58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien
glaube mich in Beziehung der Schlüssel nicht zu irren.“
„Und doch irren Sie sich. Ich habe sie ganz hinten mitgehabt. Sie sind mir jedenfalls zwischen zwei Kisten hinabgefallen. Es ist mir unangenehm, aber ich habe keine Zeit zu suchen und alles umzustürzen.“
„Aber was wird hier mit der Tür?“
„Die bleibt einstweilen angelehnt. Ich muß wieder zurück, um sie zu verschließen.“
„Haben Sie denn noch andere Schlüssel?“
„Gewiß. Ein Schlüssel geht leicht verloren, ich befinde mich darum im Besitz doppelter Hauptschlüssel.“
„Donnerwetter! Hauptschlüssel waren es? Ist das nicht ziemlich unvorsichtig von Ihnen?“
Die Frage mochte den Alten wohl ärgern. Er antwortete:
„Lassen Sie mich in Ruhe. Ich bin kein Schulknabe, sondern alt genug, um zu wissen, was ich tue. Wenn sich unser Lager leert, werden sich die verlorenen Schlüssel ganz sicher wiederfinden. Basta! Gehen wir.“
Der Alte zog den Grafen mit sich fort. Da sagte Fritz leise:
„Gratuliere, Herr Doktor! Hauptschlüssel! Donnerwetter!“
„Ja, das ist ein Zufall, dem wir vielleicht sehr viel zu verdanken haben werden. Wie gut, daß du sie bemerktest.“
„Und ebensogut, daß Sie gerade dort die Laterne aufmachten. Ich hätte übrigens den Alten für klüger gehalten. Er ist wirklich leichtsinnig.“
„Das denke ich nicht. Er kann es wirklich nicht für möglich halten, daß jemand in seiner Gegenwart in diesen unterirdischen Raum eindringt, um ihm seine Hauptschlüssel zu stehlen.“
„Nun können wir alles genau durchsuchen.“
„Für heute werden wir das unterlassen.“
„Ah! Wie schade! Warum?“
„Hast du nicht gehört, daß der Alte zurückkehren wird? Ich werde mich sehr hüten, mich von ihm überraschen zu lassen.“
„Wir müßten nur vorsichtig sein.“
„Aber wir wissen nicht, ob diese Vorsicht hinreichend sein wird. Die beste Vorsicht ist jedenfalls, für heute auf alles weitere zu verzichten. Wir kennen die Räumlichkeiten nicht. Es ist sehr leicht möglich, daß man in eine Falle gerät, von der man keine Ahnung hatte.“
„So gehen wir also?“
„Nein, wir bleiben.“
„Sapperment! Diese beiden sind ja fort!“
„Ganz richtig. Aber ich bleibe dennoch, bis der Alte wieder da gewesen ist. Ich muß sehen, ob er zuschließt und dann beruhigt ist. Es kommt für mich viel darauf an, zu wissen, ob er Unruhe oder gar Bedenken hegt.“
„Schön! So können wir uns einstweilen hier umsehen.“
Müller schloß die Tür wieder zu und öffnete dann die Laterne vollständig. Auch hier befanden sie sich in einem großen Gewölbe, welches bis an die Decke mit Kisten und Fässern angefüllt war.
„Jedenfalls Waffen und Pulver“, meinte Fritz. „Donnerwetter! Ein einziges Lichtfünkchen in eines dieser Fässer und die ganze Prosit die Mahlzeit flöge in die Luft. So eine Güte möchte ich mir tun.“
„Und mit in die Luft fliegen.“
„Oho! Ich würde mich beizeiten salvieren. Man müßte eine Zündschnur legen, welche lang genug wäre, so, daß man sich bis zum Augenblick der Explosion in Sicherheit befände.“
„Es wäre jammerschade um diese reichen Vorräte.“
„Jawohl. Welch eine Beute für uns.“
„Und doch kann, selbst wenn wir Sieger wären, sehr leicht der Fall eintreten, daß uns diese Beute verloren geht.“
„Wieso? Lieber würde ich sie in die Luft sprengen als zugeben, daß sich die Franctireurs mit diesen Gewehren gegen uns bewaffnen.“
„Eben diesen Fall meine ich ja.“
„Also doch in die Luft. Hm. Wir müssen auf alle Fälle sehen, aus was diese Vorräte bestehen.“
„Ja, wir werden diese Gänge und Gewölbe genau untersuchen. Freilich gehört dazu viel Zeit.“
„Und dabei werden wir von dem Alten überrumpelt.“
„Ich dachte eben auch daran. Man müßte ein Mittel finden, ihn abzuhalten, herunter zu kommen.“
„Welches Mittel meinen Sie?“
„Man müßte darüber nachdenken.“
„Warum erst viel nachdenken? Ein solches Mittel ist sehr leicht gefunden.“
„Bist du wirklich so außerordentlich scharfsinnig?“
„Ja. Ich habe bereits eins.“
„Das geht ja außerordentlich schnell.“
„Schnell denken und gut denken, das ist ein Vorzug, den der Soldat haben muß.“
„Nun, so sage dein Mittel.“
„Man macht den Alten krank und bettlägerig, so daß er sein Zimmer nicht zu verlassen vermag.“
„Der Gedanke ist nicht schlecht. Aber wie willst du eine Krankheit hervorbringen?“
„Sie vergessen, daß ich Kräutersucher
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