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61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig

Titel: 61 - Der verlorene Sohn 02 - Der Schmugglerkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Alter!“ bat die Försterin.
    „Du bist still, ganz still, Barbara! Die beiden Gefangenen müssen heraus aus dem Loch! Und wer das fertigbringen kann, der mag sich sputen, sonst werfe ich ihn hinaus!“
    „Das geht natürlich auf mich!“ sagte Arndt.
    „Ja! Oder soll ich es Ihnen noch schriftlich geben oder gar als Arie komponiert und in Noten gesetzt?“
    „Danke! Wenn Sie es für so sehr eilig halten, so laufen Sie, mir einen Schlitten zu besorgen. Ich habe einiges einzupacken, was ich mitnehmen muß.“
    „Ist es viel? Nimmt es großen Platz weg?“
    „Nein.“
    „Brauchen Sie lange?“
    „Fünf Minuten. Ehe Sie aber in die Stadt kommen und den Schlitten bringen, vergeht weit über eine Stunde.“
    „Das wollen wir doch sehen! Wenn es sich um Eduard Hauser und das Engelchen handelt, da bin ich mit dem Schlitten gerade so schnell da, wie Sie mit dem Einpacken fertig sind. Sputen Sie sich also!“
    Er zog die Pelzstiefel an und ging hinaus.
    Arndt begab sich nach seinem Stübchen. Was er einpackte, das waren nur kleine Gegenstände, welche bei einer vielleicht notwendigen Verkleidung gebraucht wurden. Er war aber noch nicht ganz fertig; so klopfte es an die Tür.
    „Wer draußen?“ fragte er.
    „Ich!“ ertönte Wunderlichs Stimme.
    „Was! Doch nicht etwa bereits aus der Stadt?“
    „Das geht niemanden etwas an! Der Schlitten steht bereit!“
    Arndt war neugierig. Als er herunterkam, standen die alten Eheleute im Hausflur, und er hörte die gute Barbara in mißbilligendem Ton sagen:
    „Aber Vater, Alter! Das geht denn doch nicht!“
    „Nicht? Warum nicht, he? Wenn du nämlich so freundlich bist, mir diese Frage zu gestatten.“
    „Du selbst hast es ja noch nie gemacht!“
    „Aber die Burschen!“
    „Doch du nicht!“
    „Nun, so mache ich es heute!“
    „Aber unserem lieben Herrn Arndt darfst du es doch ganz unmöglich zumuten!“
    „Nicht? Warum nicht, he?“
    „So einem feinen Mann!“
    „Papperlapapp! Er ist um keinen Deut feiner als wir. Er ist kein Juxverderber. Paß auf! Wenn er meine Equipage sieht, ist er ganz vernarrt in sie.“
    „Wo steht sie denn?“ fragte Arndt.
    Die beiden, welche sich ganz allein geglaubt hatten, fuhren rasch zu ihm herum.
    „Sapperment! Der Kerl hat uns belauscht!“ rief der Förster.
    „Konnte ich anders! Ihr schreit ja, daß man es von Ostern bis zu den Adventen hört! Also, wo ist die Equipage?“
    „Hier! Da, gucken Sie her!“
    Er öffnete die Haustür und zeigte hinaus. Arndt mußte wirklich laut auflachen. Draußen stand ein ziemlich großer Handschlitten, mit Stroh und Pelzen belegt und mit zwei riesigen Bullenbeißern bespannt, welche vor Lust und Erwartung laut aufheulten.
    „Nun, wie steht es? Ist das nicht schön?“
    „Sehr interessant!“ nickte Arndt, noch immer lachend.
    „Denken Sie etwa, daß es zu langsam gehen wird?“
    „O nein. Ich kenne diese Art der Passagierbeförderung. Ich wette, daß wir eher ankommen als mit Pferden.“
    „Das ist auch meine Meinung, Herr.“
    „Aber so große Eile ist denn doch nicht nötig. Wenn wir ankommen, liegen noch alle Leute im Schlaf.“
    „Schadet nichts! Wen wir brauchen, der wird aufgeweckt!“
    „Den Staatsanwalt doch nicht!“
    „Oh, gerade dieser ist der erste, den ich wecke! Die Herren vom Gericht sollen einmal den alten Wunderlich kennenlernen!“
    „Also Sie wollen auch mit?“
    „Natürlich! Freilich! Ich gehe dem Staatsanwalt nicht eher vom Kamisole, als bis er mich wenigstens den Hauser mitnehmen läßt.“
    „Na, wie Sie denken! Steigen wir also auf!“
    „Siehst du es, Alte! Dieser Kerl hat Verstand. Er ist mit unserem Hundeeilzug einverstanden. Wir werden dahin sausen wie der Hase über das Ackerfeld.“
    Sie stiegen beide auf den Schlitten, fanden aber nicht Zeit, es sich in dem Stroh bequem zu machen und sich mit den Pelzen zuzudecken, so schnell schossen die starken Rüden mit ihnen davon. Es ging wie im Flug die Waldstraße hinab und durch das Städtchen hindurch. Als sie dasselbe hinter sich hatten, meinte der Förster, welcher bisher schweigsam gewesen war:
    „Nun, Vetter, was sagen Sie zu dieser Extrapost?“
    „Sie ist exquisit!“
    „Ja, zwei solche Hunde laufen etwas weg! Es könnte uns wohl kein Pferdegeschirr ausstechen. Ich setze meinen Kopf zum Pfand, daß wir in einer halben Stunde am Ziel sind!“
    Seine Behauptung erwies sich als ganz richtig. Die Straße flog förmlich unter ihnen hinweg, und noch ehe die angegebene Zeit vergangen war, hatten sie die

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