67 - Der Weg zum Glück 02 - Die Dorftyrannen
grunzt.“
„Ja, die kannst mitnehmen. Der Wirt mag sie dir leihen. Aber lauft schnell und laßt uns nicht lang warten. Und dir, Barbier, muß ich noch sagen, daß die zweit Ohrfeign stärker sein muß als die erst, und die dritt ist die letzt und muß auch die stärkste sein. Merk's gut.“
„Schön!“ lächelte der Barbier, welcher seine fünf Mark schmunzelnd einsteckte.
„Du“, meinte der Franz zu ihm, „ich will hoffen, daß du nicht gar zu sehr zuhaust! Je leiser du anfängst, desto gelinder kannst auch aufhören.“
„Weiß schon. Hab nur keine Sorgen!“
Eben als die beiden aufbrachen, trat der Krickel-Anton herein und setzte sich mit an den Tisch. Die anderen blickten den Sepp fragend an. Dieser nickte zustimmend und sagte in beruhigendem Ton:
„Der kann schon dableiben. Er ist ein guter Bekannter von mir und kann alles hören. Er wird kein Wort sagen.“
„Und vorher habt ihr euch hier bei mir so zankt?“ meinte der Wirt.
„Das war ein Spaßen, weiter nix.“
Und der Anton fügte hinzu:
„Der Sepp ist auch nicht der einzige Freund, den ich hier finde. Der Talmüllern kennt mich auch so gut. Nicht wahr, Müllern?“
„Hm!“ brummte dieser im Andenken an die Ohrfeigen, die er von ihm erhalten hatte.
„Oder meinst, daß ich erzählen soll, wie wir uns kennengelernt haben? Es ist interessant.“
„Brauchst's nicht. Du bist ein guter Freund von mir, und das ist genug. Kannst ruhig sitzen bleiben.“ –
Der Fingerl-Franz und der Barbier beeilten sich, ihren Weg möglichst bald zurückzulegen. Beide waren außerordentlich neugierig, ob sie die Sau auch wirklich im Stall finden würden. Am Kreuzweg angekommen, stellte sich Franz genau an die Stelle, an welcher er den Fehler begangen hatte, und gab dem anderen einen Wink. Dieser holte aus und versetzte ihm eine so schallende Ohrfeige, daß der Getroffene alle Geistesgegenwart zusammennehmen mußte, nicht wieder zu fluchen. Er zog den Atem pfeifend zwischen den Zähnen ein und dachte bei sich:
„Wann die erste so kräftig ausfallt, wie werden da die andern beiden werden!“
Sie gingen weiter. An der Gartenpforte erhielt der Franz die zweite, die nach der Anweisung des Sepp noch gewichtiger war als die erste. Die Wange brannte ihm wie Feuer. Dennoch hielt er an sich und blieb still.
Vor der Tür angekommen blieb er wieder stehen und erhielt die dritte. Die hatte einen solchen Nachdruck, daß er trotz seiner kräftigen Gestalt an den Stall taumelte.
„Warte nur!“ dachte er. „Ich komme auch noch an die Reihe. Aber dann, dann, dann!“
Jetzt zog er den Holzriegel weg, öffnete die Tür und leuchtete hinein. Ja, wirklich, da lag sein Schwein im Stall und grunzte ihm entgegen. Er schob es hin und her, um sich zu überzeugen, ob er seiner Sache gewiß sein könne; aber er irrte sich nicht; es war kein anderes, als das ihm gestohlene Tier.
Jetzt machte er den Stall wieder zu, schob den Riegel vor und eilte so schnell fort, daß der Barbier ihm kaum zu folgen vermochte. Als dann die beiden wieder in die Gaststube traten, blickte der alte Sepp ihnen vergnügt lächelnd entgegen.
„Nun, wie steht's?“ fragte er.
„Bist ein tüchtiger Kerl“, antwortete der Franz.
„Also?“
„Sie ist da!“
„Die richtige?“
„Ja, sie liegt im Stall.“
„Und hast sie dir richtig angesehen?“
„Genau, und auch angefühlt. Es ist gar kein Zweifel möglich. Sie ist es in aller Wirklichkeit.“
„So kann ich also mein Geldl wieder einstecken?“
„Ja, tu's wieder in den Sack!“
„Das gefreut mich sehr, um deinet- und auch meinetwillen.“
„Aber wie steht's mit der Diebin?“
„Wie soll's mit ihr stehen?“
„Ist sie nicht zu erwischen?“
„Nein. Hättst den Fehlern nicht begangen. Sei froh, daß du die Sauen wieder hast.“
„Schon recht! Aber werd ich sie auch behalten?“
„Ja, wannst sie dir nicht wieder stehlen läßt.“
„Da werd ich schon sorgen. Aber ich mein, wegen dem Zauber.“
„Wieso?“
„Geht der nicht wieder zurück?“
„Nein.“
„Auch nicht, wann ich zurück ging?“
„Wie meinst das?“
„Wann mir zum Beispiel der Barbier mein Geldl wieder herauszahlen tat, mein ich halt.“
„Nein, auch dann nicht. Die Sau ist wieder in dem Stall, und da bleibt sie nun auf alle Fälle.“
„Brauchst keine Sorg zu haben. Ich geb dir das Geldl schon nicht wieder heraus!“ meinte der Barbier, der noch neben dem Franz stand, die Laterne in der Hand.
„Aber ich geb sie dir
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