69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
du mit?“
„Ja; ich muß ihn bei mir haben, weil ich früh wieder am ehesten munter bin.“
„Nimm ihn heut nicht mit in deine Kammer, sondern lege ihn mir unter die unterste Treppenstufe.“
„Warum?“
„Ich kann vielleicht die Osecs belauschen, wenn sie in der Stube sitzen. Wenn es mir gelingt, leise die Küche aufzuschließen und mich darin zu verstecken, so kann ich großen Vorteil davon haben.“
„Gut, ich werde dir den Schlüssel hinlegen.“
„Jedenfalls wird dich dein Vater in Gegenwart deiner Mutter ins Gebet nehmen wollen. Wie wirst du dich da verhalten?“
„Ganz so, wie du zu ihm gewesen bist, ruhig, ohne zu zanken, aber fest bei meinem Vorsatz bleibend.“
„Ja, das ist das beste. Lebe wohl, meine liebe, liebe Gisela.“
„Lebe wohl, mein guter Ludwig.“
Sie umarmten und küßten sich. Gisela ging in die Küche und Ludwig nach seiner Kammer. Dort angekommen, sollte er seiner Mutter, welche vom Garten her die lauten Stimmen vernommen, sagen, was dort geschehen sei.
„Jetzt nicht“, antwortete er. „Wir wollen still sein. Ich habe nämlich eine Ahnung, daß der Bauer heraufkommen wird, um sich zu überzeugen, daß ich auch wirklich schlafen gegangen bin. Da muß ich rasch machen.“
Er zog sich aus und legte sich auf die Bank, da er seiner Mutter das Bett überlassen hatte. Eben hatte er den Mantel ergriffen, mit welchem er sich zudecken wollte, da erschien der Bauer und verhielt sich in der bereits beschriebenen Weise.
Kaum aber war Kery fort, so stand Ludwig wieder auf und zog sich wieder an.
„Ich muß hinab“, sagte er. „Lösch das Licht aus, wenn ich hinaus bin, und riegle von innen zu, damit niemand nachsehen kann, ob ich fort bin. Wenn jemand klopft, fragst du nach dem Namen. Nur mich läßt du herein.“
Er ging.
SECHSTES KAPITEL
Die Schmuggler
Draußen blieb er horchend stehen. Er hörte die laute, scheltende Stimme des Bauern und huschte an der Tür, hinter welcher dieser sich mit Frau und Tochter befand, vorüber. Es gelang ihm, ganz unbemerkt hinunter in den Hof zu gelangen.
Dort befand sich über einem offenen Holzschuppen der wohlgefüllte Heuboden, auf welchem die beiden Slowaken schlafen wollten. Jetzt waren sie noch nicht da. Um später gleich zu wissen, ob sie indessen gekommen seien, schlüpfte Ludwig in den Schuppen.
Dort war es stockdunkel, aber er kannte jeden Schrittbreit des Raums. Hinten im Winkel führte eine Holztreppe hinauf nach dem Heuboden. Eine Tür gab es gar nicht. Es war alles offen.
Ludwig zog einen Bindfaden aus der Tasche und legte ihn, lang ausgedehnt, so über mehrere der Treppenstufen, daß kein Mensch die Treppe passieren konnte, ohne die Schnur mit den Füßen aus ihrer jetzigen Lage zu bringen. Sodann trat er wieder in den Hof hinaus.
Er sah, daß Licht in dem Pferdestall brannte. Die Tür desselben stand halb offen. Er schlich sich näher und huschte an eines der kleinen Fenster des Stalls. Er konnte nicht nur hineinblicken, sondern das Glück war ihm so günstig, daß eins der Pferde, welche den Osecs gehörten, grad an diesem Fenster postiert worden war. Der junge Osec war beschäftigt, dem Tier das Kummet anzustecken. Sein Vater lehnte, wie es schien, neben dem Pferd an der Wand. Sie glaubten sich allein und unbeobachtet. Darum sprachen sie ziemlich laut. Da das Fenster offenstand, hörte Ludwig, was gesprochen wurde.
„Ich möchte sie nun nicht“, sagte soeben der Vater.
„Das kannst du leicht sagen. Du bist aber noch einmal so alt wie ich.“
„Bist du denn gar so vernarrt in sie?“
„Vernarrt? Nein. Es ist etwas anderes als das, was man unter vernarrt versteht, aber so was ähnliches ist es doch.“
„Hm! Eine Hübsche ist sie; das ist wahr. Wäre ich noch jung, so wüßte ich nicht, was ich machte. Ich glaube, ich verliebte mich auch in sie.“
„Da hast du es! Und von mir verlangst du, daß ich sie aufgeben soll.“
„Aus gutem Grunde!“
„Es gibt keinen Grund.“
„So! Daß sie dich nicht haben mag, ist wohl keiner?“
„Ich kehre mich nicht daran.“
„Ja, wenn sie keinen Kerl hätte, da wäre doch was zu machen. Nun aber kommt's heraus, daß sie sich in diesen verdammten Spion verliebt hat. Da ist nun alle Hoffnung vergeblich.“
„Der Alte wird sie schon noch herumzukriegen wissen.“
„Das glaube ich schwerlich. Ja, wenn dieser Ludwig nicht hinter unsere Schliche gekommen wäre.“
„Fürchtest du ihn?“
„Ganz natürlich! Wenn er uns verrät, so sind wir des Teufels. Das
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