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59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch nicht.“
    „Ich denke dennoch. Wenn wir ihn hin zu ihr bringen.“
    „Wieso denn?“
    „Nun, er wird Sie doch seinen Sohn nennen!“
    „Ich sage ihm gar nicht, daß ich sein Sohn bin.“
    „Herr Doktor, bringen Sie das übers Herz?“
    „Es muß sein. Ich habe mit Schmerzen nach ihm gesucht und jetzt, da ich ihn finde, will mir das Herz vor Wonne zerspringen; trotzdem muß ich schweigen.“
    „Ich sehe doch keinen Grund!“
    „Es gibt sogar mehrere. Zunächst soll Marion noch nicht wissen, wer und was ich bin, und sodann muß ich den Vater schonen. Er ist kaum noch lebendig zu nennen. Der Gedanke, frei zu sein, wird ihn überwältigen. Hört er, daß ich sein Sohn bin, so kann ihn die Freude geradezu töten. Man darf ihm das Glück nur nach und nach beibringen. Das klingt beinahe herzlos, aber du kennst mich; du weißt, daß ich ein Herz habe.“
    „Oh, Herr Doktor, was das betrifft, so ist – – – ah, das Licht nähert sich, Mademoiselle kommt also!“
    Es war so; Marion kam ihnen nach.
    „Zürnen Sie nicht!“ bat sie. „Ich war allein, und Sie standen beratend beieinander, ich glaubte, es gebe irgendeine Gefahr.“
    „Es gibt keine“, beruhigt sie Müller. „Aber, da Sie nun hier sind, so sollen Sie auch bleiben. Doch müssen Sie sich auf Schreckliches gefaßt machen.“
    „Schrecklicher kann es nicht sein, als die Einsamkeit in diesen Gängen!“
    Müller zog den Schlüssel und öffnete. Er holte tief, tief Atem. Er mußte seine ganze Selbstbeherrschung zusammennehmen, um nicht unter lautem Schluchzen sich dem Vater zu erkennen zu geben.
    Der Gefangene bewegte sich nicht, als der Schein des Lichtes abermals in seine Zelle drang. Aber bei dem Anblick dieses Elendes stieß Marion einen lauten Schrei des Entsetzens aus.
    „Vater im Himmel!“ sagte sie. „Liegt hier ein Mensch?“
    „Leider!“ stieß Müller hervor, indem er die Zähne zusammenbiß.
    Bei dem Klang der weiblichen Stimme hob der Gefangene den Kopf.
    „Ein Weib! Wahrhaftig, ein Weib!“ stammelte er. „Was willst du von mir?“
    Sie trat trotz des entsetzlichen Gestankes näher und sagte:
    „Ich bringe Ihnen die Freiheit.“
    „Die Freiheit? Oh, welcher Hohn!“
    „Es ist kein Hohn; es ist die Wahrheit.“
    Er richtete sich weiter auf und fragte mit zitternder Stimme:
    „Weib, Mädchen, betrüge mich nicht!“
    Müllers Stimme zitterte nicht weniger, als er bestätigte:
    „Man betrügt Sie nicht; es ist die Wahrheit.“
    Er hatte diese Worte in deutscher Sprache gesprochen. Darum fuhr der Gefangene auf:
    „Was höre ich? Man spricht deutsch? Deutsch, deutsch! Mein Gott, wie lange habe ich diese Klänge nicht gehört!“
    Und laut weinend brach er wieder zusammen.
    Marion weinte mit. Fritz schluchzte, und Müller preßte wohl die Zähne zusammen, aber die Tränen flossen ihm doch über die Wangen herab.
    „Haben Sie nicht vorhin dem Kapitän gesagt, daß Deutsche kommen würden, um Ihnen die Freiheit zu bringen?“ stieß er dann hervor.
    „Ja, das sagte ich. Haben Sie es gehört?“
    „Ich stand in der Nähe und lauschte. Wo hängen die Schlüssel zu Ihren Fesseln?“
    „Dort, unter der Peitsche.“
    Erst jetzt erblickte Müller die Peitsche.
    „Eine Peitsche!“ rief er aus. „Sind Sie etwa geschlagen worden? Schnell, schnell, sagen Sie es!“
    Der Gefangene schüttelte den Kopf, aber er antwortete nicht.
    „Sagen Sie es!“ drängte Müller.
    „Kann der Tote sagen, daß er gestorben ist?“
    „Herr, mein Gott! Ja, Sie haben recht! Sie können nicht davon sprechen! Aber wehe dir, alter Satan! Du sollst jeden Hieb zehnfach empfinden! Diese Peitsche wird mit uns gehen. Der Name Königsau, welcher durch sie befleckt worden ist, soll – – –“
    Er hielt inne. Der Grimm hatte ihn vermocht, diesen Namen zu nennen. Der Gefangene näherte sich rasch, so weit als die Kette und seine Kräfte es erlaubten, und fragte:
    „Was war das? Welchen Namen nannten Sie?“
    „Königsau“, antwortete Müller, da es nun nicht mehr zu umgehen war.
    „Wirklich! Oh, ich hatte doch recht gehört! Kennen Sie diesen Namen?“
    „Ich kenne ihn.“
    „Können Sie mir von der Familie erzählen?“
    „Ja, sobald Sie von hier fort sind.“
    „Fort, fort, fort? Ich soll wirklich fort? Ich soll wirklich frei sein?“
    „Ja. Hier sind die Schlüssel. Ihre Ketten werden fallen.“
    „Gott, mein Gott, mein Gott!“
    Er schlug die gefesselten Hände vor das Gesicht; dann sanken sie langsam herab, und er glitt wieder in den

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