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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Teufel!“
    „Aber dann soll der Intendant ein braves Mädchen seinem Bruder, dem Zirkusdirektor, zu unzüchtigen Zwecken in die Hände gespielt haben?“
    „Es ist die Tochter des Theaterdieners Werner, welche gezwungen werden sollte, als Tau-ma aufzutreten.“
    „Und dabei ist man in genauso schamloser Weise verfahren, wie Sie es andeuten?“
    „Ja. Der Zirkusdirektor ist mit fast sämtlichem Personal arretiert worden. Ich war in Rollenburg und habe das arme Mädchen hierherbegleitet. Ihre Schwester hat volle vier Jahre lang unschuldig im Zuchthaus gesessen, weil die Leda den Kindesmord auf sie geschoben hat.“
    „Und das können Sie beweisen, wirklich beweisen?“
    „Ja.“
    „Beleidige ich Sie, wenn ich bemerke, daß ich mich denn doch erkundigen möchte, bevor ich diesen Aufsatz in unseren Spalten erscheinen lasse?“
    „Ich spreche Ihnen gerne das Recht zu, vorsichtig zu sein.“
    „Schön! Aber bei wem soll ich mich erkundigen?“
    „Bei einem Herrn, dessen Versicherung Sie sofort festen Glauben schenken werden.“
    „Wer ist das?“
    „Der Fürst von Befour.“
    „Sapperment! Weiß der von diesen Angelegenheiten?“
    „Wenigstens ebensoviel wie ich. Er war ja mit in Rollenburg, um die unschuldige Gefangene zu befreien.“
    „Aber, wird er mich empfangen?“
    „Gern. Ich begleite Sie. Er wird Ihnen auch bestätigen, was ich weiter schreibe, nämlich, daß Miß Ellen Starton von seiten der Majestäten aufgefordert wird, die ‚Königin der Nacht‘ auf der Hofbühne zu geben. Das ist eine Satisfaktion, wie sie gar nicht besser gewünscht werden kann.“
    „Ist das eigene Initiative der höchsten Herrschaften?“
    „Der Fürst von Befour hat die Veranlassung gegeben.“
    „Ah, da muß ich wirklich zu ihm. Wann ist er zu sprechen?“
    „Ich vermute, daß er jetzt daheim sein wird.“
    „Wollen wir gehen?“
    „Ja.“
    „Dann gut! Ich sage noch einmal, daß Sie mir diese Vorsicht nicht übelnehmen dürfen. Es handelt sich hierbei ja um so viel, daß jede kleinste Nachlässigkeit gar nicht verantwortet werden könnte.“

SIEBENTES KAPITEL
    Eine Maske fällt
    Um dieselbe Zeit saß der Leutnant Bruno von Scharfenberg, finster vor sich hinbrütend, am Fenster und warf häufige, forschende Blicke auf die Straße hinab. Er schien mit großer Ungeduld irgend etwas oder irgendwen zu erwarten. Da endlich heiterte sich sein Blick momentan ein wenig auf. Er begann, in der Richtung nach der Tür zu lauschen. Schritte ließen sich vernehmen, und es trat ein junger, sehr elegant gekleideter, aber trotz seiner Jugend doch schon ziemlich abgelegt aussehender Herr ein.
    „Nun?“ fragte Scharfenberg erwartungsvoll.
    „Nichts!“
    „Alle Teufel!“
    „Nichts und wieder nichts!“
    „Selbst bei fünfzehn Prozent nicht?“
    „Nein. Man scheint eben deine Verhältnisse für außerordentlich derangiert zu halten.“
    „Unsinn! Wer kennt meine Verhältnisse?“
    „Jedermann, wenigstens jeder Geldmann!“
    „Ich habe bisher nur bei zwei oder drei Juden geborgt.“
    „Aber diese Wucherer stehen in enger Verbindung untereinander und gewähren einander Einsicht in ihre Bücher.“
    „Verdammt! Wenn ich nur so viel hätte, um heute abend eine Bank legen zu können!“
    „Und ich so viel, um pointieren zu können. Ich war so froh, als du mir hundert Gulden für das Auffinden eines bereitwilligen Darlehers botest, finde aber leider keinen Menschen, der es tun will.“
    „Der Teufel hole alle diese Mammonsdiener! Früher riskierten sie etwas; jetzt aber wenden sie sogar den einzelnen Kreuzer zehnmal um, ehe sie ihn ausgeben!“
    „Hm! Ein Mittel wüßte ich noch.“
    „Wirklich? Welches denn?“
    „Siehe in die Blätter! Wie oft wird Geld ausgeboten!“
    „Das nennst du noch ein Mittel?“
    „Man könnte es wenigstens versuchen.“
    Der Leutnant griff nach der neben ihm auf dem Tisch liegenden Zeitung, schob sie dem anderen zu, deutete auf eine Stelle und sagte:
    „Da, lies!“
    Der Aufgeforderte las:
    „Ein Kavalier, Sohn eines reichen Hauses, sucht für augenblicklich zu hohen Zinsen ein Darlehen im Betrag von einigen tausend Gulden. Offerten unter F.P. in die Expedition dieses Blatts erbeten.“
    „Sapperment! Das bist du wohl?“
    „Ja. Ich habe also inseriert, wie du siehst“, antwortete der Leutnant.
    „Und der Erfolg?“
    „Dieser hier!“
    Er streckte die Hand aus und blies darüber hin.
    „Also nichts?“
    „Kein einziger Halunke hat sich gemeldet. Lies nun, was gerade darunter

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