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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich!“
    „Das werde ich bleiben lassen. Ich habe, was ich brauche. Aber, Herr, ich bin Maler; wenden Sie sich in jeder Körperlage an mich! Ich male Sie von allen Seiten, sogar von unten, wenn Sie es wünschen.“
    Alle lachten, nur der Maler allein blieb ernsthaft.
    „Aber“, wendete sich der Amerikaner an ihn, „Sie haben noch gar nicht gesagt, wie mein Vater sich jetzt nennt. Er muß seinen Namen verändert haben, sonst hätte ich ihn gefunden.“
    „Er hat ihn nicht verändert, sondern ihn nur, ganz so wie Sie, in eine andere Sprache übersetzt, nämlich in die deutsche. Er nennt sich Untersberg.“
    „So wohnt er in Deutschland und ist doch Deutschenhasser fast bis zum Übermaß!“
    „Das wird einen Grund haben, den ich ahne, einen psychologischen Grund.“
    „Welchen?“
    „Er war Deutschenfeind. Sie heirateten eine Deutsche. Er verstieß Sie deshalb. Er machte Ihre Frau unglücklich. Er trieb sie mit den Kindern in die Fremde hinaus. Er schilderte sie Ihnen als treulos!“
    „Ja, das tat er.“
    „Aber er war doch immer Mensch. Er hatte ein Herz, ein Gewissen. Die Reue kam, je später desto gewaltiger. Der Sohn war fort, Weib und Kinder auch. Er konnte nichts wiedergutmachen; darum legte er sich wenigstens die eine Buße auf: Er verließ Frankreich und ging nach Deutschland. Er lernte die verhaßte Sprache dieses Landes und wurde Einsiedler, um auf die Vorwürfe seines Gewissens Tag und Nacht ungestört hören zu können.“
    „Einsiedler? Lebt er so in der Abgeschiedenheit?“
    „O nein. Er lebt in einer großen Stadt.“
    „In welcher?“
    „Hm. Werden Sie ihn aufsuchen?“
    „Das versteht sich ganz von selbst. Er hat schlimm an mir gehandelt, aber er ist mein Vater. Wir werden ihm vergeben, nicht wahr, meine Kinder?“
    Die beiden Mädchen nickten ihm freudig zu; dann setzte er seine Erkundigung fort:
    „Also in welcher Stadt?“
    „In Berlin.“
    „Wie lautet seine Adresse? Welche Straße und auch welche Nummer, Herr Schneffke?“
    „Halt, halt! Das geht nicht so schnell wie das Bretzelbacken. Man muß hier vorsichtig sein. Wann wollen Sie hin zu ihm?“
    „Morgen fahren wir nach Schloß Malineau, um mit Monsieur Melac zu sprechen. Sodann geht es gleich nach Berlin, direkt vom Bahnhof zum Vater.“
    „Sachte, sachte. Der würde Sie hinausschmeißen, gerade wie meinen Freund, den Maler Haller.“
    „Maler Haller?“ fragte Müller schnell. „Kennen Sie denn diesen Herrn?“
    „Oh, sehr gut.“
    „Wo lernten Sie ihn kennen?“
    „Bei einer Schlittenpartie im Tharandter Wald.“
    „Warum“, fragte Bas-Montagne, „warum glauben Sie denn, daß mein Vater uns nicht empfangen wird?“
    „Weil er überhaupt außer mir keinen einzigen Menschen zu sich läßt.“
    „Aber, seinen Sohn, seine Enkelinnen!“
    „Erst recht nicht. Man durfte ja davon gar nicht sprechen. Er muß auf ganz andere Weise gepackt werden.“
    „Wie denn?“
    „Mit Ihrem Bild. Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß er sich bestrebt, Ihren Kopf zu zeichnen. Eines schönen Tages muß ihm das gelingen. Was darauf folgt, das muß abgewartet werden.“
    „Ihr Rat ist nicht zu verwerfen. Werden Sie sich auf der Reise nach Berlin anschließen?“
    „Gern.“
    „Und ebenso lieb wäre es mir, wenn Sie morgen mit uns nach Etain fahren wollten.“
    „Lieber heute noch.“
    „Das geht nicht. So wichtig mir diese Angelegenheit ist, ich mag sie doch nicht überstürzen.“
    „Pst“, warnte Fritz in diesem Augenblick. „Ein Wagen aus Ortry!“
    „Der Alte?“ fragte Müller.
    „Ich weiß es noch nicht. Das Verdeck ist zu. Ich kenne aber die Pferde.“
    Er trat vom Fenster zurück, um nicht selbst auf seinem Posten bemerkt zu werden, ließ aber trotzdem den Blick nicht von unten weg und meldete nun auch:
    „Ja, der Kapitän. Gehen wir hinaus?“
    „Gewiß“, antwortete Müller. „Kommen Sie, meine Herren. Ich darf auf keinen Fall anwesend sein.“
    Kaum hatte sich die eine Türe hinter den vier Herren geschlossen, so ging die andere auf, um Richemonte eintreten zu lassen. Er verbeugte sich höflich vor Emma von Königsau und sagte:
    „Verzeihung, daß ich störe, Miß. Ich hörte, daß meine Enkelin sich hier befindet, und komme, sie abzuholen.“
    „Sie stören keineswegs. Bitte, nehmen Sie Platz, Herr Kapitän.“
    Er setzte sich auf die Hälfte des Sessels, so wie einer, welcher bereits im nächsten Augenblick wieder aufbrechen will. Sein Auge schweifte forschend im Zimmer umher; dann sagte er:
    „Ich

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