65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell
sagte Anton. „Die sind echt!“
„Echt?“ lachte Mehnert. „Würde ich echte Steine so in dieser Weise aufbewahren?“
„Nicht echt? Ich möchte Gift darauf nehmen, daß es Diamanten sind!“
„Gute, allerdings sehr gute Nachahmungen, weiter nichts.“
„Wie ist der Preis?“
„Zehn Gulden pro Stück.“
„Was? Zehn Gulden? So billig? Da behalte ich einen.“
„Ich auch“, meinte Adolf.
„Aber ich wiederhole, daß es nur Imitation ist. Wenn die Herren sie wirklich behalten wollen, so –“
„Nun was? Wir behalten sie.“
„So möchte ich fast um eine Bescheinigung bitten, daß ich sie Ihnen als Imitation verkauft habe; es ist einfaches Alenconer Bergkristall.“
„Diese Bescheinigung sollen Sie haben. Jetzt können wir fast dicke tun. Kein Mensch wird uns beweisen können, daß diese Ringe unecht sind.“
Als sie bezahlt hatten und seelenvergnügt den Laden verließen, lachte Mehnert höhnisch hinter ihnen her:
„In die Falle gegangen! Jetzt ist mir Hulda sicher. Das ist mir außerordentlich leicht geworden, leichter, als ich dachte. Um dieses reizende Mädchen zur Frau zu bekommen, würde man noch ganz andre Dinge tun. Erstens ist sie schön und zweitens nun auch wohlhabend. Das Geschmeide repräsentiert zwar keinen Reichtum, ist aber doch soviel wert, wie ich selbst besitze. Wird sie meine Frau, so verdoppelt sich also mein Vermögen. Wie freue ich mich auf heute abend!“
Er brauchte nicht bis zum Abend zu warten, denn noch im Laufe des Nachmittags hatte er die freudige Überraschung, die Geliebte bei sich eintreten zu sehen. Als er sie nach der Ursache dieses unerwarteten Besuchs fragte, antwortete sie:
„Ich hatte doch nicht daran gedacht, daß diese Jette heute ihre Hälfte abholen werde.“
„War sie bei Ihnen?“
„Ja; aber ich habe mich verleugnen lassen. Ich konnte ihr doch nichts geben. Ich komme jetzt, um mir etwas von Ihnen zu holen, natürlich etwas Unechtes. Sie will gegen Abend wiederkommen; da gebe ich es ihr.“
„Was soll es denn sein?“
„Das ist gleichgültig. Viel soll es nicht kosten. Die Bezahlung habe ich gleich mitgebracht.“
„O bitte, das ist doch nicht nötig!“
„Warum nicht? Geschäft ist Geschäft. Daß Sie es mit mir abschließen, das ändert nichts an der Sache. Wie viel ist wohl hier dieses Armband wert?“
Sie zog den genannten Gegenstand hervor, den er prüfend betrachtete. Er antwortete:
„Ah, von den Sachen der Baronin von Helfenstein!“
„Natürlich! Würden Sie es als Zahlung annehmen?“
„Von Ihnen, ja, von einem anderen aber nicht. Es mag über hundert Gulden gekostet haben, aber infolge der Art und Weise, wie es in Ihren Besitz gekommen ist, verliert es bedeutend an Wert. Man muß den Stein herausnehmen und das Metall dann einschmelzen, der Sicherheit wegen. Ich kann wirklich nicht mehr als fünfzig Gulden bieten.“
„Das genügt. Geben Sie mir für diese fünfzig Gulden andere Schmucksachen, die ich dann dieser Jette geben werde.“
„Schön! Was aber werden Sie mit den übrigen Geschmeidegegenständen anfangen?“
„Die erhalten Sie, natürlich als meine Aussteuer. Sie werden das Gold einschmelzen und die Steine beliebig verwerten. Sobald diese beiden Spione in Strafe genommen sind, bin ich die Ihrige, und dann erhalten Sie die Sachen. Sind die zwei vielleicht bereits her gewesen?“
„Ja.“
„Wirklich? Haben Sie die Ringe verkauft?“
„Gewiß. Es ist alles ganz gut vonstatten gegangen.“
„So wird unser Plan gelingen. Hoffentlich dauert es nicht lange, bis sie die Ringe ihren Mädchen geben.“
„Das wird noch heute geschehen, wie ich aus ihren Reden zu erraten vermochte.“
„Gut. Suchen wir also jetzt aus!“
Er gab ihr für fünfzig Gulden minderwertige Sachen. Sie hatte nichts dagegen, daß er sie dabei mit Zärtlichkeiten überschüttete. Beim Scheiden dann meinte er:
„Es hat mich natürlich gefreut, Sie bei mir zu sehen, eigentlich aber wäre es mir lieber gewesen, wenn Sie nicht gekommen wären.“
„Warum?“
„Ich sollte Sie doch heute abend aufsuchen, um Ihnen zu berichten, ob es mir gelungen ist, die beiden Ringe an den Mann zu bringen. Nun wünschen Sie vielleicht, daß dieser Besuch in Wegfall kommt. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut.“
„Nun, ich will nicht grausam sein. Kommen Sie also!“
Sie war kaum zu Hause angelangt, als die dicke Tochter des Apothekers wiederkam und nun ihre Schmucksachen erhielt. Jette war keineswegs sehr scharfsinnig; sie steckte die
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