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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augenblick, zu entkommen; aber Pluto hat ihn fest gebissen. Schnell hin!“
    Jetzt war ein lautes Wimmern ihr Führer. Zwischen zwei Sträuchern lag Seidelmann auf dem Rücken; der Hund stand funkelnden Blicks über ihm und hatte ihn bei dem einen Arme gepackt.
    „Zurück, Pluto!“
    Das Tier verließ sofort den Schuster und kam wedelnden Schweifes zu seinem Herrn. Dieser bückte sich zu Seidelmann nieder, um den Arm zu untersuchen.
    „Einfältiger Mensch“, sagte er. „Habe ich dich nicht gewarnt? Du hast dennoch entfliehen wollen, und da hat er dich beim Arm festgehalten, leise erst, wie es seine Art ist; da du ihm aber hast den Arm entwinden wollen, so hat er fester zugebissen. Nun ist der Arm zermalmt, fast zu Brei. Wenn du kein Krebs oder Regenwurm bist, so wächst er dir nicht wieder!“
    Seidelmann antwortete nur mit einem Wimmern. Er erhob sich und leistete nicht den geringsten Widerstand, als er am gesunden Arm mit dem Apotheker zusammengebunden wurde.
    Nun brach man nach dem Försterhaus auf. Dort brannte kein Licht, als aber der Alte in seiner bekannten Weise pfiff, trat Frau Barbara unter die Tür.
    „Bist du es, Vater?“ fragte sie.
    „Ja, Bärbchen. Sind die Burschen daheim?“
    „Noch nicht.“
    „Na, ich brauche sie auch nicht. Ich komme nur, um dir zu sagen, daß du keine Sorge um mich zu haben brauchst. Lege dich in Gottes Namen schlafen. Wir haben die Karnickel erwischt, hier sind sie, und werden sie jetzt gleich zum Fürsten schaffen. Gute Nacht!“
    Die Gefangenen zwischen Wilhelmi und Schulze, der Förster mit dem Hunde hinterher, so ging es jetzt nach dem Ort hinein und denselben hinauf bis zum früheren Seidelmannschen Haus, in welchem jetzt die Familie Hauser wohnte. Es brannte noch Licht. Es waren infolge der Hochzeit noch nicht alle Bewohner zu Bett gegangen. Als die Ankömmlinge in die untere Stube traten, befand sich der Bräutigam noch da.
    „Der Förster?“ fragte er erstaunt. „Wen bringst du denn da?“
    „Guck dir den Kerl nur an!“
    „Mein Gott! Seidelmann! Und dieser andere? Ah, das ist gewiß der Apotheker, der auch gesucht wird. Wo habt ihr sie denn gefangen?“
    „Davon nachher! Nicht wahr, der Fürst schläft?“
    „Schon längst, aber ich werde ihn wecken!“
    „Oho! Das überlaß nur mir! Ich will auch meinen Spaß bei der Geschichte haben. Zeige mir seine Tür!“
    Diese befand sich eine Treppe hoch. Dort angekommen, klopfte der Alte an, als ob er Tote erwecken wolle.
    „Durchlaucht! Durchlaucht!“ rief er dabei.
    „Wer ist draußen?“ fragte der Erwachte.
    „Der Vetter Arndt.“
    „Was gibt es denn?“
    „Schnell aufgestanden! Wir haben Sie.“
    „Wen denn?“
    „Den frommen Seidelmann und seinen Apotheker.“
    „Ah! Warte einen Augenblick!“
    Nach noch keiner Minute wurde die Tür geöffnet, obgleich der Fürst noch nicht alle Stücke seines Anzugs angelegt hatte. Er fragte den eintretenden Förster:
    „Ist's Ernst oder Scherz?“
    „Donnerwetter! Sehe ich so spaßhaft aus?“
    „Allerdings nicht, sondern gerade wie ein Feldherr, der eine Schlacht gewonnen hat.“
    „Die habe ich auch gewonnen.“
    Er erzählte das Abenteuer, während der Fürst sich ankleidete. Dann begaben sich beide hinab. Die Gefangenen wagten kaum, die Augen aufzuschlagen, als der Fürst eintrat. Er sprach kein Wort zu ihnen; er sagte nur zu den anderen Anwesenden:
    „Sie sind es. Eduard, schnell einen Wagen besorgt. Ich muß mit ihnen nach Brückenau auf die Bahn, um sie mit dem ersten Zug nach der Residenz zu bringen.“
    Eduard eilte fort, und der Fürst wendete sich an den Förster, an Wilhelmi und Schulze:
    „Sie wissen, welcher Preis auf die Ergreifung dieser beiden ausgesetzt ist?“
    „Ja“, antwortete Wunderlich. „Viertausend Gulden in Summa. Nicht?“
    „Ja. Ihr habt sie zu bekommen. Nur teilt sich diese Summe gerade schlecht unter dreien.“
    „Sie wird sich schon teilen unter zweien!“
    „Unter zweien? Wie ist das gemeint?“
    „Na, ich nehme nichts. Ich habe zu leben, und ich habe keine Kinder. Diese beiden aber sind arm und haben zahlreiche Familie.“
    „Bravo, Alter! Dennoch sollst du nicht zu kurz kommen. Ich hätte aus meiner Tasche noch zweitausend Gulden daraufgelegt; aber das ist ja nicht nötig. Nächstens werde ich große Waldungen besitzen, und da wirst du Oberförster. Willst du?“
    Da leuchteten die Augen Wunderlichs auf, und sein Gesicht glänzte vor Entzücken. Er fragte:
    „Ist's wahr?“
    „Ja. Es ist

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