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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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davon bin ich überzeugt. Sind Sie gewillt, die Unehre auf sich ruhen zu lassen?“
    „Ich werde nicht das geringste tun, mich zu rechtfertigen, wenn auch der eine, dessen Pflicht es ist, mir meine Ehre zurückzugeben, sich dieser Pflicht nicht mehr erinnert.“
    „Ich kann Ihren Entschluß weder loben noch tadeln; aber ich muß Sie fragen, ob Sie denen, die Ihnen und Ihrem Kind wohlwollen, dasselbe Schweigen und dieselbe Untätigkeit auferlegen wollen.“
    „Nur meine Hände sind gebunden. Das Wohlwollen anderer aber kann, darf und will ich nicht von mir weisen.“
    „Das genügt, mein lieber Petermann. Haben Sie eine gewisse Wartensleben wiedergesehen?“
    „Ja.“
    „Ah, also doch! Werden Sie morgen das Ballett besuchen?“
    „Auf keinen Fall!“
    „Das war es, was ich von Ihnen wissen wollte. Ich danke!“
    Am anderen Morgen, noch ehe der Fürst sein Palais verlassen hatte, wurde ihm Max Holm gemeldet. Dieser kam, um die für diesen Tag so nötigen Instruktionen zu holen und erwähnte bei dieser Gelegenheit sein gestriges Gespräch mit dem lustigen Paukenschläger.
    Während dieser Erzählung ging ein feines, leises, satirisches Lächeln über das schöne Gesicht des Fürsten, welcher dann näher auf das Thema einging. Und als nachher Holm das Palais verließ, pfiff er während des Gehens leise und scharf vor sich hin, ganz in der Weise eines Menschen, der eine fröhliche, verheißungsvolle Erwartung in sich trägt.
    Er lenkte seine Schritte nach der ihm bekannten Wohnung des Paukenschlägers. Dieser war eigentlich ein Privatschreiber, da aber seine Feder sich als nicht fruchtbar genug erwies, hatte er sich entschlossen, nebenbei die Pauken zu malträtieren. Er hatte keine Anverwandten und war bei einer alten Witfrau eingemietet.
    Er saß, als Holm eintrat, am Tisch, hatte in der einen Hand eine Tüte und rührte mit der anderen mittels eines Löffels in einer mit Mehl gefüllten Schüssel.
    „Guten Morgen, lieber Hauck!“ grüßte Holm.
    „Servus, Herr Holm! Recht, daß Sie kommen!“
    „Ausgeschlafen?“
    „Nicht gut.“
    „Warum nicht? Leiden Sie am bösen Gewissen?“
    „Ja und nein. Ich habe nämlich nicht schlafen können, weil ich immer an das heutige Abendessen denken mußte. Ich überlegte hin und her, ob es recht sei oder nicht, diesem Staudigel den Streich zu spielen.“
    „Und das Resultat?“
    „Bald pfiff es mir verlockend zu, wie eine Pikkoloflöte, und bald brummte das Gewissen wie eine große Trommel, aber ich habe den Brummer zurechtgewiesen und mich entschlossen, auf Ihren Vorschlag einzugehen. Das müssen Sie ja deutlich sehen, ohne daß ich es Ihnen sage.“
    „Woher denn?“
    „Hier auf dem Tisch.“
    „Wieso?“
    „Nun, da steht die Schüssel voll Wickelklöße, die mir meine Wirtin gestern abend aufgehoben hatte, und hier liegen die Dreierbrötchen von heut morgen. Ich habe nicht gegessen, um heut abend richtig einhauen zu können.“
    „Und was rühren Sie denn da?“
    „Weizenmehl, Kaiserauszug Nummer eins.“
    „Und was ist in der Tüte?“
    „Zinnoberrot, vielleicht ist's auch nur Boluserde, denn es kostet nur zwei Kreuzer.“
    „Wozu das?“
    „Donnerwetter! Das fragen Sie? Nun, da brate mir einer einen Storch, aber besonders die Beine recht knusperig! Soll ich heut abend mich als Mädchen verkleiden, sogar als Tänzerin, und fragt mich dieser Mensch, wozu ich das Mehl und die Farbe brauche! Sehen Sie sich doch einmal da dieses Handtuch an!“
    Das Handtuch hatte ein unbeschreiblich mehliges und rotes Aussehen.
    „Was haben Sie denn da gemacht?“ fragte Holm.
    „Probe.“
    „Doch nicht etwa Schminkprobe?“
    „Natürlich! Was denn sonst? Ich muß ja so schön wie möglich sein! Der Puder ist mir zu teuer, da nehme ich Weizenmehl, und das Rot, nun, für zwei Kreuzer, wird wohl reichen.“
    „Unsinn! Für das alles wird anderweit gesorgt. Ich führe Sie zu Bekannten, wo Sie alles, was Sie brauchen, finden werden und hole Sie punkt sechs Uhr ab.“
    „Sapperment! Da bin ich selbst neugierig! Wer sind denn die Leute, zu denen Sie mich bringen?“
    „Alte, ehrwürdige Leute. Sie heißen Brandt und wohnen auf der Siegesstraße. Es soll aber später nicht von ihnen in Verbindung mit diesem Scherz gesprochen werden.“
    „Aber von mir?“
    „Wieso?“
    „Ich soll unter Umständen meine Haut allein zu Markte tragen; das heißt, wenn es schlimm abläuft?“
    „Nein. Ich garantiere für alles.“
    „Sie? Hm! Allen Respekt vor Herrn Holm, aber Sie sind auch

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