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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hänge mich an dich!“
    Dabei ergriff er ihren Arm.
    „Oho! Ob ich will!“ rief sie, ihn zum Schein von sich abwehrend.
    „Du willst gern! Oder sollte ich dich vergebens gesucht haben?“
    „Mich gesucht? Türke, du irrst!“
    „Fällt mir nicht ein. Anton erkennt seine Valeska auf den ersten Blick.“
    Das Blumenmädchen war die Ballettänzerin Valeska, seine Geliebte.
    „Wahrhaftig, auch er erkennt mich sofort!“ sagte die letztere. „Aber woran?“
    „Woran erkennt man den Diamant? Kannst du es sagen? Man erkennt ihn, und damit ist es gut. Komm, Liebchen, Loge Nummer fünf. Ich habe bereits den Schlüssel.“
    Sie entfernten sich, gar nicht mehr auf Leni achtend, welche Wort für Wort dieser Unterhaltung angehört hatte und ihnen unbemerkt nachfolgte.
    In einer Ecke des Saals führte eine schmale Treppe hinauf nach den Logen, in denen lüsterne Herren mit käuflichen Dirnen ungestört sich aufhalten konnten. Nachdem der Türke mit seinem Blumenmädchen einige Zeit verschwunden war, stieg auch Leni diese Treppe empor.
    Oben gab es einen schmalen Gang, auf welchen die Türen der kleinen Logen führten. Über diesen Türen waren die Nummern angebracht. An einem kleinen Tischchen saß die Schließerin.
    Um sicherzugehen, fragte Leni: „Ist Nummer fünf noch frei?“
    „Nein. Nummer vier ist noch zu haben. Zwei Gulden. Trinkgeld nach belieben. Wollen Sie?“
    „Ja. Hier sind drei Gulden. Der dritte für Sie. Sind die Logenwände dünn oder dick?“
    „Dünne Bretter. Du mußt dich also in acht nehmen, meine schöne Maske, wenn nachher dein Anbeter kommt. Wenn man nicht ganz leise spricht, wird jedes Wort nebenan gehört, sobald nämlich die Musik schweigt. Hier ist der Schlüssel.“
    Leni nahm den Schlüssel und begab sich nach der Tür ihrer Nummer. Da soeben ein rauschender Galopp getanzt wurde, so waren ihre Schritte nicht zu hören, und auch das öffnen ihrer Tür verklang unter den Akkorden der Blechmusik.
    Die Loge war klein, für zwei Personen eingerichtet. Ein Sofa, ein Tischchen, zwei Stühle und ein Spiegel, das war das Meublement. Am Fenster, welches zum Saal schaute, waren Gardinen angebracht, welche geschlossen werden konnten. Leni zog die ihrigen sofort zu.
    Dann untersuchte sie die Seitenwand nach der Nummer fünf hin. Die Bretter waren mit Tapete überklebt, und es gab keine Lücke oder Ritze, durch welche man hätte hinüberschauen können.
    Sie hoffte aber, da nichts zu sehen war, wenigstens etwas zu hören. Darum zog sie den einen Stuhl hart an die Seitenwand und setzte sich darauf.
    Als der Galopp verklungen war, zeigte es sich, daß ihre Erwartung nicht getäuscht werden sollte. Wenn sich das Ohr einmal an das allgemeine Stimmengewirr des Saals gewöhnt hatte, konnte man ganz leicht hören, was nebenan gesprochen wurde. Soeben jetzt erklang die Stimme des Blumenmädchens:
    „Es wird doch niemand nebenan sein!“
    „Nein. Ich fragte ja die Schließerin. Kommt später jemand, so hören wir es. In Nummer sechs sitzen zwei; das ist aber auf der andern Seite, die hören es.“
    „Pah! Und wenn sie uns auch hörten! Wir tun ja nichts anderes als sie. Komm, Schatz, küß mich!“
    Küsse schallten; dann hörte Leni Anton fragen:
    „Valeska, willst du einmal wirklich und ganz aufrichtig sein?“
    „Das bin ich doch stets mit dir“, antwortete sie mit Sirenenton.
    „Ich hoffe es. Bin ich wirklich der einzige, den du liebst?“
    „Zweifelst du etwa?“
    „Ich kann mir gar nicht denken, daß eine solche Schönheit wie du keine Anbeter haben soll.“
    „Keine haben soll? Wer hat das gesagt? Es sind ihrer genug vorhanden; aber was mache ich mir aus ihnen? Ich will nur dich, dich, dich! Hörst du?“
    „Schwöre mir das!“
    „Schwören? Du nimmst das sehr dramatisch, mein Lieber!“
    „Weil ich weiß, daß ich ohne dich nicht leben kann!“
    Sie lachte lustig auf.
    „Wie viele andere gibt es noch, ohne die du auch nicht leben kannst?“
    „Keine!“
    „Lügner!“
    „Wirklich keine!“
    „Standest du denn vorhin nicht im Begriff, dem schönen Domino zu sagen, daß du ohne sie nicht existieren könntest?“
    „Unsinn! Ich unterhielt mich aus reiner Langeweile mit diesem blödsinnigen Frauenzimmer. Willst du mir das übelnehmen?“
    „Nein; es ist ja Maskenball. Aber wie steht es mit früheren Zeiten? Du sprachst einmal von einer Sennerin, die beinahe deine Braut geworden wäre. Lebt die noch?“
    „Das weiß ich nicht.“
    „Man scheint Personen, die man hat heiraten wollen,

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