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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mal umarmen.“
    „Sie setzen mich wahrhaftig auf Krankenkost!“
    „Sie sind doch auch krank – liebeskrank!“
    „Meinen Sie, daß ich durch so magere Diät geheilt werden könne?“
    „Ja.“
    „O nein, ich werde nur desto kränker.“
    „Welche Kost verlangen Sie denn?“
    „Eine kräftige. Ungefähr diese!“
    Er hatte blitzschnell die Arme um sie gelegt und zog sie fest an sich. Sie sträubte sich und wollte sich loswinden; er aber gab sie nicht frei. Endlich ließ sie den Widerstand fallen und folgte willig, als er sie zu sich auf das Sofa zog. Hier legte sie sich mit verführerischer Innigkeit an ihn, ohne ihm jedoch allzu große Kühnheit zu gestatten. Sie liebte ihn ja noch nicht, sie konnte ihn nur leiden, sie berechnete.
    Als er später sich verabschiedete, war sie überzeugt, seine Liebe bis zur willenlosesten Hingebung angefacht zu haben. Er war ihr Sklave geworden, das versicherte er ihr, und das glaubte sie auch. Sie brachte ihn vor die Tür und entließ ihn mit einem Kuß.
    „Verflucht!“ brummte drüben der Paukenschläger. „Dieser Kuß gehörte eigentlich mir, für die vier vollen Stunden, welche ich hier gestanden habe. Doch ist's auch so recht, ich danke dafür. Ja, wenn es diese Laura Werner wäre! Ah, Sapperment! Aber jetzt muß ich aufmerken, daß mir dieser Kerl ja nicht aus den Augen kommt. Ich will unbedingt wissen, wo er wohnt.“
    Er schritt ihm eiligst nach.
    Der Weg führte an dem Gerichtsgebäude vorüber. Dort war es dem Musikus, als ob er eine Tür klirren hörte. Drei Gestalten kamen von der Mauer her, da, wo sich ein Seiteneingang befand. Mehnert war von der Seite der Ecke her gekommen. Sie hatten sein Nahen nicht hören können und stießen fast mit ihm zusammen.
    „Donnerwetter!“ sagte er. „Herr Simeon!“
    „Mehnert, Sie?“
    „Ja, und – Herrgott, der Freiherr von Tannenstein und Fräulein Tochter in Männerkleidung?“
    Das war ihm vor Überraschung entfahren. Jetzt sagte Simeon in gedämpftem Ton:
    „Um Gottes willen, still! Es darf kein Mensch ahnen, daß wir hier waren. Kommen Sie mit nach Ihrer Wohnung, wo wir Ihnen alles erklären werden.“
    Sie eilten von dannen, Hauck hinter ihnen her.
    „Schön!“ sagte er zu sich selbst. „Also Mehnert heißt dieser Kerl. Der andere ist ein gewisser Simeon, bei dem ein Freiherr von Tannenstein mit seiner Tochter war, die sich als Mann verkleidet hatte. Das werde ich mir zu merken haben. Sie kamen aus der Seitentür des Amtsgerichts. Da ist irgendeine Luderei ausgeheckt worden. Also rasch nach!“
    In seinem Eifer trat er zu stark auf. Theodolinde besaß ein außerordentlich feines Gehör.
    „Es kommt jemand hinter uns her“, sagte sie.
    „Bleiben wir stehen“, meinte Simeon.
    Sie taten es und hörten, daß der hinter ihnen Kommende auch stehen blieb.
    „Gehen wir weiter!“
    Sie hörten, daß sich der Mann auch in Bewegung setzte. Sie blieben noch einige Male stehen, um zu sehen, ob es sich wirklich um eine Verfolgung handle.
    „Ja“, sagte Simeon. „Er hat es auf uns abgesehen. Gehen Sie langsam weiter!“
    „Was wollen Sie tun?“ fragte der Freiherr.
    „Ihn uns vom Halse schaffen.“
    Er lehnte sich ganz eng an eine dunkle Haustür und ließ den Musikus, der an der anderen Straßenseite ging, vorüber. Dann zog er den Totschläger heraus, huschte ihm nach, holte aus – ein fürchterlicher Hieb, ein lauter Schrei –, der Getroffene brach zusammen, und der Goldarbeiter eilte davon. –
    Er hatte sich punkt ein Uhr am Brunnen des Altmarkts eingestellt, natürlich nicht ahnend, daß Hulda und Jette, die er beide kannte, einige Stunden früher in ebenso heimlicher Absicht hier vorübergekommen seien.
    Er fand den Freiherrn und zu seinem Erstaunen auch dessen Tochter, und zwar in Männerkleidung.
    „Nun, wie steht es mit den Schlüsseln?“ fragte Herr von Tannenstein.
    „Ich habe sie.“
    „So kann es wohl losgehen?“
    „Ja. Es ist bereits sehr ruhig auf den Straßen. Wir werden es wagen können.“
    Als sie das Gerichtsgebäude erreichten, gingen sie zunächst rekognoszieren. Es war kein Mensch zu sehen oder zu hören. Der Schlüssel öffnete. Sie traten ein und schlossen hinter sich zu. Dann brannten sie die Blendlaterne an.
    „Jetzt sollte jemand kommen!“ sagte der Freiherr.
    „Mich würde man nicht fangen“, erklärte seine entschlossene Tochter. „Ich habe da ein scharfgeladenes Doppelterzerol.“
    „Damit würden Sie alles verderben. Der Schuß würde nur Verfolger

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