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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in welcher sich die Kessel befunden haben“, sagte der Fürst. „Steigen wir also einmal hinab.“
    Die Vertiefung war ausgemauert. Um ihren Rand herum lagen ganze und zerbrochene Werkstücke. Auch unten in der Grube gab es mehrere große Sandsteine, welche während der nächtlichen Versammlungen wohl den Zweck hatten, als Sitze zu dienen. Sonst war nichts Besonderes zu bemerken.
    „Man sieht es diesem nüchternen Loch gar nicht an, daß in demselben solche Sachen ausgeheckt werden“, sagte Anton. „Man sollte nur genau wissen, wann die nächste Versammlung stattfindet!“
    „Warum?“ fragte des Fürst.
    „So könnte man sich zuvor ein hübsches Plätzchen herrichten, um die Kerls gemütlich zu belauschen.“
    „Diesen Gedanken habe ich auch gehabt, und eben darum komme ich mit euch her. Ich bin überzeugt, daß sich die Kerls bereits heute wieder zusammenfinden.“
    „Sapperment!“
    „Ja. Ich halte es zwar für ganz gewiß. Ich habe dem Baron nur drei Tage Zeit gegeben. Während dieser Zeit muß er handeln. Er kann keine Stunde versäumen, und wird also die beiden Lichter schon heute Abend brennen lassen.“
    „So gehen wir her!“
    „Das beabsichtige ich. Ich glaube erraten zu können, über welchen Gegenstand man heute verhandeln wird.“
    „Ich auch.“
    „Nun? Was?“
    „Die Tänzerin ausrauben?“
    „Das noch nicht. Nach allem, was ich dem Baron gesagt habe, und nach der Art und Weise, wie ich seinen Charakter und seine Absichten kennengelernt habe, möchte ich darauf schwören, daß es sich heute Abend um einige kleine Mordtaten handeln wird.“
    „Alle Teufel!“
    „Ganz gewiß. Eine dieser Mordtaten wird man wohl gelegentlich eines Einbruchs begehen wollen.“
    „So ist es unsere Pflicht, die Augen und Ohren offen zu halten.“
    „Natürlich! Habt ihr eine Ahnung, wer ermordet werden soll?“
    „Ja“, antwortete Adolf.
    „Nun, wer?“
    „Vielleicht die beiden Schmiede.“
    „Hm! An diese habe ich nicht gedacht. Aber, hm, du könntest doch vielleicht recht haben.“
    „Die Sache klingt zwar wahnsinnig, da die Schmiede gefangen sind; aber der Riese ist doch auch, trotzdem er sich im Gefängnisse befand, vergiftet worden.“
    „Deine Ansicht ist gar keine üble. Es kommt dem Hauptmann natürlich darauf an, innerhalb der Frist, welche ich ihm gegeben habe, also innerhalb dreier Tage, alle Personen, deren amtliche Aussagen er zu fürchten hat, unschädlich zu machen.“
    „Das kann freilich nur durch Mord geschehen.“
    „In dieser Beziehung sind ihm allerdings die beiden Schmiede sehr im Weg. Er hat sie befreien wollen, damit sie nicht gegen ihn aussagen können; das ist nicht gelungen. Aus dem Gefängnis der Residenz sind sie noch schwerer zu bringen als aus demjenigen der kleinen Provinzialstadt; zudem ist ihm nur kurze Zeit gegeben; er wird also wohl auf den Gedanken kommen, sie durch Mord unschädlich zu machen.“
    „Wie aber will er das anfangen?“
    „Das müssen wir überlegen. In die Zelle kann er nicht. Er wird also seine Absicht von außen ins Werk setzen wollen.“
    „Das Gefängnis muß bewacht werden.“
    „Natürlich. Man muß auch die Beamten instruieren. Er wird auf irgendeine Art und Weise versuchen, die Zellen zu erfahren, in welchen die beiden stecken.“
    „Vielleicht belauschen wir heute abend etwas darauf Bezügliches, wenn wir einigermaßen Glück haben.“
    „Ich hoffe es. Also die beiden Schmiede. Gegen wen wird sich seine Absicht wohl noch richten?“
    „Hm! Vielleicht gegen seine Frau?“
    „Jedenfalls. Gegen sie und mich.“
    „Das soll er sich nicht einfallen lassen!“
    „Oh, es wird ihm bereits eingefallen sein!“
    „Nun, so werden wir ihn bei den Ohren nehmen!“
    „Das versteht sich! Ich vermute, daß er einen Einbruch arrangiert, einen Einbruch bei mir, wobei er mich und die Baronin auf die Seite schaffen will. Ich werde Vorkehrungen treffen. Sodann vermute ich, daß er auch Robert Bertram, welcher bei mir wohnt, auf die Seite schaffen will.“
    „Warum?“
    „Wegen einer Privatangelegenheit, beziehentlich deren er sich auch in Gefahr befindet. Vielleicht richtet er sein Auge auch auf die Baronesse von Helfenstein.“
    „Seine eigene Cousine! Der Kerl ist ein Satan!“
    „Oh, er kennt seine Lage. Er hat nur die Wahl zwischen dem Tod seiner Feinde und dem seinigen. Und wie wir ihn kennen, ist es ihm sehr gleichgültig, ob er sich noch einiges auf das Gewissen lädt zu dem, was er bereits auf demselben trägt. Ich hoffe, daß wir

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