Sternenfaust - 008 - Angriffsziel Wega
»Ich biete dir eine Wette an, Bridget. Wenn ›5frei‹ dieses Mal seinen Kandidaten durchbringt, erhöhe ich deinen Lohn um 100 Bakkar. 50 mehr, als du haben willst. Wenn nicht, dann verzichtest du auf die sechs Wochen Urlaub, die ich dir genehmigt habe. Beziehungsweise nimmst sie später.« Captain Tomislav Brady hatte sich in seinen Kommandantensitz gelümmelt und die ausgestreckten Beine übereinander geschlagen. Mit einem Zahnstocher bearbeitete er sein kräftiges Gebiss, das für einen 63-Jährigen noch ungewöhnlich gut war und einer weganischen Tigerechse mehr als nur Ehre gemacht hätte. Es leuchtete aus einem gepflegten grauen Vollbart heraus, der gänzlich kurz geschnitten war.
Einen Moment lang fixierte Tomislav Brady das Ortungsdisplay, als erwarte er von dem eine Antwort und betrachtete versonnen den fantastischen Anblick, den ihm der Bildschirm bot. Ganz unschuldig war er nicht an diesem Anblick. Schließlich hatte Brady den Bordcomputer dahingehend programmiert, ihm genau diese Farbenpracht zu zeigen, so und kein bisschen anders. In diesen Dingen war Brady genau.
Schräg unter dem Schiff erstrahlte nun also die helle und heiße Wega in einem intensiven Blauweiß. Der gigantische Staubring, der seinen Heimatstern in Form einer flachen, fast kreisrunden Scheibe umgab und dabei den Raum um die Sonne aussparte, leuchtete dagegen in einem kräftigen, ins Rötliche gehenden Orangegelb.
Dann erst sah Tomislav Brady auf und lächelte seine Mitarbeiterin an.
Es war die Art von Lächeln, die Bridget Moynahan ansonsten durchaus mochte. Nun aber ging es um ein Thema, bei dem sie keinen Spaß verstand. Deswegen erwiderte die junge Frau sein Lächeln auch nicht, wie sie es normalerweise getan hätte. Sie drehte den Kopf und warf ihr schulterlanges, rehbraunes Haar in einer anmutigen Geste nach hinten. Trotzdem war nicht zu übersehen, dass sich aufkeimender Zorn in ihre hübschen Gesichtszüge schlich.
»Was willst du mir damit sagen, Tom? Soll das eine Provokation sein?«
Tomislav Brady lächelte auch weiterhin, zerbrach den Zahnstocher direkt vor seinem Gesicht in zwei Teile und warf ihn achtlos beiseite. »Nein, Bridget, ich meine es ernst«, setzte er zu einer seiner gefürchteten, umständlichen Erklärungen an. »Die Sache ist nun also die: Nachdem ich dir vor einer Woche den Urlaub genehmigt hatte, den du dir sicher verdient hast und den du ja unbedingt haben wolltest, wie ich weiß, nun also, da kam zwei Tage später ein absolut lukrativer Auftrag herein. Den kann ich aber nur annehmen, wenn du mir dabei hilfst.« Er unterbrach sich und sah sie abwartend an.
Bridget verdrehte die Augen. Dann schüttelte sie energisch den Kopf. »Nein, nein und nochmals nein, Tom«, fauchte sie. »Auf diese Art kriegst du mich nicht rum. Du weißt, dass meine Schwester auf der Erde heiratet. Da kann und will ich nicht fehlen. Unmöglich. Sie würde mich nie wieder eines Blickes würdigen. Nein.«
Sie zögerte kurz. »Hm. Von was für einem Auftrag redest du?«
Brady nickte zufrieden. Er wusste, dass er sie hatte. Denn neben anderen Frauen und »5frei« hatte Bridget noch eine dritte Leidenschaft, der sie nicht widerstehen konnte. Das Wetten. Und die momentane politische Situation erlaubte es, dass er zwei ihrer Leidenschaften geschickt miteinander verknüpfen konnte. Tomislav Brady war stolz auf sich.
»Die Firma ›Brady Wargun Systems‹ hat den Auftrag erhalten, das elektronische Waffennetzwerk für das neue Bodenfort auf ›Neumanns Mountain‹ zu erstellen«, erklärte er geschraubt. »Ich denke, dass wir das in den geforderten acht Wochen schaffen können. Aber nur, wenn du dabei bist, Bridget. Ohne dich kann ich den Auftrag abhaken. Und weil ich keine Bestie bin und dir den Urlaub nicht einfach streichen will, biete ich dir diese faire Wette an, bei der wir beide das gleich große Risiko tragen.«
Bridget überlegte. »Und wo soll für dich das Risiko sein?«
»Das meinst du doch wohl eher rhetorisch, meine liebe Bridget. Du weißt, dass ich es mir eigentlich nicht leisten kann, dir einen höheren Lohn zu zahlen. Das habe ich dir schon oft plausibel gemacht, oder? Wenn ich die Wette verliere, dann geht der Auftrag flöten und ich werde künftig einen Teil deines erhöhten Lohns von meinem privaten Vermögen bestreiten müssen, dessen Höhe sich gegen nahezu Null bewegt, weil das der Firmengewinn nicht hergibt.«
»Eine Runde Mitleid«, zitierte die junge Frau einen Spruch, den sie neulich in einem über
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