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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden?“
    „Oh, ich bin im Gegenteil sehr überzeugt davon.“
    „Oder daß du den Prozeß gewinnen wirst?“
    „Ich prozessiere nicht.“
    „Nun, zum Teufel, was denkst du denn? Willst du mit deinen lumpigen fünfzehntausend Gulden dicke tun?“
    „Nein. Die habe ich nicht mehr.“
    „Was? Nicht mehr?“
    „Nein. Sie sind futsch. Ich bin darum betrogen worden.“
    „Sackerment! Wie denn?“
    Er heuchelte das größte Erstaunen.
    „Tu doch nicht so, als ob du es nicht wüßtest“, antwortete Kery. „Du selbst bist ja der Betrüger.“
    „Was fällt dir ein.“
    „Willst du es leugnen?“
    „Ich weiß ja gar nicht, was du meinst!“
    „Nicht? Pfui Teufel! Wer den Mut hat, eine Schurkerei zu begehen, der sollte doch auch den Mut haben, sich zu ihr bekennen!“
    „Von welcher Schurkerei redest du denn eigentlich?“
    „Mache dich nicht lächerlich! Du weißt es ja ebensogut wie ich.“
    „Ich? Ich habe keine Ahnung davon.“
    „Hier liegt der Beweis.“
    Er deutete auf das offen auf dem Tisch liegende Schreiben.
    „Was ist's mit dem Brief?“
    „Lies ihn doch.“
    Osec griff zu. Sobald er die Hand des ihm wohlbekannten Schreibens sah, wußte er den Inhalt. Er las aber dennoch die Zeilen und zwang sich, als er sie aus der Hand legte, zu einer Miene unendlichen Erstaunens.
    „Was – was soll das bedeuten!“ rief er aus. „Lumpen sollen darin gewesen sein?“
    „Ja. Du hast es doch gelesen.“
    „Das ist ein Betrug!“
    „Natürlich!“
    „Das darfst du dir nicht gefallen lassen!“
    „Hm! Was will ich machen? Der Betrüger ist bereits bezahlt und wird sich sehr hüten, das Geld zurückzugeben.“
    „Er muß!“
    „Meinst du?“
    „Ja. Wir zwingen ihn!“
    „Nun gut, so gib mir meinen auf fünfzehntausend Mark lautenden Wechsel retour!“
    „Ich? Wie käme ich dazu?“
    „Nun, der Betrüger bist ja du.“
    „Kery, bist du des Teufels?“
    „Nein. Du hast die Lumpen eingepackt.“
    „Mensch, wie kommst du auf diesen kopflosen Gedanken!“
    „Wie jeder andere auch sogleich auf denselben kommen würde.“
    „Er ist ja ganz ungeheuerlich. Sollten etwa die Träger den Coup begangen und die Pakete vertauscht haben?“
    „Ganz gewiß nicht.“
    „Oder der Adressat?“
    „Auch nicht.“
    „Das kannst du nicht behaupten.“
    „O doch. Ich war ja bei ihm. Es waren im ganzen vierundzwanzig Pakete. Achtzehn hat er geöffnet. Sie enthielten Lumpen und altes Papier. Die letzten sechs hat er ungeöffnet gelassen, um mich zu überzeugen, daß der Betrug nicht auf seiner Seite geschehen ist. Ich machte sie auf und fand – ebenso Papier und Lumpen.“
    „So sind die Träger schuld.“
    „Nein. Die können so etwas nicht wagen. Der Betrug ist geschehen, bevor ich die Pakete in das Haus bekommen habe.“
    „Also wohl von uns?“
    „Ja.“
    „Donnerwetter! Beleidige uns nicht!“
    „Pah! Verstelle dich nicht. Dieser Coup ist nur die Krone, welche du deinem bisherigen Verhalten aufsetzest. Oder wärst du bereit, mir den Wechsel zurückzugeben?“
    „Kann mir nicht einfallen!“
    „Davon bin ich natürlich überzeugt.“
    „Ich habe nicht fünfzehntausend Gulden zu verschenken.“
    „Ich noch viel weniger als du.“
    „Untersuche nur die Sache genau. Der Schuldige muß entdeckt werden.“
    „Er ist entdeckt. Zur Untersuchung ist es zu spät. Ich hätte die Pakete untersuchen sollen, bevor ich dir dafür den Wechsel gab.“
    „Ja. Das hättest du freilich tun sollen. Dann würde sich herausstellen, daß ich ehrlich bin.“
    „Nun, so leugne meinetwegen! Ich habe nichts dagegen; aber ich weiß, woran ich bin.“
    „Mensch, so nimm doch nur Verstand an! Wir sind ja deine Freunde. Wir wollen dir helfen. Willst du denn diese fünfzehntausend Gulden schwimmen lassen?“
    „Ja. Ich bekomme sie doch nicht wieder.“
    „Dann hast du aber gar nichts mehr!“
    „Ich weiß es.“
    „Na, ich begreife dich nicht. Aber es kann mir auch nicht einfallen, dich zu zwingen. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. Ich an deiner Stelle könnte nicht so ruhig dastehen und von diesem Verlust wie von einer selbstverständlichen Sache, von einer Kleinigkeit reden.“
    „Hm! Bin ich denn wirklich so ruhig?“
    „Ja. Ich kenne dich wirklich nicht mehr.“
    „Du wirst mich schon wieder kennenlernen, lieber Osec!“
    Das klang freundlich, aber es lag eine Drohung darin, welche Osec ganz gut heraushörte. Er schüttelte den Kopf und sagte in einem Ton, welcher teilnehmend klingen sollte:
    „Du mußt

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