7 Minuten Zu Spät
Millionen Dollar für ein Zweifamilien-Reihenhaus. Alice blickte den alten Mann nur fassungslos an, und Mike brach in Lachen aus. Joey zuckte mit den Schultern, und innerhalb von zwei Wochen hatte er einen Käufer gefunden.
»Ich finde es immer noch unglaublich.« Lauren wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihre Gelenke waren angeschwollen, und Alice hatte das Gefühl, das Baby würde nicht mehr bis zu seinem errechneten Geburtstermin Mitte September warten. »So viel Geld für ein Haus. Die Leute hier werden immer gieriger. Das ist ja schon krankhaft.«
Das stimmte. In der letzten Zeit schien sich die gesamte Gegend in pures Gold zu verwandeln.
»Gibt es etwas Neues bei euren Hausproblemen?«, fragte Alice.
»Nein, noch nichts.« Lauren legte die Hände auf ihren Bauch und hob ihn ein wenig an. »Tim hat jemanden in der Kanzlei, der sich darum kümmert. Er sagt, vielleicht findet er ja heraus, dass sie es mit anderen Mietern genauso machen. Metro Properties besitzt mehrere Häuser hier in der Gegend. Diese Firmen als Vermieter sind die schlimmsten; wir kennen unseren Vermieter noch nicht einmal. Ich glaube, Tim will Metro unbedingt was anhängen, und ich bin genauso wütend wie er auf diese Blutsauger.«
»Wenn ich du wäre, würde ich einfach ausziehen«, warf Maggie ein. »Es lohnt sich nicht, sich mit solchen Leuten anzulegen.«
Offensichtlich ärgerte Lauren sich über diese Bemerkung. Sie presste die Lippen zusammen und blickte weg. Alice folgte ihrem Blick zu einem leuchtend roten Ball, der auf sie zurollte. Ein kleiner Junge von etwa drei Jahren lief hinterher, wobei er über seine eigenen Turnschuhe stolperte und mit dem Gesicht zuerst auf den schwarzen Gummibelag fiel, der genau aus diesem Grund den Boden des Spielplatzes bedeckte. Er brach in jämmerliches Heulen aus, und Alice wollte schon aufspringen, um ihn aufzuheben, als eine Frau angelaufen kam und ihn in die Arme nahm. Sie war noch jung, sicher noch keine dreißig, und trug Jeans, schwarze Lederturnschuhe und ein ausgeschnittenes rotes T-Shirt. Ihre dunklen Haare waren zu einem kinnlangen Bob geschnitten und betonten ihre helle Haut. Die runden, rosafarbenen Gläser ihrer Sonnenbrille verdeckten ihre Augen fast ganz.
»Schsch, Kumpel, es ist nichts passiert.« Ihre Stimme war klar und warm, klang jedoch nicht besorgt. Die Mutter war sie offenbar nicht.
Um ihre Vermutung zu bestätigen, fragte Alice: »Hat sich Ihr Sohn wehgetan?«
Die Frau blickte sie lächelnd an. »Nein, das war nicht schlimm.«
Alice zog ein sauberes Taschentuch aus der Tasche und reichte es ihr. »Meine Kinder fallen ständig hin«, sagte sie.
»Das ist vielleicht immer ein Drama!«
Die Frau nahm das Taschentuch und trocknete die Tränen auf den Wangen des kleinen Jungen.
»Der ist ja süß«, sagte Alice.
»Ja«, erwiderte die Frau, »mein Neffe ist ein Goldstück.«
»Ich bin kein Goldstück«, begehrte der Junge auf. »Ich bin ein Mensch.«
Die junge Frau lächelte ihn liebevoll an. »Du bist mein großer Junge.« Sie wuschelte ihm durch die Haare und setzte ihn wieder ab. Sofort hob er seinen roten Ball auf, warf ihn hoch und jagte erneut hinter ihm her. Seine Tante blickte ihm nach. Sie trug keinen Ehering, stellte Alice fest. Sie trug überhaupt keinen Schmuck, noch nicht einmal Ohrringe. Und sie war schlank und muskulös wie eine Sportlerin.
»Ich habe Sie schon häufiger hier gesehen«, sagte Alice.
»Ich passe ab und zu auf ihn auf. Das hält mich geistig gesund, wissen Sie.«
»Komisch, mich macht es eher wahnsinnig, auf die Kinder aufzupassen.« Alice warf Maggie und Lauren einen Blick zu. Beide nickten heftig zur Bestätigung.
»Ich heiße Alice.«
»Frannie.«
»Nett, Sie kennen zu lernen.«
Auf der anderen Seite des Spielplatzes war Geschrei zu hören. Alice blickte sich rasch nach den Kindern um, aber sie waren nicht in der Nähe.
»Entschuldigung«, murmelte sie und rannte auf die andere Seite des Spielplatzes.
Zwei Kinder, die sie nicht kannte, stritten sich um die Schaukel, und Alice sah erleichtert, dass Nell mit einem Mädchen aus ihrer Klasse auf einer niedrigen Holzplattform hockte. Sie beugten sich über ihre wertvolle Kartensammlung, wobei Nells rötlich-blonde Haare wie ein Schleier über ihre Hände fielen. Peter, dunkelhaarig und gut aussehend wie sein Vater, stand oben an der großen Rutsche und wartete darauf, dass er an die Reihe kam. Erleichtert ging Alice zur Bank zurück. Frannie war nicht mehr da.
»Mann, der kleine
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