Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Streich spielen wollen, und zwar während dieses Abendessens, das weiß der Fürst; von meinem gegenwärtigen Plan aber hat er keine Ahnung. Ich werde morgen früh mit ihm darüber sprechen. Bis dahin haben auch Sie Zeit, sich zu überlegen, ob Sie wollen oder nicht.“
    „Schön! Aber ich denke mir, daß ich wollen werde. Wer weiß, ob ich in meinem ganzen Leben wieder einmal Gelegenheit zu solch einem Schwank und zu einem so hochfeinen Abendbrot bekomme. So etwas darf man nicht ungenützt vorübergehen lassen. Ich kam eigentlich hierher, um etwas zu essen, nun aber werde ich das nicht tun. Ich habe zu Mittag wenig gegessen und werde nun direkt bis morgen abend hungern. Wenn es mir einfällt, trinke ich sogar einen Topf voll Aloe mit Sennesblättern aus, um mir den Speisekanal ja ganz leer zu machen. Dann soll dieser Herr Baron von Staudigel einmal sehen, wie Mademoiselle Leda einhauen kann. Er soll denken, er habe eine ganze Kompanie Gardekürassiere zum Essen geladen.“
    Es wurde noch manches hin und her besprochen, dann machte zuerst Vater Werner Miene, aufzubrechen. Holm erklärte, daß er ihn eine Strecke begleiten werde.
    Als die dann miteinander langsam die Straße entlang schritten, sagte Holm zu dem Alten:
    „Sie glauben heute, in dem Engagement Ihrer Tochter ein Glück gefunden zu haben; ich will das keineswegs bestreiten; aber vielleicht habe ich eine Mitteilung für Sie, welche ein viel größeres und zweifelloseres Glück für Sie und Ihre ganze Familie enthält.“
    „Was wäre das? Sprechen Sie, mein lieber Herr Holm!“
    „Ich bin ganz im stillen für Ihre Laura tätig gewesen.“
    „Oh, ist das wahr?“
    „Ja. Ich habe einige Erfolge gehabt.“
    „Herrgott! Das wäre allerdings ein großes, großes Glück!“
    „Ich habe seit heute sogar Hoffnung, daß Ihnen Ihre Tochter recht bald wiedergegeben wird!“
    „Das wohl schwerlich!“
    „Warum?“
    „Sie hält nicht um Gnade an.“
    „Das ist ganz recht; sie braucht keine Gnade.“
    „Und doch sagen Sie, daß es möglich sei, sie bald in Freiheit zu sehen?“
    „Ja, das sage ich.“
    „So müßte Ihre Unschuld erwiesen sein!“
    „Ich denke, daß es uns gelingen wird, diesen Beweis zu führen. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen etwas Bestimmtes anvertrauen darf, mein lieber Papa Werner?“
    „Tun Sie es, o tun Sie es!“
    „Sie müßten aber schweigen, unverbrüchlich schweigen, wenigstens bis übermorgen.“
    „Gern, o gern! Ich schwöre Ihnen alle Eide, daß kein Mensch von mir ein Wort erfahren soll!“
    „Gut! So wissen Sie denn, daß wir vorhin das Kind Lauras gefunden haben!“
    „Herr, mein Heiland! Wo war es denn?“
    „Das ist Nebensache. Sodann haben wir auch entdeckt, wer die Mutter des ermordeten Mädchens ist, dessen Tod Ihre Tochter auf das Zuchthaus gebracht hat.“
    „Wer ist sie?“
    „Auch davon später. Ich will Ihnen nur im Vertrauen noch mitteilen, daß vorhin bereits zwei sehr gefährliche Personen in dieser Angelegenheit verhaftet sind. Weiter dürfen meine Mitteilungen nicht gehen.“
    Der Alte ergriff Holms beide Hände und fragte:
    „Sie geben mir also wirklich die Hoffnung, meine Tochter baldigst frei und ihre Ehre hergestellt zu sehen?“
    „Ich gebe Ihnen nicht nur die Hoffnung, sondern sogar die Gewißheit. Und was ich sage, hat seinen guten Grund.“
    Da brachen Werners Tränen gewaltsam hervor. Ehe Holm es zu hindern vermochte, hatte der Alte dessen Hände geküßt und stammelte schluchzend:
    „Gott segne Sie viele tausend, tausend Male, Herr Holm, für die Freude, welche Sie mir durch diese Worte machen. Ich kann es Ihnen nicht vergelten!“

FÜNFTES KAPITEL
    Die Königin der Nacht
    Als der Fürst von Befour nach Hause kam, ließ er Petermann sogleich zu sich kommen. Dessen Äußeres hatte in der kurzen Zeit eine außerordentliche Änderung erlitten. Der Zug des Leidens, des Entsagens war verschwunden; das Auge hatte seinen Glanz zurückerhalten; die Haltung war eine stramme und der Gang ein elastischer geworden. Auf seinem jetzt lebhaften Gesicht war, als er jetzt vor dem Fürsten stand, die größte Ehrfurcht, Liebe und Hingebung für seinen neuen Herrn geschrieben. Dieser sagte:
    „Ich habe es bisher sorgfältig vermieden, an Ihrer Vergangenheit und den Geheimnissen zu rütteln, welche in Ihrer Brust verborgen liegen. Heute nun aber bietet sich mir eine sehr ernste Veranlassung, dieses mein Schweigen einmal zu brechen. Daß Sie unschuldig verurteilt wurden, daß Sie sich aufgeopfert haben,

Weitere Kostenlose Bücher