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60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken

Titel: 60 - Der verlorene Sohn 01 - Der Herr der tausend Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegenwärtig hier. Wir befanden uns im Bad. Wir trafen uns beim Spiel. Sie baten mich um zweitausend Gulden auf vierundzwanzig Stunden und Ehrenwort. Des anderen Tags waren Sie verschwunden, ohne mich bezahlt zu haben. Und weshalb? Weil es bekannt geworden war, daß Sie ein Schurke sind, welcher es versteht, dem Glück –“
    „Herr von Hellenbach!“ rief der Baron.
    Er war bleich geworden wie eine Leiche. Sein Ton sollte ein drohender sein, doch machte er einen ganz entgegengesetzten Eindruck. Hellenbach zuckte die Achsel und sagte:
    „Schreien Sie nicht so laut! Ich habe mit Ihnen zu sprechen, und was ich Ihnen zu sagen habe, werde ich Ihnen unter allen Umständen mitteilen, selbst wenn Sie die sämtliche Dienerschaft herbeischreien sollten! Also, fahren wir fort: – weil Sie es verstanden hatten, dem Glück des Spiels durch gewisse Manipulationen nachzuhelfen. Jetzt treffe ich hier ein, und der erste, welcher mir begegnet, sind Sie. Ihr Cousin ist ein Ehrenmann und mein Freund; auch habe ich noch einen anderweiten Grund, Ärgernis von ihm fern zu halten. Darum habe ich bisher gegen ihn über Sie geschwiegen. Aber an einem und demselben Ort kann ich mit einem Mann, der kein Ehrenwort mehr hat, nicht bleiben. Natürlich bin ich es nicht, der weichen wird, sondern Sie werden es sein. Aus Rücksicht auf Ihren Herrn Cousin will ich Ihnen noch eine Gnadenfrist geben. Zahlen Sie mir binnen jetzt und vierundzwanzig Stunden, also bis morgen um dieselbe Tageszeit, die zweitausend Gulden, so soll kein Mensch von dieser Angelegenheit erfahren. Sie dürfen dann abreisen, ohne von mir blamiert zu werden; denn von Ihrem Hierbleiben ist auch in diesem günstigen Fall keine Rede. Zahlen Sie aber nicht, so decke ich Ihre Ehrlosigkeit vor allen anwesenden Jagdgästen auf!“
    Das war eine lange, scharfe Rede. Der Baron hatte sie mit keinem Wort, mit keiner Silbe unterbrochen. Er schien überhaupt die Fähigkeit der Sprache für den Augenblick verloren zu haben. Desto beredter aber waren seine Züge. Auf seinem Gesicht kamen und gingen alle Arten negativer Empfindungen. Scham, Zorn, Furcht und Mut wechselten miteinander ab. Jedenfalls kannte er den Hauptmann. Er wußte, daß derselbe die Wahrheit gesprochen habe und daß so einem eisenfesten, ehrenwerten Charakter nicht ein Jota abzuringen sei. Er hätte ihn am liebsten massakriert; aber er wußte auch sehr genau, daß ihn nur die äußerste Selbstbeherrschung retten könne. Er zwang also seinen Grimm zurück und sagte, indem seine Stimme allerdings vor innerer Aufregung bebte:
    „Sie können sich denken, daß ich gegen Ihre Anschuldigungen und die Bedingungen, welche Sie mir stellen, kein Wort der Entgegnung habe. Die Angelegenheit wird bis morgen geordnet sein; nur bedinge ich mir Ihr Ehrenwort, daß kein Mensch etwas von der Sache weiß oder bis morgen zu der angegebenen Zeit von ihr erfahren wird.“
    „Sie haben das Ehrenwort. Adieu!“
    Nach diesen unter einem verächtlichen Achselzucken gesprochenen Worten drehte sich der Hauptmann ab. Er gehörte zu denjenigen Charakteren, welche alles Falsche unerbittlich hassen und verfolgen, weil an ihnen selbst kein Falsch ist.
    Franz von Helfenstein hatte in sein Zimmer zurückkehren wollen; die Begegnung mit Hellenbach aber gab seinen Schritten eine ganz andere, neue Richtung. Er stieg die Freitreppe hinab und verließ das Jagdschloß, um seiner Erregung im kühlen Wald Herr zu werden. Er sann und sann, um zu einem Resultat zu kommen. Endlich blieb er stehen und sagte, mit der geballten Faust nach dem Schloß zurückdrohend:
    „Einen Schurken hat er mich genannt, einen ehrlosen Menschen! Hölle, Tod und Teufel, das wird gerächt, fürchterlich gerächt! Ich muß ihn bezahlen; aber woher das Geld nehmen? Der Cousin hilft mir nicht mehr aus der Not. Ich verlangte heute früh lumpige fünfhundert Gulden von ihm, und er verweigerte sie mir, weil er nicht länger Tropfen ins Meer tragen wolle. Wie würde er erstaunen, wenn ich jetzt zweitausend verlangte! Er hat Geld, massenhaft Geld! Ihm ist ja alles zugefallen, die ganze Herrschaft, während wir anderen mit einer elenden Kleinigkeit abgefunden wurden. Wäre er tot, und hätte er diesen Knaben nicht, so hätte Alma einige Hunderttausende zu erwarten, und das andere wäre alles, alles mein! Könnte man doch dem Schicksal nachhelfen! Hm! Gibt es denn gar keine Möglichkeit? Sie soll Hellenbach heiraten, und das muß ich hintertreiben. Sie liebt ihn keinesfalls. Ha! Ist es denn nicht

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