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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wenn der sich von der Stelle bewegt jagen Sie ihm Ihre Kugeln in den Kopf.“
    Daraufhin richteten sich die zwei Gewehrläufe auf Horn. Sein Hund lag noch an der Erde. Es war ihm nicht eingefallen, Seidelmann zu verfolgen. Sein Herr hatte es ihm ja nicht befohlen. Dieser aber sagte jetzt:
    „Pluto, horch! Hörst du es? Da unten will er entkommen. Spring ihm nach! Faß ihn!“
    Im Nu war der Hund aufgesprungen und in der Nacht verschwunden. Man hörte Büsche krachen, Steine rollen, dann einen lauten, menschlichen Schrei und endlich ein lautes, zorniges Bellen. Wunderlich trat an den Rand der Haldenplatte und rief hinab:
    „Seidelmann, bewegen Sie sich um Gotten willen nicht, der Hund zerreißt Sie sonst!“
    Ein lautes Stöhnen antwortete:
    Jetzt nun trat der Alte wieder in das Häuschen.
    „Wir haben ihn fest“, sagte er, „wenigstens ebenso fest wie diesen da. Zielt nur genau. Ich will ihn jetzt binden. Wenn er sich wehrt, so schießt ihr ihn nieder!“
    Er zog seine Riemen, welche er in vorsorglicher Weise zu Hause eingesteckt hatte, aus der Tasche und trat zu dem Apotheker heran, um ihn zu fesseln.
    „Sie haben mich weder zu arretieren noch zu binden!“ sagte dieser in zornigem Ton.
    „Ach! Warum denn nicht?“
    „Sind Sie etwa Polizist?“
    „Ja.“
    „Sie tragen doch die Uniform eines Försters!“
    „Ganz recht! Wir befinden uns hier auf meinem Revier, wo ich das Recht und die Pflicht habe, polizeiliche Gewalt auszuüben. Haben Sie sonst noch Schmerzen, Herr Horn?“
    „Ich heiße nicht Horn.“
    „Wie denn?“
    „Das geht Sie nichts an! Was habe ich denn getan, daß Sie es wagen, mich zu arretieren?“
    „Zunächst befinden Sie sich in der Gesellschaft des holdseligen Herrn Seidelmann. Das wäre bereits genug Veranlassung für uns, uns Ihrer anzunehmen. Sodann haben Sie mir da unten ein Kiebitznest ausgeräumt, und das darf ich als Förster nicht zugeben. Wollen Sie etwa noch weitere Gründe hören? Ich stehe zu Diensten.“
    „Sie irren sich in meiner Person. Ich bin nicht derjenige, für den Sie mich halten.“
    „Für wen soll ich Sie denn halten? Sie brauchen nur zu befehlen, wie ich Ihnen bereits sagte. Wer Sie sind, das wird sich sofort herausstellen, wenn wir Sie zum Fürsten von Befour bringen.“
    „Zum Fürsten“, sagte Horn unbedacht. „Ist er denn da?“
    „Ei freilich! Er erwartet Sie mit Schmerzen. Also geben Sie die Arme her, damit ich Sie mit dem Orden des Hosenbandes kröne!“
    „Das gebe ich nicht zu!“
    Da legte ihm der Alte die Hand auf die Achsel und sagte:
    „Höre, alter Urian, verdirb mir meine gute Laune nicht! Jetzt bin ich gut gewesen. Bringst du mich aber in die Wolle, so sieh, wie es dann geht!“
    „Wie soll es dann gehen! Ich –“
    „So wird es gehen!“ donnerte ihn der Förster an.
    Er holte mit beiden Händen aus; sechs blitzschnell aufeinanderfolgende Hiebe mit jeder Hand, und Horn hatte ein Dutzend so kräftige Ohrfeigen erhalten, daß ihm buchstäblich Hören und Sehen verging. Ehe er nur recht zur Besinnung kam, waren ihm die Ellbogen auf dem Rücken zusammengebunden, daß er dachte, die Brust müsse ihm auseinanderplatzen.
    „Au weh!“ rief er laut. „Nicht so fest!“
    „Hättest du vorhin das Maul aufgetan. Jetzt ist es zu spät. Jetzt nun wird gar kein Summs gemacht!“
    Er band die Strickleiter ab, legte sie zusammen und steckte sie in den Gurt.
    „Die wollen wir mitnehmen“, meinte er, „damit nicht vor der Zeit noch ein Unberufener über das Nest kommt. Nehmt ihr beide die Laternen, und ich nehme den guten Freund da. Vorwärts, zum Hund!“
    Er faßte Horn beim Riemen und schob ihn vor sich her. Der Gefangene konnte nicht widerstreben. Er mußte gehorchen. Als sie eine Strecke abwärts geklettert waren, rief der Alte:
    „Pluto, wo bist du?“
    Ein lautes, freudiges Bellen antwortete. Dieses Fragen und Bellen wiederholte sich, bis sie dem Ort, an welchem Seidelmann sein mußte, schnell näher kamen.
    Es gab da eine förmliche Bahn, die über zusammengeknicktes Buschwerk führte.
    „Seht“, sagte der Alte, „hier sind sie herabgekugelt, der Hund und der Schuster. Wir werden sie gleich erreicht haben. Um Gottes willen, horcht!“
    Sie blieben stehen. Ganz in der Nähe hatte der Hund drohend oder warnend aufgeknurrt, dann erscholl ein schriller, unbeschreiblicher Schrei, nach welchem sich das Knirschen zermalmter Knochen hören ließ.
    „Alle Wetter!“ rief Wunderlich. „Er hat einen Versuch gemacht, noch jetzt, im letzten

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