ‚Teufel holen‘ nur ein bildlicher Ausdruck. Ich meinte den Tod anstatt den Teufel und wollte sagen, daß es nicht schade wäre, wenn dieser Mensch zu seinen Ahnen versammelt würde.“
    „So, so. Weiter.“
    „Dennoch will ich ihn nicht ganz und gar tot machen.“
    „Sehr mild und liebenswürdig.“
    „Ja; ich finde das auch. Er soll nämlich nur für kurze Zeit krank werden.“
    „Das ist ein ganz eigentümlicher Vorsatz, lieber Herr.“
    „Ich habe nämlich alle Gründe dazu.“
    „Und ich errate, warum Sie zu mir kommen, um es mir zu sagen.“
    „Das ist mir lieb. Ich wünsche nichts Unbilliges; ich verlange und beabsichtige nichts, was verbrecherisch wäre. Der Mann, von welchem ich spreche, hat nämlich gewisse Absichten, welche ich nicht zustande kommen lassen darf. Ich kann sie aber nur dann verhindern, wenn es mir möglich ist, ihn für einige Tage an das Zimmer, an das Bett zu fesseln.“
    „Hm! Er ist es

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