Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
betragen.“
    „Aufschneiderei!“
    „O nein! Wahrheit! Prosit! Ich habe keine Zeit. Wollte nur im Vorübergehen vorsprechen. Jedenfalls komme ich am Nachmittag einmal wieder.“
    Er gab dem Agenten die Hand und ging. Sie hatten sich leise zugenickt, scheinbar unbemerkt von dem Polizisten; dieser hatte es aber sehr wohl gesehen und war augenblicklich fest überzeugt, daß dieser sogenannte Austräger nur deshalb bei dem Juwelier eine Anstellung gesucht habe, um seine Verbündeten zu benachrichtigen, wenn einmal ein Fang zu machen sei. Jetzt nun war die Amerikanerin gekommen; sie besaß solchen Reichtum an Kleinodien, und so war er sogleich zu dem Agenten gegangen, um es ihm mitzuteilen. Es entstand sogleich in Adolfs Gedanken die Überzeugung, daß man gegen die Tänzerin irgendeinen Plan schmieden werde, und er nahm sich vor, denselben auf alle Fälle auszukundschaften.
    „So, da ist er wieder fort“, sagte der Agent zu ihm. „Wir können also weitersprechen. Es ist also wirklich Ihre Absicht, hier in Dienst zu treten?“
    „Wenn ich Stellung finde, sehr gern.“
    „Und ebenso wollen Sie den Hauptmann aufsuchen?“
    „Ja.“
    „Wird sich das vereinigen lassen?“
    „Warum nicht?“
    „Nun, wer mit dem Hauptmann verkehrt, der – hm, Sie können sich denken, was ich sagen will.“
    „Ja, ich verstehe Sie. Aber, ich kann meinen Auftrag ausrichten und trotzdem ein ehrlicher Kerl bleiben. Allerdings hätte ich – Donnerwetter! Es ist doch eine dumme Sache!“
    „Inwiefern?“
    „Das darf ich auch nicht sagen. Aber ich muß wirklich gewärtig sein, daß der Hauptmann meine Hilfe braucht.“
    „Wegen der beiden Schmiede?“
    „Ja.“
    „Und die wollen Sie ihm versagen?“
    „Darüber kann ich mich nicht erklären. Ich kenne Sie nicht und muß mich sehr in acht nehmen.“
    „Nun gut, Sie sollen mich kennenlernen. Erstens werde ich Ihnen ganz unentgeltlich eine Stelle verschaffen, und zweitens – na, Sie haben wohl Zeit?“
    „Ja, zu tun habe ich nichts.“
    „Ich habe jetzt etwas zu besorgen, komme aber wieder. Können wir uns vielleicht hier wieder treffen?“
    „Ja, gern. Aber wann?“
    „Eine Stunde nach Mittag. Da ist es wieder ruhig hier.“
    „Gut, ich werde mich einstellen.“
    Der Agent bezahlte und ging. Adolf folgte ihm heimlich nach und sah, daß er nach Hause ging. Nach einiger Zeit war der Spiegel oben am Mansardenfenster zu bemerken, zum Zeichen für den Hauptmann, daß er sich in der Weinstube einfinden solle, um etwas Wichtiges zu erfahren.
    Jetzt war Adolf seiner Sache sicher und begab sich direkt nach dem Hotel Union, wo er bat, zu Miß Ellen Starton vorgelassen zu werden. Seine Bitte wurde erfüllt. Sie empfing ihn und fragte nach seinem Begehr. Er zog ein Schreiben aus der Tasche und überreichte es ihr. Sie las es und fragte dann unter allen Zeichen der Befremdung:
    „Wer hat Sie an mich gewiesen?“
    „Der Fürst, mein Fräulein. Ich komme in seinem Auftrag.“
    Sie betrachtete ihn aufmerksam und sagte dann:
    „Ich verstehe. Sie kommen, um mir zu dienen und mich zu warnen.“
    Adolf setzte Miß Ellen den gefaßten Plan auseinander, und erklärte ihr, daß es nötig sei, sich von ihr scheinbar als ihren Diener engagieren zu lassen und auch den Wirt zu instruieren. Beide gingen auf seine Intentionen ein, und er erhielt als der Lakai Leonhardt ein Zimmerchen angewiesen; dann entfernte er sich. –
    Der Herr Agent Bauer kehrte sehr bald wieder nach dem Weinkeller zurück; aber sein Zeichen schien heute sehr spät bemerkt worden zu sein, da er außerordentlich lange zu warten hatte. Endlich trat der ehrwürdige und emeritierte Kantor und Organist ein.
    Sie begrüßten sich in der Weise ernster und doch vertrauter Stammgäste und ließen sich eine Karte geben. Nachdem sie einige Spiele gemacht hatten und nun bemerkten, daß die Aufmerksamkeit der wenigen anwesenden Gäste sich von ihnen abgelenkt habe, flüsterte der Agent:
    „Habe lange warten müssen!“
    „War sehr beschäftigt, und Ihr Zeichen konnte erst spät bemerkt werden. Was gibt es Neues?“
    „Höchst Wichtiges. Zweierlei sogar!“
    „Gutes?“
    „Sehr Gutes.“
    „So lassen Sie hören.“
    Der Agent teilte ihm von den Pretiosen der Amerikanerin und seiner Unterredung mit dem vermeintlich entlassenen Gefangenen mit. Sie waren damit kaum zu Ende, so trat der Erwähnte ein.
    Er grüßte den Agenten von weitem und tat so, als ob er sich an einen entfernten Tisch setzen wolle; der Genannte aber gab ihm einen

Weitere Kostenlose Bücher