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64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte

Titel: 64 - Der verlorene Sohn 05 - Jäger und Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Er wird sich vielleicht wieder erholen. Er befindet sich im Haus des Köhlers Hendschel in Pflege.“
    „Da muß ich hin, sofort hin!“
    „Tun Sie das; vorher aber werden Sie hier zu vernehmen sein. Welche Menschenmenge da draußen! Man hat die Schüsse gehört. Da kommt auch der Herr Bürgermeister. Er mag das Protokoll verfassen.“
    Der Bürgermeister mußte sich seinen Weg durch die versammelten Menschen förmlich bahnen. Er war nun allerdings in hohem Grad betroffen, als er bewiesen sah, daß Doktor Zander gestern abend recht gehabt hatte.
    Der Gefangene wurde ausgesucht. Man nahm ihm alles ab, was er mitgebracht hatte, und fertigte ein Zeugnis davon an. Dann wurde er in das Rathaus transportiert, wo die Depesche des Fürsten anlangte, welche Anton sofort beantwortete.
    Hier, auf dem Rathaus, wusch sich Anton auch die Bartwolle ab, welche seinem Kopf und Gesicht ein so verändertes Aussehen gegeben hatte.
    Es dauerte bis gegen Abend, ehe der nächste Zug abging. Bis dahin wurde der Gefangene sogar in der Zelle von einem Beamten bewacht. Ein herbeigerufener Arzt hatte seine Hände in den ersten Verband gebracht.
    Sobald der Fürst die Antwort Antons gelesen hatte, war er in Karriere zum Köhlerhaus zurückgekehrt, um dem Staatsanwalt die Botschaft selbst zu bringen. Beide brachen natürlich schleunigst nach der Residenz auf, nachdem sie in Beziehung des verunglückten Amerikaners ihre Bestimmungen getroffen hatten.
    Selbst in der großen Residenz sprach es sich mit der Schnelligkeit des Blitzes herum, daß der gestrige Gefangene ein Unschuldiger sei, daß man aber den Hauptmann dafür heute in Langenstadt ergriffen habe und ihn mit dem nächsten Zug bringen werde.
    Als dann dieser Zug anlangte, standen die Menschen zu vielen Tausenden auf dem Bahnhof und in den angrenzenden Straßen. Man durfte gar nicht riskieren, den Bahnhof mit ihm zu verlassen. Man hielt ihn dort versteckt und verbreitete das Gerücht, daß er erst mit dem letzten Tageszug gebracht werde. Erst als sich infolgedessen die Menge nach und nach verlaufen hatte, wurde er in eine Droschke getan und in das Gefängnis gebracht.
    Sein Empfang war so, wie es zu erwarten stand. Er wurde in das schwerste Eisen gelegt, erhielt einen Wächter in der Zelle und außerdem zwei Posten vor Türe und Fenster derselben. Er mußte einsehen, daß er von jetzt an alle Hoffnung aufzugeben habe. Er war rettungslos verloren.
    Als der Fürst den Gefangenen so sicher untergebracht sah, begab er sich vor allen Dingen zu Alma von Helfenstein, die ihm in großer Erregung entgegengeeilt kam.
    „Höre ich recht? Sagt man die Wahrheit?“ fragte sie. „Er ist wieder gefangengenommen worden?“
    „Ja, mein Herz, jetzt entkommt er nicht wieder; jetzt endlich werden sich wohl alle Knoten lösen lassen.“
    „Auch der betreffs meines Bruders?“
    „Ja.“
    „Wann soll er es erfahren?“
    „Hoffentlich in den nächsten Tagen, nachdem der Baron auch in dieser Angelegenheit vernommen worden ist.“
    „Wieder und immer wieder Aufschub!“ klagte sie.
    „Auch mir wird es schwer, mich in Geduld zu fassen. Ich glaubte, daß das Zeugnis der beiden Schmiede hinreichend sei.“
    „Ist es das nicht?“
    „Leider nicht. Sie scheinen sich verständigt zu haben. Der Alte nimmt alles auf sich, und der Junge sagt, daß er von gar nichts wisse. Das erschwert die Sache.“
    „Warum aber tun sie das?“
    „Der Vater will den Sohn retten. Ich ahne sogar, daß er, nachdem er sicher ist, den Sohn straffrei ausgehen zu sehen, die Hand an sich selbst legen wird.“
    „Selbstmord? Mein Gott!“
    „Ja, sicher. Der alte Wolf ist nicht der Mann, der sich in das Zuchthaus schaffen läßt. Er zieht den Tod vor.“
    „Kann man dies nicht verhüten?“
    „Nein. Wer sich töten will, der tötet sich trotz der gespanntesten Wachsamkeit. Übrigens kann ich ihm nicht unrecht geben. Auch ich würde den Tod vorziehen.“

KARL MAY

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