70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament
bereits schon seit langer Zeit getippt habe. Morgen laufen's nun endlich mal ins Garn.“
„Sind's Bekannte von mir?“
„Vielleicht. Ich werd's dir übermorgen sagen.“
„Warum nicht eher, nicht gleich heut?“
„Weil ich ein Schloß vor dem Mund hab.“
„So will ich nicht in dich dringen. Aber wenn eine Gefahr für dich dabei vorhanden ist, so bitte ich, dich in acht zu nehmen. Es sollte mir herzlich leid tun, wenn dir ein Unfall widerführe.“
„Hab keine Angst um mich! Ich bin nicht allein. Übrigens werd ich mich auch nicht grad dahin stellen, wo ein Stein vom Himmel fallt und mir grad auf den Kopf.“
„Dann kommst du aber wieder zu mir?“
„Das kann ich nicht versprechen.“
„Hast du vielleicht schon eine andere Stelle? Willst's mir nicht sagen?“
„Ich hab noch keine. Wann ich wiederum in Dienst gehe, so komm ich nur zu dir.“
„Das ist mir recht und lieb. Übrigens soll es kein Dienst sein, in dem du bei mir stehest. Du bist nicht mein Knecht.“
„Was denn?“
„Mein – mein – na, kannst du es dir denn nicht denken?“
„Nein.“
„So nennen wir es lieber Schirrmeister. Das ist vornehmer und klingt hübscher.“
„Ist noch nicht das Richtige.“
„Wohl gar Verwalter oder Inspektor?“
„Das nähert sich schon mehr demjenigen, was ich meine. Denk doch an die Gisela.“
„Oh, an die denk ich halt stets und immer.“
„So ist sie dir wohl sehr lieb und wert?“
„Mehr als mein Leben. Weißt, ich bin ein einfacher Kerlen. Ich kann kein Gedicht machen, und wann ich einen Liebesbriefen schreiben wollt, so würd er wohl recht sehr verwunderlich werden. Desto wärmer und tiefer aber sitzt's im Herzen drinnen. Wann ich also sag, daß mir die Gisela lieber ist als mein Leben, so ist das keine Redensart, sondern eine Wahrheiten, von der nix abzuklopfen und abzubrechen ist. Ich werd nie heiraten, wann nicht sie meine Frau werden kann.“
„Nun, was denkst du da von mir? Werde ich euch mein Jawort geben?“
„Wannst klug und auch brav sein willst, so sagst ja. Kannst als guter Vatern gar nicht besser handeln. Ich tät die Gisela und die Eltern auf denen Händen tragen.“
„Ja, das würdest du tun; ich weiß es. Und darum sollst du sie haben, als Lohn dafür, daß du mir den Kery-Hof erhalten hast. Topp, schlag ein!“
Er war überzeugt, hiermit etwas Großes gesagt und getan zu haben. Er, der reiche Kery-Bauer, wollte seine Tochter seinem Knecht geben! Es war heute eine große Umwandlung mit ihm vorgegangen. Aber es gab doch immer noch Schlacken, welche von dem guten Gold getrennt werden mußten.
Darum wunderte er sich nicht wenig, als Ludwig nicht sofort einschlug. Der Knecht bog sich zurück und sagte:
„Nimm mir's nicht übel! Einschlagen kann ich da nicht!“
„Nicht –? Warum?“ erklang es gedehnt.
„Weil's ein Lohn sein soll.“
„Das ist doch nichts Böses?“
„Nein, etwas Böses nicht. Aber die Gisela ist mir viel zu gut und wert, als daß sie als Lohn gelten soll. Was ich tan hab, das ist meine Pflicht und Schuldigkeiten west. Ich hab's nicht tan um eines Lohnes willen, sondern aus Liebe zu dir.“
Der Bauer blickte ihn tief gerührt an.
„Ludwig“, sagte er, „du bist wirklich nicht nur ein braver, sondern auch ein edler und vornehmer Mensch, obgleich du nur eben ein Knecht bist.“
„Ich würde kein Knecht sein, wann ich nicht die Gisela gar so lieb hätt. Sie hat mich wieder herzogen, ohne daß sie es wußt hat. Ich selbst hab ja nicht ahnt, was in mir lebt. Darum mag ich sie eben nicht als Lohn. Wannst nix gegen unsere Lieb hast, so machst mich unendlich glücklich, und ich dank dir es all mein Leben lang. Aber ich bitt dich, laß uns gehen. Wann die rechte Zeit und Stund kommen ist, werden wir schon vor dich und die Mutter hintreten und um euern Segen bitten. Gibst du denselbigen gern, so wird's dir der Herrgott vergelten. Hier, nun nimm meine Hand!“
Er streckte sie ihm hin. Kery schlug kräftig ein und sagte, indem ihm ein großer Tropfen im Auge stand:
„Ja, so soll es sein! Ihr sollt tun, was euch gefällt. Die Liebe duldet keinen Zwang und auch kein Triebwerk. Sie will für sich selbst blühen, und wenn sie mit profanen Fingern angegriffen wird, so geht ihr schönster Schmelz verloren.“
Da öffnete die Bäuerin die Tür und meldete, daß das Essen fertig sei. Die beiden folgten ihr. Ludwig ging natürlich, so wie er es gewohnt war, nach seinem Platz am Gesindetisch.
„Halt!“ sagte der Bauer. „Du bist heut
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