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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Einwilligung geben. Ich erlauben, daß meine Tochter, mein einziges Kind, einen Knecht heiratet!“
    „Warum nicht?“ meinte Ludwig ganz freundlich. „Wir haben uns ja lieb.“
    „Was geht mich das an. Lieb habt ihr euch also. Das habt ihr euch wohl gesagt? Und nicht erst heut, sondern bereits seit langer Zeit?“
    „Nein. Wir haben uns erst vor wenigen Augenblicken mitgeteilt, daß wir uns lieb haben, und da wird Gisela ganz natürlich meine Frau.“
    Die Selbstverständlichkeit, in welcher der Knecht das alles sagte, steigerte die Erregung des Bauers auf das Doppelte.
    „Hund, rede anders von meiner Tochter. Ich rufe sonst die Knechte zusammen und lasse dich zum Hof hinaus peitschen.“
    Er brüllte jetzt so, daß es weithin zu hören war. Gisela ergriff voller Angst den Arm des Geliebten mit beiden Händen. Dieser antwortete ganz in seiner bisherigen Weise:
    „Schimpf mich nicht, Bauer. Du kennst mich und weißt, daß ich das nicht leide. Wir können die Angelegenheit in aller Ruhe besprechen.“
    „Hier gibts nichts zu besprechen. Hinausgehauen wirst du.“
    „Mach den Versuch, ob dir die Knechte da gehorchen werden. Sie würden dich doch nur auslachen. Übrigens habe ich dich bisher für viel klüger gehalten, als du dich jetzt zeigst.“
    „Ja, du bist freilich gescheiter. Du willst den Kery-Hof erheiraten. Gescheiter kann doch kein zweiter Gedanke sein. Mein Knecht will meinen Hof.“
    „Wenn es gar so eine Schande ist, daß du deine Tochter an der Seite des Knechtes auf der Bank sitzen fandest, warum hängst du diese Schande an die große Glocke? Warum schreist du, daß man es im ganzen Dorf hören kann? Warum rufst du diese beiden Osecs herbei, die doch davon gar nichts zu hören brauchten. Mit wenigen, leisen Worten wäre die Sache beigelegt gewesen.“
    „Beigelegt?“ antwortete der Bauer, jetzt allerdings nicht mehr brüllend, sondern in gemäßigtem Ton. „Beigelegt soll sie werden, und zwar sogleich. Gisela, da steht dein Bräutigam. Geh her zu ihm.“
    Er deutete auf den jungen Osec. Gisela blieb stehen. Sie war voller Vertrauen, daß der Schutz Ludwigs ausreichen werde, sie vor Gewalttätigkeiten zu bewahren.
    „Nun, wird's oder nicht!“ fügte Kery drohend hinzu, als er sah, daß sein Befehl nicht befolgt wurde.
    „Nein, es wird nicht“, antwortete Ludwig an Giselas Stelle. „Der Osec ist noch gar nicht ihr Bräutigam; er wird es auch niemals werden; er wird sie nicht bekommen, und wenn er sich auf den Kopf stellen sollte.“
    „Oho!“ riefen die beiden.
    „Ja, ich habe es gesagt, der Knecht Ludwig Held, und das ist genug. Übrigens habt ihr beide hier gar nichts dreinzureden. Ich und der Bauer sind es, die es miteinander zu tun haben. Und wir beide werden schon noch einig werden.“
    „Ich mit dir? Nichtsnutz!“ entgegnete der Bauer. „Im ganzen Leben nicht.“
    „Vielleicht sehr bald. Machen wir der Sache ein Ende. Der Zank und Streit kann zu gar nichts führen. Gisela ist meine Geliebte, und ich gebe sie nicht her. Sie wird keinen andern heiraten als nur mich. Das merkt euch. Übrigens habe ich gar nicht die Absicht, schon jetzt Ansprüche zu erheben oder um das Jawort zu bitten, denn –“
    „Du würdest es sogleich erhalten!“ lachte Kery.
    „Nein“, antwortete Ludwig in aller Ruhe. „Ich weiß zur Genüge: du würdest mich abweisen –“
    „Natürlich! Und wie!“
    „Bald aber wirst du anderer Gesinnung sein –“
    „Im Leben nicht!“ entgegnete, ihn unterbrechend, der Bauer.
    „Das meinst du jetzt; ich aber weiß ganz sicher, daß es anders wird. Darum will ich jetzt still sein und mich entfernen. Morgen in der Frühe ziehe ich ab.“
    „Und läßt dich niemals wieder hier bei mir sehen!“
    „Du wirst noch froh sein, wenn ich zu dir komme. Also morgen früh ziehe ich ab. Wenn ich aber erfahren sollte, daß Gisela gezwungen werden soll, den Osec zu nehmen, oder wenn mir nur zu Ohren kommt, daß sie wegen des heutigen Tages von ihrem Vater schlecht behandelt wird, so bekommt er es mit mir zu tun.“
    „So? Wie willst das anfangen?“
    „Ich nehme sie weg von dir.“
    „Donnerwetter! Bist du etwa ein Fürst oder Graf, daß du in einem solchen Ton mit mir redest?“
    „Nein, ich bin ein armer Knecht, aber ein Ehrenmann. Es kann mir kein Mensch etwas Unehrliches nachweisen. Ich aber kann beim Gericht verlangen, daß man meine Geliebte aus einem Haus nimmt, in welchem Schmuggler und Spitzbuben verkehren.“
    „Hört ihr's? Hört ihr's?“ fragte

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