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67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen

Titel: 67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auf! Da ist die Käth die Diebin, und ich bin das Schwein! Und das hat der Sepp gesagt? Komm mal her, Alter! Komm herbei zu mir! Ich hab dir was zu sagen!“
    Er streckte dem Sepp die Fäuste drohend entgegen. Dieser kam auch herbei, aber nicht so nahe, daß er von den Fäusten erreicht werden konnte. Er machte eine höchst erstaunte Miene, schlug die Hände zusammen und rief:
    „Der Müllern! Der Talmüllern! Es ist also doch wahr! Nein, so was hat noch nimmer gelebt! Was willst denn du hier in der Stadt, so spät, bei nachtschlafender Zeiten?“
    „Was ich will, du Schwindelmeiern? Das fragst auch noch? Weißt's wohl nimmer?“
    „Nein, kein Wort!“
    „So komm doch näher herbei! Ich will's dir gleich erklären, da mit meinen Händen! Hab ich dich etwa nicht von wegen dem Schatz um Rat gefragt?“
    „Ja, das hast.“
    „Nun also.“
    „Ah! Oh! Bist etwa wegen dem da?“
    „Na freilich!“
    „O meiner Seelen! Jetzt wird mir's ganz schlimm zu Mut! Was ist das für ein Glück, daß wir hier die Schneuztücherl gehabt haben! Nein, nein, nein!“
    Er schüttelte den Kopf wie einer, der vom Ertrinken errettet worden ist und dies gar noch nicht begreifen kann.
    „Was hast nun auch noch mit denen Schneuztücherln?“ fuhr ihn der Müller an.
    „Sei stat und ruhig! Wannst wissen tätst, in welcher Gefahr du gewesen wärst, so könntst vor Schreck gleich gar nicht reden! Was bist doch für ein Mensch. Warum hast mir nicht gesagt, wo der Schatz liegt!“
    „Werd mich hüten!“
    „Und daß du ihn heut holen willst!“
    „War das notwendig?“
    „Freilich, denn dann wärt ihr heut nicht mitnander in so verschiedener Sach zusammengeraten. Ihr habt euch gestört, einer den anderen du und der Fingerl-Franz.“
    „Das sagst jetzunder! Aber wehe dir, wann ich merk, daß du dir nur ein Spaßen mit mir hast machen wolln. Dann ist dein letztes End sehr bald vorhanden gewest!“
    „Spaß und Scherz? Was denkst! Was hätt ich davon? Ich hab's ehrlich gemeint mit dir und dem Franz. Aber ich hab doch nicht wissen könnt, daß ihr eure Sachen mitnander macht, zur selbigen Stund und auch am selbigen Ort. Das bist doch selber überzeugt, daß ich das nicht gewußt hab?“
    „Das ist freilich wahr. Aber wann ich dran denk, so kann ich mir die Haar alle einzeln ausraufen. Ich, der kranke Mann, der nicht von seinem Stuhl aufstehen kann, hab in diesem Hundewettern unter tausend Schmerzen in den Beinen mich zum Spiel-Matthes fahren lassen, nachts ein Uhr, und dabei grunzen müssen wie ein Eber! Und nun ist gar sicher der Schatz verloren!“
    „Vielleicht doch nicht. Hast deine Sachen richtig gmacht?“
    „Ganz und gar.“
    „So ist noch immer Hoffnung vorhanden. Aber es muß erst alles verzählt und verglichen und bedenkt werden. Die Wirtin mag ein warmes Wassern bringen und Seifen dazu. Ihr müßt euch waschen. Es könnt einer kommen, der nix von dieser Angelegenheit zu sehen und zu wissen braucht. Nachher sprechen wir weiter darüber.“
    Die Magd verschwand in der Küche, der Fingerl-Franz auch; der Müller aber mußte gleich in der Stube gereinigt werden, da er nicht laufen konnte. Dann wurde er auf das Sofa gesetzt.
    Als die Magd zurückkehrte, setzte sie sich in eine dunkle Ecke. Sie wußte nicht, ob sie sich mehr schämen oder mehr ärgern solle. Sie tat beides in gleichem Maße.
    Der Franz hatte, seit er das Tuch vom Schubkarren genommen und den Müller erkannt hatte, noch nicht zur Klarheit kommen können. War der Sepp schuldig oder nicht? Im ersteren Fall nahm der Viehhändler sich vor, sich in ganz energischer Weise an dem Alten zu rächen. Er setzte sich jetzt ihm gegenüber, um sein Gesicht genau beobachten zu können.
    Dasselbe zeigte freilich einen Ausdruck wirklich kindlicher Unschuld. Wer den Wurzelhändler so dasitzen sah, der mußte auf seine Unschuld schwören.
    „So“, sagte er, „jetzund sitzen wir beisammen, und so wollen wir sehen, ob wir die Sach erklären können. Die meiste Schuld hat freilich der Barbierer hier. Er hat die Sach ausplaudert, und wann dies geschieht, so geht's allemal schief ab.“
    „Oho!“ rief der Genannte. „Jetzund kann ich dir sogleich beweisen, daß ich grad nicht schuldig bin. Der Müllern wär auch kommen, wann ich nix gesagt hätt.“
    „Ja, aber es wär doch ganz anders worden. Das kann ich behaupten, weil's ich verstehen tu. Und ich will gleich eine Wetten machen, daß auch noch andre Fehler vorkommen sind. Ich werd mal euch alle beid ins Verhör nehmen. Zuerst

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