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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gegenstände zu sich und dachte nicht daran, daß es möglich sei, übervorteilt zu sein. –
    Der Paukenschläger Hauck hatte den ganzen Tag ohne Besinnung gelegen. Erst am Abend meldete die Wärterin, welche ihn zu beobachten hatte, dem Arzt, daß er die Augen geöffnet habe.
    „Hat er gesprochen?“
    „Nein, kein Wort. Sein Blick ist blöde und verständnislos. Das Selbstbewußtsein scheint zu fehlen.“
    „Hoffentlich wird es bald wiederkehren. Ich werde gleich einmal zu ihm gehen.“
    Es stand doch besser, als die Wärterin gemeint hatte. Als der Arzt zu dem Patienten kam, saß dieser aufrecht im Bett und hielt die Hand an diejenige Stelle des Kopfes, an welche er den Schlag erhalten hatte. Sein Blick war nicht mehr blöde wie vorher und erwiderte den Gruß des Arztes.
    „Wo befinde ich mich denn?“ fragte er dann.
    „Im Stadtkrankenhaus.“
    „Warum denn? Wie bin ich denn hierher gekommen?“
    „Man hat Sie, besinnungslos auf der Straße liegend, gefunden.“
    „Besinnungslos? Mein Kopf tut weh.“
    „Sie müssen einen Hieb erhalten haben, der Sie sofort niedergeworfen hat.“
    „Davon weiß ich nichts.“
    „Sind Sie nicht mit jemand in Streit geraten?“
    „Nein. Ich weiß überhaupt gar nicht, wo ich gewesen bin.“
    „Das wäre doch eigentümlich. Sie können sich nicht mehr auf den Ort besinnen?“
    „Nein. Seit wann bin ich hier?“
    „Seit vergangener Nacht.“
    „Welcher Tag ist heute?“
    „Dienstag.“
    „So muß ich doch gestern im Tivoli gewesen sein, um mit Musik zu machen.“
    „Das ist allerdings der Fall. Man hat natürlich von Seiten der Polizei nachgeforscht. Sie sind im Tivoli gewesen, haben sich aber entfernt und sind nicht wieder gekommen.“
    „Das wäre sonderbar!“
    „Sie wissen also nicht, warum Sie fortgegangen sind?“
    „Nein.“
    „Aber doch, wo Sie gewesen sind?“
    „Auch nicht. Ich weiß nur, wer ich bin und daß ich mich hier befinde.“
    „Das ist ein Fall höchst interessanter Gedächtnisstörung, natürlich infolge des Hiebs, den Sie erhalten haben. Ich hoffe, daß die Erinnerung zurückkehren wird, sobald sich die Anschwellung gesetzt haben wird.“
    „Bin ich verwundet?“
    „Eigentlich verwundet nicht, auch ist der Knochen nicht entzwei. Jedenfalls aber ist eine Blutansammlung vorhanden. Ist dieses Blut absorbiert, so sind Sie geheilt. So besinnen Sie sich also auf gar nichts, betreffs des gestrigen Abends?“
    „Nicht auf das geringste.“
    „Sie sollen einmal getanzt haben.“
    „Getanzt? Das wäre fast ein Wunder. Ich pflege nicht zu tanzen. Wer soll denn meine Tänzerin gewesen sein?“
    „Das hat man noch nicht erfahren können. Man hat die betreffenden Erkundigungen bei Ihrem Musikdirektor eingezogen. Dieser hat das Mädchen nicht gekannt.“
    „Ich muß mich doch wenigstens von ihm beurlaubt haben.“
    „Nein, das haben Sie nicht getan. Sie haben sich einen Walzer bestellt, welcher auch gespielt worden ist, als Sie tanzten. Dann sind Sie nach Ihrem Platz zurückgekehrt, um denselben plötzlich wieder zu verlassen. Sie sind aus dem Saal fortgegangen, ohne wieder zu kommen.“
    „Das ist sonderbar! Wo mag ich gewesen sein?“
    „Das eben möchte man gern wissen. Vielleicht sind Sie auf der Straße mit irgendeinem rohen Menschen in Streit geraten, der Sie dann niederschlug.“
    „Fällt mir nicht ein. Erstens verkehre ich nicht mit rohen Menschen, zweitens streite ich mich mit keinem anderen, wenigstens in der Weise, daß eine Prügelei entstehen könnte, und drittens bin ich stark und kräftig genug, es in einer Balgerei mit zweien aufnehmen zu können. Hätte es auf der Straße so etwas gegeben, so müßten doch die Nachtwächter den Lärm gehört haben.“
    „Die haben freilich gar nichts gehört. Der Wächter, in dessen Reviere Sie gefunden worden sind, ist vernommen worden, und er hat ausgesagt, daß in seinem Bezirk alles höchst ruhig gewesen sei, bis er Sie gefunden hat.“
    „Hm! Fast möchte ich glauben, daß ich hinterrücks niedergeschlagen worden bin.“
    „Haben Sie Gründe dafür?“
    „Was ich bereits sagte: Ich bin stark genug, es mit zweien aufzunehmen. Wäre ich offen angegriffen worden, so hätte ich mich sicherlich meiner Haut zu wehren gewußt.“
    „Aber die Übermacht!“
    „Pah! Da hätte ich um Hilfe gerufen, und das müßte der Wächter gehört haben. Man hat mich von hinten niedergehauen mit – ja, mit was denn?“
    „Es scheint ein sogenannter Totschläger gewesen zu sein.“
    „Ah! Da haben

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