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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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‚Rat, der keinen Rat weiß‘ gemeint ist. Der betreffende, hochachtbare Herr hält es natürlich unter seiner Würde, auf eine so bubenhafte, schriftliche Anrempelung eine Antwort zu geben. Da aber eine solche Gemeinheit unbedingt an den Pranger zu stellen ist, so übernehme ich es, die geehrten Leser unseres Journales über die Art und Weise, in welcher man bei uns ‚Sterne‘ engagiert, aufzuklären. Ich fühle mich dazu berufen, weil ich in meiner früheren Stellung zum Residenzblatt am besten Gelegenheit hatte, Erfahrungen zu sammeln. Und entgegen dem verdeckten, hinterlistigen Angriff, werde ich Namen nennen und auch so ehrlich sein, den meinigen unter diese Zeile zu setzen.“
    Hier hielt der Rat inne.
    „Bis hierher ist es gut. Da hat ein jedes Wort meinen Beifall“, sagte er. „Aber weiter!“
    Er fuhr fort:
    „Bemerken muß ich vorher, daß ich, als das Residenzblatt den ersten Vergleich zwischen Mademoiselle Leda und Miß Ellen Starton anstellte, den Chefredakteur dieses Blattes aufsuchte, um ihm in untrüglichen Unterlagen den Beweis zu liefern, daß er über die letztgenannte Dame nichts weiter als einfach frech gelogen habe. Ich wurde abgewiesen und brach mein Verhältnis zu ihm ebenso ab.“
    „So, auch das ist gut! Aber weiter! Jetzt kommt es nun so unglaublich, daß einem die Haare zu Berge steigen möchten.“
    Er warf einen forschen Blick auf Holm, ob dieser doch wie ein zurechnungsfähiger Mensch aussehe. Dann fuhr er fort:
    „Ich stelle folgende Behauptungen auf und bin bereit, den Beweis hier und an jeder Stelle zu liefern. Der Herr Intendant der Residenzbühne und der Chefredakteur des Residenzblattes haben sich in Küssen usw. das Engagement der Leda vorher bezahlen lassen. Dem Herrn Ballettmeister, welcher sich zugleich Kunstmaler nennt, hat sie als Medea Modell gesessen und dabei zugleich die Gelegenheit wahrgenommen, ein armes, unbescholtenes Mädchen durch körperliche Mißhandlungen zu zwingen, als Psyche Modell zu stehen. Es hat dabei eine Katzbalgerei gegeben, wobei dem Herrn Kunstmaler sämtliche Farben verlorengingen, weil er sich mit seiner Frau und der Leda in ihnen herumwälzte. Der verehrte Chef der Claqueurs, Herr Léon Staudigel, kann die Umarmung der Leda nicht genug rühmen und hatte sie, um sich für die Anstrengungen seiner Untergebenen bezahlt zu machen, zu einem Souper nach der Vorstellung in das Bellevue bestellt. Man wollte maskiert speisen. Als man sich nach dem Souper demaskierte, zeigte es sich, daß der sogenannte Herr ‚Baron‘ einen im Tivoli wegen seiner lustigen Streiche sehr wohl bekannten Paukenschläger umarmt hatte.“
    Jetzt hielt der Leser inne.
    „Wie wollen Sie das alles beweisen?“ fragte er.
    „Durch Zeugen.“
    „Wer sind sie?“
    „Bei dem Chefredakteur hat der Redaktionsdiener gelauscht, bei dem Intendanten dessen Jean.“
    „Die Szene beim Ballettmeister?“
    „Meine Schwester.“
    „Ah! War sie das Mädchen, welches man zwingen wollte?“
    „Ja. Übrigens ist die Amerikanerin dazugekommen.“
    „Aber im Bellevue?“
    „War ich zugegen. Der Paukenschläger hatte sich als Dame verkleidet. Das Arrangement stammte von mir.“
    „Tausendsassa! Na, ich will es glauben! Also weiter!“
    Er las weiter:
    „Nachdem die Leda Herrn Staudigel für seine Protektion eine gewisse Summe versprechen mußte, begab sie sich zum Musikdirektor. Dieser fragte nicht nach Liebenswürdigkeiten, wurde also durch das Versprechen von Orchestertantiemen kirre gemacht.“
    „Können Sie das beweisen?“
    „Ja.“
    „Na, also weiter: Der geehrte Herr Kapellmeister hatte nun nichts Eiligeres zu tun, als eine Veränderung der Partitur vorzunehmen, um es Miß Ellen Starton unmöglich zu machen, im Takt zu bleiben. Ich fordere ihn also wegen einer Fälschung der Partitur vor das Forum der Öffentlichkeit!“
    „Woher wissen Sie das?“
    „Ich hörte es während der Vorstellung. Ich bin Musiker. Heute früh begab ich mich zu einem mir bekannten Mitglied der Kapelle, dessen gefälschte Violinenstimme zu erlangen ich so glücklich war.“
    „Das ist recht! Bisher erfolgte Schlag auf Schlag! Was aber nun kommt, das ist nicht glaubhaft.“
    „Ich beweise es.“
    „Daß die Leda gefangen ist?“
    „Ja.“
    „Und als Diebin?“
    „Sie hat fünftausend Gulden gestohlen, welche vor einigen Jahren Herrn Baron von Scharfenberg abhanden kamen.“
    „Wie wollen Sie das beweisen?“
    „Sie sitzt mit ihrer Mutter im Bezirksgericht.“
    „Alle

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