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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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herbeilocken. Ich habe mir eine bessere Waffe mitgebracht. Sehen Sie. Einen Totschläger. Der arbeitet ohne Geräusch und sicher. Kommen Sie!“
    „Kennen Sie die Örtlichkeit genau?“
    „Ganz genau. Ich habe mich natürlich gut unterrichtet.“
    Sie horchten bei jeder neuen Biegung des Ganges oder der Treppe. Endlich blieb Jakob vor einer Tür stehen.
    „Da ist das Zimmer, welches wir suchen.“
    Der Schlüssel öffnete natürlich auch hier. Er steckte mit mehreren anderen kleineren an einem Schlüsselring. Sie verschlossen auch diese Tür hinter sich, nachdem sie eigetreten waren. Hier nun gab es zwei offene Türen, welche rechts und links je in ein Nebenzimmer führten. Sie nahmen sich in acht, den Schein der Laterne nicht so fallen zu lassen, daß er von unten bemerkt werden konnte.
    „Da sind wir“, sagte der Freiherr. „Wo aber wird diese Geschichte stecken?“
    „In einem offenen Behältnis jedenfalls nicht, sondern in einem Schrank. Wir müssen eben suchen.“
    Schränke befanden sich nur in dem Nebenzimmer rechts. Sie konnten mit Hilfe der mitgebrachten Schlüssel geöffnet werden, und nun begann die Nachforschung.
    Sie gaben sich dabei Mühe, ja nicht etwa eine Spur ihrer Anwesenheit zurückzulassen. Endlich fand sich ein Kästchen, in welchem sich das Gesuchte befand.
    „Da ist's!“ meinte Jakob Simeon. „Jetzt nun schnell es untersuchen! Sodann müssen wir es wieder zurückschaffen.“
    „Wollen erst sehen, ob dies nötig ist. Zeigen Sie her!“
    Theodolinde betrachtete Stoff, Fasson und Stickerei aufmerksam beim Schein der Laterne und sagte dann:
    „Wir brauchen es nicht mitzunehmen. Papier und Bleistift gibt's hier genug. Ich fertige genaue Zeichnungen, nach welchen wir die Kopien anfertigen. Morgen Abend sind wir fertig und können den Umtausch bewerkstelligen.“
    Das war dem Goldarbeiter auch recht. Die Zeichnungen wurden genau angefertigt, dann brachen die drei wieder auf, natürlich besorgt, alles genauso zurückzulassen, wie sie es vorgefunden hatten.
    Als unten die Pforte wieder verschlossen war und sie sich nun entfernen wollten, stießen sie, wie bereits erwähnt, auf Mehnert, dem sie nach dessen Wohnung folgten, wobei der Paukenschläger von Jakob Simeon den Hieb erhielt, welcher ihm hätte das Leben kosten können.
    Nach einiger Zeit fand ein Nachtwächter den regungslos Daliegenden. Er pfiff Hilfe herbei, um ihn nach der nächsten Hilfsstation schaffen zu lassen, wo er zufällig erkannt wurde. Am anderen Morgen war in den Blättern zu lesen:
    „In letzter Nacht fand man den Musikus Hauck, einen jungen, kräftigen Mann, ohne Besinnung auf der Straße liegend, auf. Die ärztliche Untersuchung ergab, daß ein Schlag an den Kopf die Ursache dieses Falls sei. Es läßt sich vermuten, daß der beinahe tödliche Hieb mit einem sogenannten Totschläger ausgeführt worden ist. Da der Patient bis jetzt seine Besinnung noch nicht wieder erlangt hat, so bleibt der Vorgang noch in Dunkel gehüllt. Glücklicherweise aber steht zu hoffen, daß der Verletzte mit dem Leben davonkommen werde.“
    Kurz nach Mittag schlenderten Anton und Adolf die Gasse zu, in welcher Mehnert wohnte.
    „Ja“, sagte der erstere, „es ist so, wie ich sage. Jakob Simeon soll gestern abend gesehen worden sein. Nachtwächter Nummer zwanzig will ihn erkannt und auch angerufen haben, doch ist der Kerl schnell enteilt.“
    „Es ist allerdings möglich, daß er sich noch in der Stadt aufhält und sich des Nachts nur auf die Gassen wagt. Er mag Wind von dem Verdacht bekommen haben, in welchem er steht. Daß er da so plötzlich verkauft hat und verschwunden ist, gereicht ihm keineswegs zum Vorteil und zur Rechtfertigung. Vielleicht ist bei Mehnert etwas zu erfahren.“
    „Schwerlich. Dieser Mensch gefällt mir auch nicht. Er weiß übrigens, daß wir Polizisten sind, und wird sich nicht sehr mit uns einlassen.“
    Trotzdem aber traten sie in seinen Laden, um sich die Trauringe auszusuchen. Sie ließen sie natürlich noch bei ihm, um Datum und Namen eingravieren zu lassen. Dann betrachteten sie sich auch die anderen vorhandenen Ringe, mehr in der Absicht, den Ladenbesitzer auszuforschen, als in Wirklichkeit etwas zu kaufen.
    Es kam ihnen auch nichts sehr Verlockendes vor die Augen. Was ihnen gefiel, war zu teuer, und das Billige fand ihren Beifall nicht. Zuletzt sahen sie noch, ganz beiseite geschoben, eine kleine, einfache Pappschachtel, in welcher sich auf gewöhnlicher Watte zwei Ringe befanden.
    „Donnerwetter!“

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