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7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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dich?«
    Woran? Sim lag auf dem Arm der Mutter. War es schwer für sie, sich zu erinnern, wenn sie doch nur sieben Tage lebte?
    Mann und Frau sahen einander an.
    »Ist es erst drei Tage her?« fragte die Frau. Ihr Körper zitterte, und sie schloß die Augen. »Ich kann es nicht glauben. Es ist so ungerecht.« Sie schluchzte, legte die Hand über die Augen und biß sich auf die eingefallenen Lippen. Der Wind spielte mit ihrem grauen Haar. »Jetzt bin ich verzweifelt. Vor einer Stunde warst du es.«
    »Eine Stunde ist ein halbes Leben!«
    »Komm!« Sie nahm ihren Mann am Arm. »Sehen wir uns alles an. Es ist unser letzter Tag.«
    »Die Sonne geht in ein paar Minuten auf«, sagte der alte Mann. »Wir müssen zurückgehen.«
    »Nur noch einen Augenblick«, bat die Frau.
    »Die Sonne wird uns einholen.«
    »Ach, soll sie doch.«
    »Du meinst das nicht im Ernst.«
    »Ich meine nichts, überhaupt nichts«, weinte die Frau.
    Die Sonne zog schnell herauf. Die grünen Farben des Tals verbrannten. Ein heißer Wind strich von den Klippen herunter. Weit drüben nahmen die Sonnenstrahlen die Felsen unter Beschuß. Die riesigen Steingesichter beugten sich unter dem Feuer. Jetzt donnerten die restlichen Lawinen zu Tal.
    »Dark!« rief der Vater. Das Mädchen kam leichtfüßig über den warmen Talboden gesprungen. Ihre Haare wirbelten wie eine schwarze Flagge hinter ihr drein. In beiden Händen trug sie grüne Früchte.
    Die Sonne stieg an den Rand des Horizonts und brachte die Luft zum Flimmern.
    Die Höhlenvölker ergriffen ihre Kinder bei der Hand, schleppten keuchend Säcke mit Gras und Früchten und rannten auf ihre Behausungen zu. In ein paar Sekunden war das Tal verlassen. Bis auf ein kleines Kind, das jemand vergessen hatte. Es rannte weit draußen, aber es war zu schwach, und ehe es die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, stieg die Sonne über die Klippen.
    Die Blumen fielen in sich zusammen, und ihre Samen wirbelten mit dem heißen Wind in Nischen und Krater, um am Abend wieder zu blühen und Samen zu tragen.
    Sims Vater beobachtete das Kind, das allein durch das Tal lief. Er und seine Frau und Dark und Sim befanden sich in der Sicherheit des Tunnels.
    »Es schafft es nicht«, sagte Vater. »Sieh ihm nicht zu, Frau. Das Zusehen hat keinen Sinn.«
    Sie wandte sich ab. Alle außer Sim, dessen Augen in der Ferne ein glitzerndes Stück Metall erspäht hatten. Sein Herz hämmerte, und das Tal verschwamm vor seinen Augen. Weit weg, auf einem niedrigen Berg, reflektierte eines dieser Metallschiffe das blendende Sonnenlicht. Es war, als habe sich einer seiner Träume erfüllt. Eine Raumkapsel, die unbeschädigt auf der Bergkuppe lag. Hier war seine Zukunft. Dorthin würde er gehen, wenn er in ein paar Tagen erwachsen wurde.
    Die Sonne ergoß sich wie geschmolzene Lava in das Tal.
    Das kleine Kind schrie, die Sonne brannte, und das Schreien verstummte.
    Sims Mutter ging gebeugt und mit schmerzverzerrtem Gesicht den Tunnel entlang. Sie brach zwei der letzten Eiszapfen ab, die sich während der Nacht gebildet hatten. Einen gab sie ihrem Mann, den anderen behielt sie selbst. »Trinken wir noch einen letzten Toast. Auf dich und die Kinder.«
    »Auf dich!« Er nickte ihr zu. »Auf die Kinder.«
    Sie erhoben die Eiszapfen. Durch die Wärme der Berührung schmolz das Eis in ihren Mund.
     
3
     
    Den ganzen Tag schien die Sonne sich mit ihren heißen Fingern in das Tal einzugraben. Sim konnte sie nicht sehen, aber die lebhaften Bilder, die seine Eltern auf ihn übertrugen, waren eindringlich genug. Das Licht strömte wie Quecksilber, zischte und züngelte in die Höhlen, drang aber nie weit genug vor. Es erleuchtete die Höhlen. Es machte die Nischen in den Klippen angenehm warm.
    Sim kämpfte darum, seine Eltern jung zu erhalten. Aber so sehr er auch mit Bildern und seinem Geist kämpfte, sie wurden vor seinen Augen zu Mumien. Sein Vater glitt von einem Altersstadium ins andere. Das gleiche muß ich in wenigen Tagen mitmachen, dachte Sim voll Angst.
    Sim wuchs. Er fühlte, wie sein Körper sich streckte. Er aß, schluckte, aß. Er begann Worte mit Bildern und Vorgängen in Zusammenhang zu bringen. Eines dieser Worte war Liebe. Es war nichts Abstraktes, sondern ein Vorgang, ein Atemhauch, Morgenluft, ein Pochen des Herzens, der sanft geschwungene Arm, der ihn hielt, das über ihn gebeugte Gesicht der Mutter. Er sah die Vorgänge und suchte hinter den Zügen der Mutter nach dem Wort. Und da war es. Seine Kehle wollte es formen. Das Leben

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