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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bezahlt. Sie bekommen Ihr Gehalt, um Ihre Pflicht zu tun. Andere Rechte und Pflichten gibt es nicht. Eine Orchestertantieme ist ganz derselbe Konsens, wie auch eine Ballettprämie sein würde, welche der Dirigent an das Corps de Ballet oder an den Ballettmeister zu entrichten hätte.“
    Da zog sich sein Gesicht rasch wieder finster zusammen.
    „Wozu dieser eigentümliche Vergleich, Miß?“ fragte er.
    „Um Ihnen erklärlich zu machen, daß Sie, falls ich engagiert werde, keine Tantieme von mir zu erwarten haben.“
    Er nickte ihr höhnisch zu und antwortete unter einer Gebärde der Geringschätzung:
    „Habe ich auch gar nicht erwartet, da der Fall, daß Sie engagiert werden; gar nicht eintreten kann. Verlassen Sie mich; ich bin beschäftigt! Adieu!“
    „Adieu!“
    Er warf ihr einen Blick zu, welcher möglichst niederschmetternd wirken sollte; sie aber bemerkte ihn gar nicht. So gleichmütig, als ob nicht das geringste vorgefallen sei, und sie sich nicht mit allen, außer dem Direktor, verfeindet habe, stieg sie die Treppe hinab und dann in den Wagen.
    „Hotel Union!“ befahl sie dem Kutscher.
    Als die Droschke am angegebenen Ort hielt und die Kellner herbeisprangen, um den Schlag aufzureißen, als dann der Portier mit seinem großen Stock präsentierte und Ellen vorüberrauschte, ohne den Droschkenkutscher weiter zu beachten, war es Hilda, als ob sie sich an der Seite einer Königin befinde. Dennoch aber wagte sie, um an eine vermeinte Vergeßlichkeit zu erinnern, die leise Bemerkung:
    „Gnädiges Fräulein, die Droschke –“
    „O bitte“, lächelte die Amerikanerin, „der Kutscher wird vom Portier bezahlt. Das kommt dann auf die Rechnung zu stehen. Kommen Sie nur, liebes Kind!“
    Die Näherin errötete teils über ihre Unwissenheit und noch mehr darüber, daß sie es gewagt hatte, dieser vornehmen Dame eine Gedankenlosigkeit vorzuwerfen.
    Droben wurde eine Wohnung geöffnet, welche aus mehreren prachtvoll ausgestatteten Gemächern bestand. In einem derselben saß eine junge, vielleicht vierzehnjährige Negerin, beschäftigt, zu ihrer Unterhaltung einen Strauß der herrlichsten Treibhausblüten zu zerpflücken.
    „Was tust du hier, Sammy?“ sagte Ellen verweisend.
    Die Kleine zeigte den zahngefüllten Mund, lachte von einem Ohr zum andern und antwortete:
    „Oh, Missis! Blumen zu groß sein! Blumen klein machen! Sammy dann Blumen besser riechen können, besser in Nase stecken!“
    „Kleiner Tollkopf! Geh, den Tee zu bestellen!“
    „Oh, Missis, Tee! Tee und viel Zucker für Sammy!“
    Bei diesen Worten sprang sie davon.
    Hilda stand an der Tür. Sie getraute sich nicht, weiterzugehen. Sie hatte noch kein solches Zimmer gesehen.
    „Bitte, Fräulein Holm“, sagte die Amerikanerin. „Nehmen Sie hier neben mir Platz, damit wir bequemer plaudern können.“
    Sie nahm sie bei der Hand und führte sie nach dem blausamtenen Sessel, in welchen sich die arme Näherin niederlassen mußte. Ellen ließ nun zum ersten Mal einen etwas schärferen, genau forschenden Blick über sie gleiten und sagte dann, von ihrer Beobachtung sichtlich recht befriedigt:
    „Wir werden den Tee bald bekommen, können uns aber bis dahin immer einiges erzählen. Also, Ihr Vater lebt noch? Was ist er?“
    „Er war Musikdirektor, ist aber jetzt erwerbslos, weil er vom Schlag gelähmt worden ist.“
    Ellen fragte weiter und erfuhr bald alles, was sich auf Hildas Familie und deren Verhältnisse bezog.
    „Warum ist Ihr Bruder jetzt Reporter?“ fragte sie.
    „Seine linke Hand ist beschädigt.“
    Hierauf fußte Ellen weiter, und bald hatte sie das Geheimnis von der Tänzerin erfahren. Sie machte auf das arme Mädchen den Eindruck einer Göttin, einer Fee, von der bereits ein einziger Blick genügt, um unendlich glücklich zu machen.
    „Kennen Sie den Namen dieser Tänzerin?“ lautete die Erkundigung weiter.
    „Nein. Ich habe ihn in dem Tagebuch nicht gefunden.“
    „Und ihr Bruder hat nicht von ihr gesprochen?“
    „Nie!“
    „So hat er sie nie wirklich geliebt, oder er hat sie längst wieder vergessen.“
    „O nein! Max vergißt nie einen Menschen, dem er einmal sein Interesse gewidmet hat. Er hält diese Liebe für unglücklich; darum schweigt er.“
    „So ist er wohl stets traurig?“
    „Er ist ernst und mild; lustig war er früher; jetzt ist er es nie mehr. Heute habe ich ihn seit langer, langer Zeit zum ersten Mal wieder glücklich lächeln sehen.“
    „Worüber? Wissen Sie das?“
    „Über das Wiedersehen eines

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