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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Schritt davon der Pfad vorüberführte, auf welchem sie kommen mußten.
    Er kroch also in dieses Gebüsch hinein und machte es sich da so bequem wie möglich. Die Zeit, in welcher die beiden zu erwarten waren, stand nahe.
    Aufmerksam lauschend, hörte er bereits nach wenigen Minuten leise Schritte, welche auf dem Weg hielten, grad gegenüber dem Gebüsch. Ein Flüstern drang zu ihm. Die Worte konnte er nicht verstehen.
    Dann kamen zwei Gestalten ganz herbei.
    „Wo warte ich?“ fragte die eine.
    „Hier hinter den Sträuchern. Das ist der schönste Platz dazu“, antwortete die andere.
    Sie legten ihre Pakete ab. Der eine, jedenfalls der Sohn, setzte sich nieder. Der Vater schlich sich fort. Nach ungefähr zehn Minuten kehrte er wieder zurück.
    „Nun, wie steht es?“ fragte der Sohn.
    „Alles gut. Nur ein Knecht ist noch auf. Er stand mit der Laterne im Hof und wird den Umgang gemacht haben.“
    „Hoffentlich stellt er sich nicht ewig hin!“
    „O nein. Ich weiß, wo die Knechte schlafen. Man kann von hier aus die Fenster sehen, und wir werden das Licht bemerken. Dann können wir hinein. Ich will mich bis dahin niedersetzen.“
    Er legte sich neben dem Sohn in das Gras. Ludwig hätte beide mit seiner Hand erreichen können.
    „Du meinst also, daß wir leichte Arbeit haben werden?“ fragte der Sohn.
    „Sehr leichte. In einer Viertelstunde kann's getan sein. Dann haben wir morgen den halben Weg und sind gegen elf Uhr im Felsenklamm.“
    „Was tun wir heut noch, wenn wir nachher fertig sind?“
    „Hm! Weiß auch nicht.“
    „Zum Schlafen habe ich noch keine Lust.“
    „Ich auch nicht. Der Tag war zu aufregend. Da kommt man nur schwer zur Ruhe. Wollen wir heimwärts durch Slowitz gehen?“
    „Meinetwegen.“
    „Vielleicht ist noch ein Gasthaus offen. Da trinken wir ein Bier und ärgern die Slowitzer dabei.“
    „Schön! Ich wollte, der Kery wäre da. Den häkelten wir an. Nicht?“
    „Und gehörig! Die andern Gäste müßten schon heut erfahren, was er morgen zu erleben hat.“
    „Das gibt einen Spaß. Den allergrößten Spaß aber würde es mir geben, wenn ich einmal diesem verdammten Knecht, dem Ludwig, eins auswischen könnte.“
    „Dann aber gleich etwas Tüchtiges. Hoffentlich gibt es einmal eine Gelegenheit dazu. Ja, früher, da wäre es leicht gegangen.“
    „Wie?“
    „Im Kery-Hof. Da waren wir mit Kery noch kulant; wir konnten nach Belieben kommen und gehen, auch im Haus umherlaufen. Das ist nun vorbei.“
    „Das Haus wird ja unser!“
    „Ja, aber der Knecht ist dann nicht mehr da. Wir hätten ihm etwas in seine Truhe stecken können, eine Uhr oder meinen Geldbeutel. Dann hätten wir aussuchen lassen. Er wäre der Dieb gewesen und hätte in das Gefängnis gemüßt.“
    „Prächtig! Schade, daß dies nun nicht mehr geschehen kann.“
    „Es wird sich schon noch was anderes finden. Kommt Zeit, kommt Rat. Schau, dort sieht man das Licht. Der Knecht geht also schlafen.“
    „Ja. Wir können hinein. Komm!“
    Sie nahmen ihre Pakete wieder auf und verschwanden in der Richtung nach der Scheune zu.
    Jetzt kroch Ludwig aus seinem Versteck. Er hatte seinen Zweck vollständig erreicht. Seine Absicht war gewesen, zu erfahren, ob die beiden Pascher ihre Pakete heut nach diesem Ort bringen würden. Kamen sie, dann führten sie auch auf alle Fälle ihr morgiges Vorhaben aus. Jetzt hatte er diese Gewißheit erlangt und konnte gehen.
    Unterwegs dachte er weniger an die Gisela – trotz der Küsse, die ihn an sie erinnern sollten – als vielmehr an die Schlechtigkeit, an die Verworfenheit dieser beiden Osec. Ihn zum Dieb machen!
    Er ballte die Fäuste und murmelte:
    „Mich ins Gefängnissen bringen! Oho! Wartet nur bis morgen abend, sodann steckt ihr selbst darinnen. Dafür werd ich gern die Sorge tragen.“
    Er verdoppelte seine Schritte, um baldigst früh vor den beiden im Gasthof anzukommen. Hätten sie gewußt, daß er sie belauscht hatte!
    Im Gasthof war nicht nur noch auf, sondern es ging sogar sehr lebhaft da drinnen zu. Die Läden waren zwar verschlossen; aber durch die Lücken derselben drangen doch genug Lichtstrahlen, um zu verkünden, daß sämtliche Lampen noch brannten.
    Ludwig hatte noch nicht die Haustüre erreicht, so erkannte er bereits die laute Stimme des Schmieds alias Herrn Musikdirektors. Derselbe schien einen Vortrag zu halten.
    Als er die Tür öffnete, drang ihm dicker Tabaksqualm entgegen. Man konnte zunächst wohl die einzelnen Gestalten unterscheiden, nicht aber die

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