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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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am ganzen Körper. Er schnappte förmlich nach Atem.
    „So etwas, so etwas muß ich erleben!“ keuchte er. „Mir, dem Kery-Bauer, muß das passieren, daß –“
    „Was ist denn dort hinten los?“ rief es vom Hof her. „Wer hat dort zu schreien?“
    Es war die Stimme des alten Osec.
    „Komm her, komm her!“ antwortete Kery. „Du sollst sehen, was da los ist.“
    Man hörte die nahenden Schritte. Vater und Sohn kamen auf das eiligste herbei. Sie mochten meinen, daß ein Gartendieb erwischt worden sei.
    „Gleich, gleich sind wir dort!“ rief der Alte. „Halt ihn nur fest.“
    Nun waren sie da. Sie sahen drei Gestalten, von denen ihnen nur die zunächststehende, der Bauer, kenntlich war.
    „Hast du ihn?“ fragte Osec.
    „Ja, ich habe ihn!“ knirschte Kery. „Aber auch sie dazu.“
    „Sie? Sind's zwei?“
    „Freilich. Schau sie dir nur an!“
    Die beiden Osecs traten an die beiden heran, welche jetzt nebeneinander standen. Gisela hatte, wie um Schutze zu suchen, Ludwigs Hand ergriffen.
    „Donnerwetter!“ fluchte der Alte.
    „Kreuzmillion!“ stimmte der Junge bei.
    „Kennt ihr sie denn?“ fragte Kery in einem Ton, in welchem eine gewaltsam verhaltene Wut klang.
    „Die Gisela! Was tut sie hier im Garten?“ fragte der Ältere Kery.
    „Erkundige dich bei dem Kerl, der da bei ihr ist!“
    „Bei dem Ludwig? Der ist hier bei ihr gewesen? Warum? – Ah, heiliges Pech! Jetzt geht mir ein Licht auf. Das ist wohl gar ein Liebespaar?“
    „Hast's erraten!“
    „Da schlag der Teufel drein!“
    „Der braucht nicht drein zu schlagen. Ich bin der Vater und werde das selbst besorgen. Sie bekommen beide ihre Hiebe, er und auch sie!“
    Ein anderer hätte unter den obwaltenden Verhältnissen sich wohl schleunigst aus dem Staub gemacht. Ludwig aber war kerzengerade stehengeblieben. Ihm fiel es nicht ein, sich entfernen und die Geliebte im Stich zu lassen. Jetzt antwortete er in mutigem, ernstem Ton:
    „Mäßige dich, Kery-Bauer! Von Prügeln kann hier keine Rede sein!“
    „Hund, muck nicht noch auf, sonst schlage ich sogleich zu! Hier stehen zwei, die mir helfen werden!“
    „Macht keine Dummheiten! Ich werfe euch alle drei aus dem Garten hinaus! Ihr wärt die Kerls, die es mit mir aufnehmen könnten. Und was Gisela betrifft, wenn du dich an ihr vergreifst, so hast du es mit mir zu tun!“
    „Du willst drohen!“ schrie Kery und trat mit erhobenem Arm auf ihn zu.
    Ludwig tat nun auch seinerseits einen Schritt vorwärts.
    „Zurück!“
    Er rief nur dieses eine Wort, aber mit einer solchen Stimme und in solcher Weise, daß der Bauer schleunigst um einige Schritte retirierte.
    „Hört ihr es?“ rief der letztere seinen beiden Verbündeten zu. „Jetzt fängt sogar der Knecht an, zu kommandieren!“
    „Ich bin dein Knecht nicht mehr“, erklärte Ludwig. „Ich bleibe nicht hier. Morgen früh ziehe ich ab!“
    „Das will ich dir auch geraten haben! Ich jage dich fort und werde dir das in das Dienstbuch schreiben.“
    „Versuchen kannst du es; du wirst ja erfahren, ob es dir gelingt. Von einem Fortjagen ist keine Rede. Ich habe dir vorher gesagt, daß ich morgen früh gehe. Du bist zu spät gekommen!“
    „Deine Rede gilt nichts. Ich bin der Herr!“
    „Jetzt nicht mehr. Wir haben nichts mehr miteinander zu schaffen!“
    „Aber desto mehr willst du wohl mit meiner Tochter zu schaffen haben?“
    „Das kannst du dir doch denken!“
    „Das schlag dir aus dem Sinn!“
    „Leider kann ich diesen Rat nicht befolgen, denn Gisela wird meine Frau.“
    Diese Worte hatten zunächst die Wirkung, daß eine augenblickliche Totenstille eintrat. Dann aber stieß der Kery-Bauer ein Gelächter aus, welches gar nicht beschrieben werden kann. Es klang wie das Lachen eines Teufels oder eines Wahnsinnigen.
    „Deine Frau!“ schrie er.
    „Ja, meine Frau.“
    „Wann denn?“
    „Sehr bald.“
    „Schau, schau! Wer richtet denn die Hochzeit aus?“
    „Du! Du bist ja der Vater. Du hast das soeben erst gesagt.“
    „Ich richte die Hochzeit aus, die ohne meine Einwilligung abgehalten werden soll. Der Kerl ist reif fürs Irrenhaus.“
    Die Osecs fielen in sein Hohngelächter, welches gar nicht enden wollte, mit ein.
    „Wer spricht denn davon, daß wir Hochzeit ohne deine Einwilligung halten wollen?“ fragte Ludwig.
    Das klang so ruhig und sicher, als ob er von etwas ganz Gewöhnlichem und Selbstverständlichem spräche.
    „Wollen, wollen!“ schrie Kery. „Was ihr wollt, das geht mich nichts an. Ich meine

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