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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mein Sohn muß gleich nach Hause.“
    „Unsinn! Was fällt ihm ein! Ihr wißt doch, daß –“
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, warf aber den beiden einen Blick zu, welcher ihnen sagte, was er meine. Osec der Ältere gab ihm einen ebenso bezeichnenden Blick zurück und antwortete:
    „Eben grad darum muß er fort. Es ist daheim etwas, woran wir nicht gedacht haben, in Ordnung zu bringen.“
    „So, so! Da kann ich freilich nichts dagegen haben, daß er jetzt schon geht.“
    „Er wird nicht gehen, sondern er nimmt den Wagen. Es ist eilig.“
    „Aber du bleibst doch noch hier?“
    „Ja. Er kommt dann zurück, um mich abzuholen.“
    „So will ich ihm anspannen lassen.“
    Der Bauer wollte allein hinab in den Hof, aber die beiden Gäste gingen mit.
    Als sie unten an der Küche vorüber kamen, blickte Kery hinein. Sie war leer. Das fiel ihm auf. Er dachte daran, daß Ludwig im Garten sei. Wo war Gisela? Doch nicht etwa draußen bei ihm? Sie hatten miteinander getanzt. Es war anzunehmen, daß irgendeine Vertraulichkeit zwischen ihnen vorhanden sei. Es fiel ihm freilich gar nicht ein, an eine Liebschaft zu denken. Das wäre für ihn eine solche Ungeheuerlichkeit gewesen, daß es gar nicht möglich war. Aber wenn die beiden sich im Garten befanden, so sprachen sie jedenfalls von den Osecs, von der aufgeschobenen Verlobung, vom Kloster und von all den Dingen, welche heut geschehen waren. Das mußte er hören. Er konnte sich da über die eigentlichen Absichten seiner Tochter unterrichten. Darum ließ er die Osecs allein nach dem Pferdestall gehen und begab sich nach dem Garten.
    Wer sich in demselben befand, der saß sicherlich auf der Bank. Darum schlich er sich nach jener Gegend hin, in welcher sie stand. Im weichen Gras waren seine Schritte völlig unhörbar. Als er nahe herangekommen war, konnte er die beiden zwar noch nicht sehen, aber er hörte ihre leisen Stimmen.
    „Aha!“ dachte er. „Ein guter Gedanke, mich hierher zu schleichen.“
    Er schlüpfte bis zum Strauch hin und bückte sich dort nieder. Gegen den helleren Himmel waren die Gestalten der beiden ziemlich genau zu erkennen. Der Bauer bemerkte zu seinem Entsetzen, daß sie sich umschlungen hielten. Es durchzuckte ihn eine Empfindung, wie er sie in seinem ganzen Leben noch nicht gefühlt hatte. Es war, als ob ein Blitz in sein Inneres geschlagen habe.
    Sein Blut kochte. Getreu seinem jähzornigen Temperamente wollte er sich sofort mit beiden geballten Fäusten auf sie stürzen; aber die Klugheit gewann doch die Oberhand. Er wollte zuvor wissen, was sie sprachen. Darum blieb er ruhig liegen und lauschte.
    „Hab ich recht?“ fragte Ludwig soeben. „Ist das nicht das schönste, was wir jetzund tun können?“
    Dabei hielt er Gisela umschlungen und küßte sie auf den Mund.
    Der Bauer sah und hörte das. Der Zorn trieb ihm das Blut nach dem Kopf, so daß es ihm vor den Augen war, als ob er helle Feuerfunken fliegen sehe. Er zwang sich noch einige Sekunden lang zur Geduld. Dann aber, als Gisela sagte:
    „Leider aber wird es bald ernst werden, sehr bald!“
    Da konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er richtete sich aus seiner halb kauernden und halb liegenden Stellung empor, trat vor und rief:
    „Ja, ernst wird's! Und nicht etwa sehr bald, sondern sogleich!“
    „Der Vater!“ rief das erschrockene Mädchen, indem sie aufsprang.
    Auch Ludwig stand auf, aber nicht eilig und erschrocken wie die Geliebte.
    „Ja, dein Vater ist's du ungeratene Tochter! Also hier ist das Kloster, in welches du gehen willst. Mit dem Knecht sitzt du im Garten. Von ihm läßt du dich abküssen, und darum willst du den dir bestimmten Bräutigam nicht heiraten! Dir will ich zeigen, was dein Herr und Meister ist. Da hast du!“
    Er holte aus, um sie zu schlagen. Da aber ergriff Ludwig den Arm.
    „Kery-Bauer, was fällt dir ein!“ sagte er in warnendem Ton.
    „Hast etwa du mich danach zu fragen?“
    „Ja.“
    „Du – du – du! Mensch, soll ich dich mit dieser meiner Faust zu Boden schlagen!“
    „Das wirst du unterbleiben lassen.“
    „Nein, ich werde es tun!“
    Er wollte sich von dem Griff Ludwigs losmachen; aber es gelang ihm nicht.
    „Halunke!“ keuchte er.
    „Ludwig, Ludwig! Tu dem Vater nichts!“ flehte Gisela.
    „Hab keine Sorge. Ich will ihn nur hindern, dich zu schlagen. Komm her, und stell dich hinter mich!“
    Sie befolgte diesen Rat, und nun erst, da er die Geliebte in Sicherheit wußte, ließ er den Arm des Bauern los.
    Dieser zitterte vor Aufregung

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